Ein Odontoklast (von altgriechisch ὀδούς odoús, deutsch ‚Zahn‘, und altgriech. κλᾰστός klastós, deutsch ‚zerbrochen‘) ist ein Zelltyp, der Zahnhartsubstanzen (vorwiegend Dentin und Zement, aber auch Zahnschmelz) abbaut.[1] Die Odontoklasten werden je nach Funktion auch in Dentinoklasten (englisch dentinoclasts, Dentinfresser) und Zementoklasten eingeteilt.[2] Der Abbauvorgang von Zahnwurzeln wird als Odontoklasie[3][4] bezeichnet. Es handelt sich um mehrkernige Riesenzellen. Die im Bereich von Resorptionsvorgängen stark gefaltete Zellmembran agiert als Protonenpumpe und gibt Wasserstoff-Ionen in das angrenzende Gewebe ab, was zu einer Ansäuerung und zur Auflösung der Mineralien führt. Durch die Freisetzung von Enzymen aus den Lysosomen der Odontoklasten wird auch die organische Matrix der Zahnsubstanz abgebaut.[5] Odontoklasten sind vor allem für die Rückbildung der Milchzahnwurzeln im Rahmen des Zahnwechsels von Bedeutung. Darüber hinaus sind sie bei einigen Zahnerkrankungen beteiligt.[6]

Ursprung

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Die klastischen Zellen bilden sich im Rahmen der Myelopoese aus einkernigen Vorstufen im Blut bildenden Gewebe. Aus pluripotenten Stammzellen entwickelt sich die Reihe der Monozyten und Makrophagen mit den mehrkernigen Odontoklasten.[7]

Morphologie

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Odontoklasten sind große Zellen mit mehreren Zellkernen. Diese Riesenzellen[8] entstehen durch Zellfusion. Sie sind kleiner und enthalten weniger Zellkerne als die Knochen abbauenden Osteoklasten. Das Zytoplasma erscheint vakuolisiert. An den Resorptionsflächen ist die Zellmembran durch eine starke Faltung mit ca. 2 bis 3 µm großen Einstülpungen gekennzeichnet. Das Zellplasma enthält hier Lysosomen, die reich an saurer Phosphatase sind, und Mitochondrien. Im der Resorptionsfläche abgewandten Zellanteil liegen keine Zellorganellen, das Zellplasma ist aber reich an Aktin und Myosin.[9]

Funktion

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Odontoklasten bewirken die natürliche Beseitigung der Zahnwurzeln von Milchzähnen beim Zahnwechsel vom Milchgebiss zum bleibenden Gebiss im Wechselgebiss. Die Odontoklasten sind auch bei der Resorption von reimplantierten Zähnen zu finden. Zahnwurzeln können auch bei einer Erhöhung der auf sie ausgeübten Kraft bei der kieferorthopädischen Behandlung mit einer Resorption des traumatisierten Gewebes durch Odontoklasten reagieren.[10] Die Ausbildung von Wurzelresorptionen an bleibenden Zähnen setzt den Verlust oder die Schädigung der protektiven Zementschicht und der Wurzelhaut voraus, woran sich eine Etablierung einer Entzündungsreaktion an der „ungeschützten“ Zahnhartsubstanz anschließt.[11]

Die resorptive Auflösung von Hartgeweben erfolgt nach folgendem Muster:[12]

Klinische Bedeutung

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Die Multiple idiopathic external apical root resorption (MIEARR, deutsch multiple idiopathische äußere apikale Wurzelresorption) ist eine relativ seltene Erkrankung unklarer Ätiologie, die mehrere Zähne in einem Gebiss betrifft. Da der Zustand nicht symptomatisch ist, wird er normalerweise als zufälliger radiographischer Befund erkannt. In schweren Fällen kann es jedoch zu Schmerzen und Zahnlockerungen kommen. Überwiegend sind erwachsene Männer betroffen. Vorbeugende oder heilende Behandlungen sind nicht bekannt.[13]

Bei felinen odontoklastischen resorptiven Läsionen (FORL), einer häufigen, sehr schmerzhaften Erkrankung der Zähne bei Katzen, werden Odontoklasten durch Zytokine und Entzündungsmediatoren aktiviert.[14] Die befallenen Zähne sollen gezogen werden.

Bei Pferden kennt man die EOTRH – Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis. Bei dieser Erkrankung führen entzündliche Prozesse zu einer chronischen Auflösung der Wurzeln von Schneide-, Eck- und Hengstzähnen vor allem bei älteren Pferden.[15]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. James K. Avery (Hrsg.): Oral Development and Histology, 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2002, ISBN 978-1-58890-028-9.
  2. James K. Avery, Daniel J. Chiego: Essentials of Oral Histology and Embryology, 3. Auflage, Elsevier Mosby, London 2006, ISBN 978-0-3230-3339-8.
  3. Günter Thiele (Hrsg.): Handlexikon der Medizin, Urban & Schwarzenberg, Band 3 (L–R), München, Wien, Baltimore ohne Jahr, S. 1765.
  4. Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage, Urban & Fischer, München, Jena 2003, ISBN 978-3-437-15156-9, S. 1352.
  5. G. S. Kumar: Orban’s Oral Histology & Embryology. Elsevier Health Sciences, 13. Aufl. 2014, ISBN 978-81-312-2819-7, S. 355; 14. Auflage 2015, ISBN 978-81-312-4033-5.
  6. Angela Pierce, Pathophysiological and therapeutic aspects of dentoalveolar resorption, in: Australian Dental Journal, 1989; 34 (5); S. 437–448.
  7. Victor E. Arana-Chavez, Vivian Bradaschia-Correa: Clastic cells: Mineralized tissue resorption in health and disease, in: International Journal of Cell Biology, März 2009, Jahrgang 41, Heft 3/2009, S. 446–450. doi:10.1016/j.biocel.2008.09.007.
  8. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 3-86126-126-X, S. 1437.
  9. Rao K. Bharath: Fundamentals of Oral Anatomy, Physiology and Histology. Elsevier Health Sciences, 2018, ISBN 978-81-312-5413-4, S. 176.
  10. Anita Pesic, Risikofaktoren für kieferorthopädisch induzierte Wurzelresorptionen, Dissertation 2008, Ludwig-Maximilians-Universität zu München. S. 29.
  11. Dorothy Permar, Rudy C. Melfi, Keith E. Alley: Permar’s Oral Embryology and Microscopic Anatomy, Lippincott Williams & Wilkins, 10. Auflage, Philadelphia, London 2000, ISBN 978-0-6833-0644-6.
  12. Gabriel Krastl, Roland Weiger, Externe Wurzelresorptionen nach Dislokationsverletzungen, Endodontie 2012;21(1), S. 33–43
  13. F. Moazami, B. Karami: Multiple idiopathic apical root resorption: a case report. In: International Endodontic Journal. 40, 2007, S. 573, doi:10.1111/j.1365-2591.2007.01267.x.
  14. Markus Eickhoff: Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bei Klein- und Heimtieren. Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 978-3-8304-1038-6, S. 211 ff. (google.com).
  15. Carsten Vogt: Lehrbuch der Zahnheilkunde beim Pferd. Schattauer Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, Stuttgart 2011, ISBN 3-7945-2690-2