Nizo, für „Niezoldi & Krämer“, war ein 1925 gegründeter Münchener Kamera-Hersteller. Gründer waren der Kaufmann Georg Niezoldi und der Techniker Georg Krämer.[1][3]

Niezoldi & Krämer
(Kurzform: Nizo)[1]
Rechtsform GmbH
Gründung 1925
Auflösung 1982
Auflösungsgrund Auflösung mit Mutterkonzern Bauer
Sitz München, Deutschland
Mitarbeiterzahl 803 (1975)[2]
Branche Filmkameras
Stand: 19. März 2023

Niezoldi & Krämer produzierten hochwertige Schmalfilm-Kameras, um 1930 im 8-, 9,5- und 16-mm-Format[4] in Federwerk-Technik,[5][6] wobei für die 16 mm-Cine-Modelle Meyer- und Steinheil-Objektive verwendet wurden.[7] 1955 wurde der Exposomat 8 mit Rodenstock-Objektiv Ronar 1,9/12,5mm gefertigt,[8] 1958 der Exposomat 8T mit der Steinheil-Optik Culminon 1,9/13mm.[9] Nizo stellte 1932 auch schon Projektoren her, die sowohl 9,5- als auch 16-mm-Filme zeigen konnten.[2]

Die Nizo-Kameras wurden in reiner Handarbeit hergestellt,[4] 1934 etwa 10 pro Tag; das war auch in den 1950er Jahren noch der Fall, und mit der zu dieser Zeit nachlassenden Nachfrage drohte die Zahlungsunfähigkeit.[2]

Unter der Braun AG (1962–1980) Bearbeiten

 
Super-8-Filmkamera
Modell Nizo S55, 1968
 
Braun FP 30, 1973
 
Super-8-Filmkamera
Modell Braun Nizo 6080, 1978
 
Super-8-Filmkamera
Modell „Braun Integral 7 “, 1980

Braun stellte, wie auch andere Rundfunkgeräte-Hersteller Elektronenblitzgeräte her und bereits 1952 war das Modell Hobby erschienen. So lag es nahe, den Bereich Fotogeräte mit dem Kauf von „Niezoldi & Krämer“ im Jahr 1962 auszudehnen. Somit wurde die Braun AG Hauptgesellschafter und die Niezoldi & Krämer GmbH als Tochtergesellschaft in die Braun-Gruppe eingebunden, wodurch die Marke „Nizo“ erhalten blieb.[4]

Das Designteam mit Dieter Rams als Chefdesigner, Richard Fischer und Robert Oberheim hatte durch die Übernahme auch die Gelegenheit, den Nizo-Kameras ein unverwechselbares Äußeres zu geben, was sich schon 1963 am Modell „Nizo FA3“, der letzten Federwerkkamera,[10] bemerkbar macht. Auch ein Filmprojektor (FP 1) war von Robert Oberrheim und Dieter Rams gestaltet worden.[11] Die Markteinführung der 1965 von Kodak entwickelten Super-8-Filmkassette bestimmte die Entwicklung der Nizo-Filmkameras. Die lichtstarken Objektive stammten von Schneider Kreuznach.[10] Die erste Super-8-Kamera war die S 8 in mattglänzendem eloxierten Aluminiumgehäuse; sie erhielt 1966 den Preis „Gute Form“ vom Rat der Formgebung in Frankfurt. 1966 wurden drei weitere Varianten der S 8 eingeführt; die S 8 E hatte kein elektrisch verstellbares Zoomobjektiv.[3] Ab 1966 erzielte man zum ersten Mal durch die Super-8-Kameras einen Umsatzzuwachs. Dazugehörige Projektoren waren der FP 1 S[12] und der FP 3 S, den Oberheim gestaltet hatte.[13] 1967 erschien für den Export die S 8 S.[3] Das Nachfolgemodell S 80 ist im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt.[10][14] Die 1970 vorgestellte S 800 hatte ein 11fach-Zoomobjektiv mit Lichtstärke 1,8.[15]

Allerdings hatten die Nizo-Kameras, die nur in geringen Stückzahlen produziert wurden, nur im Segment der Super-8-Oberklasse einen nennenswerten Marktanteil.[2] 1970 erschien auch die einfachere und damit günstigere S 30.[10] Ebenso wurden die Super-8-Projektoren weiterentwickelt, so erschienen nach dem FP5 im Jahr 1969 FP7/8 und FP 30 1973 der FP 35 und der durch Verzicht auf Filmszenenwiederholung einfachere FP 35 spezial. Schon der FP 30 hatte ein Unterdruckkühlsystem, das nicht nur den Filmkanal und das Lampenhaus, sondern den ganzen Projektor einbezog.[16] 1975 bot Braun-Nizo als Spitzenmodell die Nizo professional mit einem großen 12-fach-Zoom an, das auch Makro-fähig war; ihr Gewicht betrug 2 kg. Die Abdeckung aller denkbaren, lippensynchronen Vertonungsvarianten über fünf Schaltereinstellungen war ein Alleinstellungsmerkmal.[17] Schon 1976 stagnierte der Super-8-Kamera-Markt, und es folgte ein Umsatzeinbruch.

1978 hatten die Nizo-Tonfilmkameras 3048 und 3056 zum ersten Mal auch das Braun-Logo.[10] 1980 erschienen die letzten Nizo-Super-8-Kameras. Sie gehörten zur von Peter Schneider gestalteten Integral-Serie mit einem Kunststoffgehäuse[10] und zeichneten sich durch eine vollelektronische Steuerung aus. Ihre Objektive hatten aufgrund der hohen Lichstärken von 1,4 oder 1,2 vergleichsweise große Durchmesser.[10]

Betrachtung der Kamerabezeichnungen Bearbeiten

Eine Übersicht[18] führt insgesamt 64 verschiedene Modelle auf, deren Produktionszeiträume von 1965 bis 1985 reichen, da nach 1982 noch Kameras im Lager waren.[2] Sie haben unterschiedliche Bezeichnungen, ausgehend von S8, S1 über S36, S480 bis hin zu Modellnamen wie „Nizo Professional“ (Typ: 800P) oder „Nizo Spezial 136“. Kameras mit Tonaufzeichnung wurden anfangs vierziffrig mit dem Zusatz „Sound“ (Nizo 2056 sound) versehen; die letzte Modellreihe „Integral“ wurde nur mit Zahlen ergänzt,[4] die den Multiplikator der kleinsten Brennweite des Zoomobjektivs angaben.[19][20]

Unter Bauer (1980–1982) Bearbeiten

1980 wurden die Niezoldi & Krämer GmbH sowie die Braun-Blitzgeräteproduktion an die Eugen Bauer GmbH in Stuttgart verkauft, eine Tochtergesellschaft der Robert Bosch GmbH. Bosch-Bauer war Marktführer in Deutschland bei Super-8-Filmkameras und Filmprojektoren.

1982 wurde die Produktion eingestellt, das Werk in München geschlossen und rund 500 Mitarbeiter wurden entlassen.[4]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Braun Nizo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b www.super8data.com/database/manufacturers_list/n_/nizo.htm (Archivlink, abgerufen am 19. März 2023)
  2. a b c d e Jürgen Lössau: Nizo – die Kult-Marke. In: super8.ch. 27. Februar 2004, abgerufen am 19. März 2023.
  3. a b c Peter Ziegler, Michael Unger: Braun Design – Nizo Cameras 1. In: designundtext.com. Abgerufen am 19. März 2023.
  4. a b c d e Jürgen Lossau: Nizo-Historie. In: Filmkameras. Atoll Medien, S. 276. 2000, abgerufen am 19. März 2023.
  5. Jan71: Alte 16mm Filmkamera Cine Nizo 16A: Verschlußzeit ? In: amateurfilm-forum.de. 21. April 2013, abgerufen am 19. März 2023.
  6. Agnes Schönberger: „Kino Variété Rhein-Main“ in Offenbach zeigt verschollen geglaubte Filmraritäten aus der Vorkriegszeit. In: fr.de. 10. April 2019, abgerufen am 19. März 2023.
  7. Michael Dietz: nizo. In: kameras.fleckenbuehler-muehle.de. 2017, abgerufen am 19. März 2023.
  8. Michael Dietz: Nizo Exposomat 8. In: kameras.fleckenbuehler-muehle.de. 2017, abgerufen am 19. März 2023.
  9. Michael Dietz: Nizo Exposomat 8 T (TS). In: kameras.fleckenbuehler-muehle.de. 2017, abgerufen am 19. März 2023.
  10. a b c d e f g Jürgen Lossau: Die Designmacher bei Braun Nizo. In: super8.tv. 6. Juni 2021, abgerufen am 19. März 2023.
  11. foto. In: sammlung-design.de. Abgerufen am 19. März 2023.
  12. Christian Zahn: Nizo FP 1. In: optiksammlung.de. Abgerufen am 18. März 2023.
  13. Deutsche Fotothek. In: deutschefotothek.de. Abgerufen am 24. März 2023.
  14. Nizo. In: moma.org. Abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
  15. Peter Ziegler, Michael Unger, Nizo Die Kameramarke von Braun, Seiten 13 und 15 In: Design+Text, Mai 1988 (PDF-Datei)
  16. Guenter Staeffler: Braun Design – Nizo Filmprojektoren. In: designundtext.com. 2005, abgerufen am 23. März 2023.
  17. Jürgen Lössau: Nizo – die Super-8-Wunderwerke. In: super8.ch. 13. April 2004, abgerufen am 19. März 2023.
  18. Übersicht der Nizo-Kameras auf www.super8data.com (Memento vom 17. Februar 2015 im Internet Archive)
  19. Michael Dietz: Nizo Integral 7. In: kameras.fleckenbuehler-muehle.de. 2017, abgerufen am 19. März 2023.
  20. Michael Dietz: Nizo Integral 10. In: kameras.fleckenbuehler-muehle.de. 2017, abgerufen am 19. März 2023.