Nimrod-Orogenese

proterozoische Orogenese im heutigen Antarktika

Die Nimrod-Orogenese war ein plattentektonisches und orogeneses Ereignis, das sich zwischen 1730 und 1720 mya am seinerzeitigen östlichen Rand Ostantarktikas ereignete. Zusammen mit der zeitnahen Kimban-Orogenese, die an den östlichen Rändern der südaustralischen Gawler- und Terre Adélie-Kratone auftraten, definieren sie die Existenz des Mawson-Kratons.

Heutige geographische Karte Antarktikas mit Schelfeis-Gebieten und Randmeeren

Diese orogenen Prozesse werden zusammengefasst als Nimrod-Kimban-Orogenese bezeichnet, die mit Subduktion von Lithosphärenplatten und dem Schließen von Ozeanbecken zusammen hingen. Zeitlich fallen sie etwa in die Formierungsspanne des hypothetischen Superkontinents Columbia,[1] der sich ab ca. 2000 mya entwickelte.

Namensherkunft Bearbeiten

Namensgebend für die Nimrod-Orogenese ist die Nimrod Group innerhalb der Miller Range,[2] in der seltene Ausbisse des ostantarktischen Grundgebirges zu Tage treten. Die Nimrod Group bildet einen heterogenen metamorph überprägten Komplex, in dem bis zu 3100 mya alte Gesteine enthalten sind.

Geodynamische Prozesse Bearbeiten

Während der Nimrod-Orogenese[3] kollidierte der hypothetische Beardmore-Mikrokontinent mit dem östlichen Rand des Mawson-Kratons. Der Beardmore-Mikrokontinent bildete einen schmalen durchgehenden terranen Streifen, der sich entlang des heutigen Transantarktischen Gebirge bis zum nordöstlichen Rand Ostantarktikas erstreckte. Er ist nicht mehr erhalten, jedoch kommen in der Beardmore Group der Miller Range Sedimente vor, die 2800 mya und 1900 bis 1400 mya alt sind, und von unterschiedlichen kontinentalen Rändern entlang eines Grabenbruchs stammten.[4] Zwischen dem ostantarktischen Grundgebirge und dem Beardmore-Mikrokontinent wurde die Miller Range und die Shackleton Range eingeklemmt und deren Grundgebirge tief greifend tektonisch überarbeitet und metamorph überprägt.[5]

Gesteine und Metamorphosen Bearbeiten

Die Nimrod-Orogenese stellt ein bedeutendes Ereignis da, bei dem hochgradige Deformationen, Metamorphosen und Krustenverdickungen zwischen 1730 und 1720 mya auftraten. Sie ist das älteste registrierte orogene Ereignis Ostantarktikas. Belege finden sich u. a. in Zirkonen von magmatischen Protolithen (Ausgangsgesteinen) archaischer Gneise. Sie zeigen metamorphe Überprägungen zwischen 1730 und 1720 mya. Deformierter Granodiorit, der in die Gneise und assoziierten Metasedimentgesteine intrudierte, weist ein Kristallisationsalter um 1730 mya auf. Ein in den Gneisen eingeschalteter Eklogitblock erfuhr um 1720 mya eine metamorphe Umkristallisation. Eklogite entstehen typischerweise entlang von Subduktionszonen. Die metamorphe Überprägung der Gneise und Glimmerschiefer erreicht regional von oberer Amphibolit-Fazies über Granulit-Fazies bis hin zu Eklogit-Fazies.

Weblinks Bearbeiten

  • Justin L. Payne, Martin Hand, Karin M. Barovich, Anthony Reid, David A. D. Evans: Correlations and reconstruction models for the 2500–1500 Ma evolution of the Mawson Continent. . In: Palaeoproterozoic Supercontinents and Global Evolution. Band 323, Geological Society, Special Publications, London 2009, S. 319–355. doi:10.1144/SP323.16, (PDF)
  • Georg Kleinschmidt, Werner Buggisch: Plate Tectonic Implications of the Structure of the Shackleton Range, Antartica. . In: Polarforschung. Band 63, Nr. 1, 1993, S. 57–62. (PDF)
  • John W. Goodge: Latest Neoproterozoic basin inversion of the Beardmore Group, central Transantarctic Mountains, Antarctica. In: Tectonics. Vol. 16, No. 4, August 1997, S. 682–701. (agupubs.onlinelibrary.wiley.com)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nick M. W. Roberts: The boring billion? – Lid tectonics, continental growth and environmental change associated with the Columbia supercontinent. . In: Geoscience Frontiers. Vol. 4, Nr. 6, November 2013, S. 681–691. doi:10.1016/j.gsf.2013.05.004
  2. John W. Goodge, C. Mark Fanning: 2.5 b.y. of punctuated Earth history as recorded in a single rock. In: Geology. Band 27, Nr. 11, November 1999, S. 1007–1010. (PDF) (Memento des Originals vom 2. November 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pdfs.semanticscholar.org
  3. John W. Goodge, C. Mark Fanning, Vickie C. Bennett: U–Pb evidence of ∼1.7 Ga crustal tectonism during the Nimrod Orogeny in the Transantarctic Mountains, Antarctica: implications for Proterozoic plate reconstructions. In: Precambrian Research. Vol. 112, Nr. 3–4, 10. Dezember 2001, S. 261–288. doi:10.1016/S0301-9268(01)00193-0
  4. J. W. Goodge, P. Myrow, I. S. Williams, S. A. Bowring: Age and Provenance of the Beardmore Group, Antarctica: Constraints on Rodinia Supercontinent Breakup. . In: The Journal of Geology. Vol. 110, Nr. 4, Juli 2002. doi:10.1086/340629
  5. M. H. Monroe: Antarctica – Before and After Gondwana. In: Gondwana Research. Vol. 19, Nr. 2, März 2011, S. 335–371. doi:10.1016/j.gr.2010.09.003