Gewöhnlicher Feldsalat

Art der Gattung Feldsalat (Valerianella)
(Weitergeleitet von Nüsslisalat)

Der Gewöhnliche Feldsalat (bundesdeutsches Hochdeutsch), Vogerlsalat (österreichisches Hochdeutsch) bzw. Nüsslisalat (Schweizer Hochdeutsch); Valerianella locusta, mundartlich auch Ackersalat, Mausohrsalat, Nüsschen, Nüssler, Schafmäulchen/Schafmäulich, Sonnewirbele und Rapunzel genannt, ist eine Pflanzenart der Gattung Feldsalat (Valerianella) und gehört zur Unterfamilie der Baldriangewächse (Valerianoideae).

Gewöhnlicher Feldsalat

Gewöhnlicher Feldsalat (Valerianella locusta), Illustration

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Unterfamilie: Baldriangewächse (Valerianoideae)
Gattung: Feldsalat (Valerianella)
Art: Gewöhnlicher Feldsalat
Wissenschaftlicher Name
Valerianella locusta
(L.) Laterr.

Beschreibung Bearbeiten

Der Gewöhnliche Feldsalat ist eine einjährige, meist winterannuelle, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 15 cm erreicht. Seine einfachen Laubblätter werden 5 bis 30 mm lang und stehen in einer grundständigen Blattrosette. Je nach Sorte sind die Blätter breit oder schmal, rund oder spitz und kommen in verschiedenen Grünschattierungen vor. Der Stängel ist dichasial verzweigt, vierkantig, gefurcht und abwärts gebogen behaart.

Die Blüten stehen in kleinen, gerundeten Trugdolden (Dichasien). Die kleinen, zygomorphen Blüten sind fünfzählig und 1,5 bis 2 mm lang. Die fünf blassblauen Kronblätter sind verwachsen. Es sind nur drei Staubblätter vorhanden. Drei Fruchtblätter sind zu einem Fruchtknoten verwachsen. Diese Art ist nur mit reifen Früchten zu bestimmen. Die Früchte sind kleine asymmetrische Nüsse mit einem einsamigen Fach mit schwammig verdickter Wand sowie zwei tauben Fruchtfächern als Schwimmeinrichtung. Die Frucht ist seitlich etwas zusammengedrückt, kurz zugespitzt, rundlich, glatt (unreif runzelig!), mit einer Furche; sie ist 2 bis 4 mm lang.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14, 16 oder 34.[1]

Ökologie Bearbeiten

Die Samenkeimung dieses Therophyten erfolgt noch im Herbst nach sommerlichem Abbau der Hemmstoffe. Der Gewöhnliche Feldsalat überwintert als Blattrosette. Ab April treiben unter Aufbrauchen der Reservestoffe der Rosettenblätter zahlreiche Blütensprosse mit Blüten, die allesamt fruchten. Die Blüten sind winzige homogame „Trichterblumen“. Nur wenig Nektar wird gebildet und in der Kronröhre abgesondert. Bestäuber sind Käfer, Zweiflügler, Bienen und Schmetterlinge. Überwiegend erfolgt aber spontane Selbstbestäubung, indem die Narben erst unterhalb, später auf gleicher Höhe stehen wie die Staubbeutel.

Die Blütezeit ist von April bis Mai.

Die Ausbreitung erfolgt als Regenschwemmling, Ballonflieger, Menschenausbreitung als Kulturbegleiter und Kulturrelikt. Die Fruchtreife erfolgt im Juni bis Juli.

Vorkommen Bearbeiten

Der Gewöhnliche Feldsalat kommt vor in Europa, in Makaronesien, im nördlichen Afrika und in Westasien.[2] In weiteren Ländern kommt er als Neophyt vor.[3] Er gedeiht auf frischen bis mäßig frischen, nährstoff- und basenreichen, sandigen oder reinen Lehmböden in wintermild-humider Klimalage. Er kommt in Mitteleuropa vor allem in Gesellschaften der Klasse Sedo-Scleranthetea vor, ist aber auch in Gesellschaften der Ordnung Polygono-Chenopodietalia oder der Klasse Secalietea zu finden.[1]

Systematik Bearbeiten

Es können folgende Unterarten unterschieden werden:

  • Valerianella locusta subsp. locusta
  • Valerianella locusta subsp. lusitanica (Font Quer) M. Laínz (Syn.: Valerianella lusitanica Font Quer): Sie kommt in Portugal und in Spanien vor.[2]

Verwendung Bearbeiten

In seiner Kulturform wird Feldsalat als Blattsalat gegessen. Er ist stark aromatisch und einige Varietäten erinnern im Geschmack an Haselnuss.

Inhaltsstoffe Bearbeiten

Die Blätter enthalten viele bioaktive Stoffe, wie Vitamin C, Carotinoide, Phenole, Folsäure, Sterine und Omega-3-Fettsäuren. Bei längerer Lagerung vermindert sich vor allem der Vitamin C-Gehalt, in geringerem Maße auch der Gehalt der Carotinoide und Phenole. Den höchsten Nährstoffgehalt erzielt man durch Verzehr frisch geernteter Blätter.[4][5]

Phenol-Konzentrationen in frisch geerntetem Feldsalat
Abkürzung Phenol mg / kg Blätter
3-CQA 3-O-Caffeoyl - Chininsäure 7,53
5-CQA 5-O-Caffeoyl - Chininsäure 1043,88
4-CQA 4-O-Caffeoyl - Chininsäure 56,23
Q-rut Quercetin-3-Rutinosid 11,02
Lut-pentosylhex Luteolin - Pentosylhexosid 36,85
K-rut Kampferol-3-O-Rutinosid 196,14
- Genistein 10,32
- Hesperidin 34,68
- Diosmetin 18,89
Di CQA hex di-Caffeoyl - Chininsäure - Hexosid 102,53
CQA hex Caffeoyl - Chininsäure - Hexosid 0,95

Stichprobe aus dem Eigenanbau der Autorin.[4]

Anbau Bearbeiten

Seit der Jungsteinzeit wird er als Salatpflanze angebaut.[6] Der Anbau des (sortenabhängig) zumeist winterharten Feldsalats erfolgt als Nachfrucht sowohl im Freiland wie im Gewächshaus, die Ernte kann abhängig vom Saatzeitpunkt von Herbst bis, bedingt durch das Schossen der Pflanzen ab Ende März und April des folgenden Jahres erfolgen. Der Ertrag liegt im Feldanbau bei etwa 0,4 kg/m² Anbaufläche, im Gewächshaus hingegen bei 1 bis 1,5 kg/m².

Im Freiland geschieht die Aussaat für Herbsternten von Juli bis August sowie zur Überwinterung im Lauf der ersten Septemberhälfte. Verbreitet ist auch der Anbau im ungeheizten Gewächshaus, hier ist der günstigste Saatzeitpunkt zwar in der ersten Septemberhälfte gegeben, aber auch noch bis Ende Oktober möglich.[7][8] In vielen Quellen wird behauptet Feldsalat sei ein Dunkelkeimer[9], in einer Studie keimte er jedoch sowohl unter diffusem Licht eines Nordfensters, als auch unmittelbar unter Blätter, wo die Lichtintensität 10 % bis 15 % des natürlichen Lichtes betrug.[10]

Er kann witterungsabhängig von Pilzerkrankungen wie Echtem Mehltau oder Falschem Mehltau befallen werden. Gegen beide Krankheiten sind resistente Sorten einsetzbar,[11] sowie zahlreiche Pflanzenschutzmittel zugelassen.[12][13]

Bilder Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 881.
  2. a b E. von Raab-Straube & T. Henning (2017+): Valerianaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Valerianaceae
  3. Valerianella locusta im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  4. a b Valentina Schmitzer, Mateja Senica, Ana Slatnar, Franci Stampar, Jerneja Jakopic: Changes in Metabolite Patterns During Refrigerated Storage of Lamb's lettuce (Valerianella locusta L. Betcke). In: Frontiers in Nutrition. Band 8, 2021, ISSN 2296-861X, S. 731869, doi:10.3389/fnut.2021.731869, PMID 34692746, PMC 8526726 (freier Volltext).
  5. Olga Długosz-Grochowska, Anna Kołton, Renata Wojciechowska: Modifying folate and polyphenol concentrations in Lamb's lettuce by the use of LED supplemental lighting during cultivation in greenhouses. In: Journal of Functional Foods. Band 26, Oktober 2016, S. 228–237, doi:10.1016/j.jff.2016.07.020 (elsevier.com [abgerufen am 2. Mai 2022]).
  6. Dietmar Aichele: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas Bd. 3. 2. Auflage. Band 3. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-440-09277-4, S. 499.
  7. Klaus-Ulrich Heyland (Herausgeber), S. Scholz, W. Stolz: Spezieller Pflanzenbau. 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1952/1996, ISBN 3-8001-1080-6, S. 203 f.
  8. Winfried Titze: Frisches Gemüse aus dem Garten. Ulmer, Stuttgart 1987, ISBN 3-8001-6293-8, S. 80 f.
  9. mdr.de: Feldsalat anbauen: frischer Salat den ganzen Winter lang | MDR.DE. Abgerufen am 7. März 2024.
  10. T. Górski K.Górska H.Stasiak: Inhibition of seed germination by far red radiation transmitted through leaf canopies. In: Polish Journal of Agronomy, 2013, 13; 10-38. Januar 2013, abgerufen am 7. März 2024 (englisch).
  11. F. Böhning: Rat für jeden Gartentag. Leipzig 1981.
  12. Schaderreger: Echte Mehltaupilze auf Nüsslisalat. Pflanzenschutzmittelverzeichnis. In: psm.admin.ch, Bundesamt für Landwirtschaft, abgerufen am 29. Februar 2020.
  13. Schaderreger: Falscher Mehltau des Nüsslisalats. Pflanzenschutzmittelverzeichnis. In: psm.admin.ch, Bundesamt für Landwirtschaft, abgerufen am 29. Februar 2020.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Wiktionary: Feldsalat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Gewöhnlicher Feldsalat – Album mit Bildern