Nordring-Kaserne

ehemals militärisch genutztes jetzt denkmalgeschütztes Bauensemble in Hannover-List

Die sogenannte Nordring-Kaserne, auch Nordringkaserne, in Hannover ist ein Anfang des 20. Jahrhunderts für militärische Zwecke errichtetes Bauensemble. Gemeinsam mit dem Welfenplatz dokumentiert die Gebäudegruppe die historische Bedeutung der heutigen niedersächsischen Landeshauptstadt als Garnisonstadt. Standort der in Teilen denkmalgeschützten Kasernenanlage am Nordring des Stadtteils List ist die Möckernstraße 30.[1] Die Adresse bezeichnet heute zugleich den Sitz der Bundespolizeidirektion Hannover.[2]

Gebäude der Nordring-Kaserne

Geschichte und Beschreibung

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Ehrenmal für die Gefallenen der Telegrafenbataillone 3 und 6
 
Inschriften mit der Tafel der „Traditionsgemeinschaften der Nachrichten-Abteilungen 6 und 19“

Ähnlich wie andere Militärbauten des Deutschen Kaiserreichs wurde auch die Nordringkaserne seinerzeit außerhalb der expandierenden Baugebiete am Rande des besiedelten Stadtgebietes errichtet: Die im Norden der List, am Nordring, in den Jahren 1906 bis 1908 errichtete Militäranlage vergrößerte die seit den Befreiungskriegen ausgebaute „Garnison Hannover“. Für die preußischen Telegraphenbataillone[1] 3 und 6[3] entstanden zunächst mehrere Gebäude mit Nebengebäuden, die sich symmetrisch um einen Hof gruppieren. Über dem Nordtrakt setzt ein schwerer, möglicherweise zur Telegrafie genutzter Turm einen baulichen Akzent. Das ursprüngliche Ensemble mit seiner streng gegliederten Architektur zeigt bereits Einflüsse der Neorenaissance, wirkt jedoch „für die Erbauungszeit erstaunlich fortschrittlich.“[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg waren in der Nordring-Kaserne die Artillerie und die Nachrichtenabteilung untergebracht.[4]

Ebenfalls in der Weimarer Republik wurde vor dem Kasernengelände ein Ehrenmal[1] am 5. Oktober 1924 als Denkmal für die Gefallenen der Telegraphenbataillone 3 und 6 gesetzt[5] und im Beisein von Generalfeldmarschall a. D. Paul von Hindenburg und anderen hochrangigen Offizieren vor der Kaserne der 6. Preußischen Nachrichten-Abteilung bei gesenkten Fahnen feierlich eingeweiht.[6]

Zur Zeit des Nationalsozialismus und nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte sich der spätere niedersächsische Sozialminister Karl Abel laut seinen Memoiren am 25. September 1940 in der Nordring-Kaserne zu stellen, in der die Begleitpapiere der Gestapo bereits vorlagen.[7]

Nachdem durch die Luftangriffe auf Hannover die Stadt Hannover zu rund 48 % zerstört worden war,[8] wurde die Nordring-Kaserne unmittelbar nach dem Kriegsende 1945 in der Zeit der Britischen Besatzungszone zunächst von den Engländern vereinnahmt, um dann für Zivilpersonen als Notunterkunft eingerichtet zu werden.[9]

Nach der Wiederbewaffnung in der Nachkriegszeit wurde die Nordringkaserne ab Juni 1956 durch die ersten Heeressoldaten der neu gegründeten Bundeswehr genutzt, dem Bundesgrenzschutz (BGS)[10] Grenzschutzkommando Nord.[9] Die am Nordring Untergebrachten gaben am 1. Juli ihr feierliches Gelöbnis im Eilenriedestadion.[10] Aus Teilen des dort stationierten Kommandos wurden die ersten Einheiten der 1. Grenadierdivision gebildet, der späteren 1. Panzerdivision.[9]

1976 wurde am Fuß des 1924 vor der Kaserne aufgestellten Gefallenendenkmals eine zusätzliche Gedenktafel für die Gefallenen und Vermissten der Nachrichtenabteilungen 6 und 19 installiert.[11]

Die erhaltene, ursprüngliche Anlage am Nordring ist heute von neueren Gebäuden und Sportplätzen umgeben und wurde vom Bundesgrenzschutz genutzt.[1]

Siehe auch

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Commons: Nordringkaserne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Kasernen. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 17f.; sowie List im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 12–15
  2. Vergleiche die Angaben auf der Seite bundespolizei.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 12. Dezember 2018
  3. Vergleiche die Inschrift auf dem Ehrenmal
  4. Klaus Mlynek: Garnisonstadt Hannover, in ders., Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 1994, ISBN 3-87706-364-0, S. 489f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Gerhard Schneider: Militarisierung des Bewußtseins und nationale Konsensstiftung - Kriegerdenkmäler in Hannover 1919 bis 1933. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 43 (1989), S. 85–118; hier: Anhang / Denkmäler für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, S. 111f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Vergleiche den untertitelten Foto-Abdruck von Carl Thies Nachfolger unter dem Titel Militärische Gedenkfeiern. In: Tageblatt-Bilder. Wochenbeilage des Hannoverschen Tageblattes, Ausgabe 27 vom 18. Oktober 1924 [ohne Seitennummer]
  7. Christian Heppner (Hrsg.): Als Sozialist und Kommunist unter vier Regimes. Die Memoiren des ersten niedersächsischen Sozialministers Karl Abel (1897 - 1971) (= Schaumburger Studien, Bd. 67), Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2008, ISBN 978-3-89534-677-4, S. 283; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. Klaus Mlynek: Zweiter Weltkrieg. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 694f.
  9. a b c Klaus Mlynek: Kasernen. In: Stadtlexikon Hannover, S. 339; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. a b Herbert Rogge: Aus der Stadt / Bundeswehr in Hannover / Ein Stück Militärgeschichte endet ..., Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 10. Dezember 2015, zuletzt abgerufen am 12. Dezember 2018
  11. Gerhard Schneider: „... nicht umsonst gefallen“? Kriegerdenkmäler und Kriegstotenkult in Hannover (= Hannoversche Geschichtsblätter, Sonderband), Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung und Verlag, 1991, S. 337; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Koordinaten: 52° 24′ 11″ N, 9° 44′ 38,9″ O