Die Graserin ist eine wohl noch im 14. Jahrhundert entstandene oberdeutsche Minnerede.

Die Graserin, Cod. Pal. germ. 4, Blatt 208v (unten)

Das Autor-Ich stellt in teilweise drastisch-obszönen Formulierungen die Vorzüge der niederen Minne zu einer Graserin gegenüber der hohen Minne heraus. Nach dem nur in der längeren Fassung der Heidelberger Handschrift (der Text am Ende datiert 1479) überlieferten Schluss könnte es sich um einen poetischen Neujahrsgruß gehandelt haben.

Das Gedicht ist in zwei Handschriften des 15. Jahrhunderts überliefert, die beide online verfügbar sind:

  • Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. M65 (Iwein-Handschrift), Bl. 1ra–1vb (131 Verse)
  • Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 4 (geschrieben von Konrad Bollstatter), Bl. 208v–210v (194 Verse)

Es wurde von Adelbert von Keller 1846 nach der Heidelberger Handschrift abgedruckt.

Als Beispiel für die derbe Ausdrucksweise sei zitiert (Keller S. 7):

Die weil hatt sie ain pürde gras
Hynden auff den ars geschürtzt
Vnd hat sich da nider gestürtzt.
All scham ist vns da fremdt,
Jn den sattel auff jr hembdt
Knye ich mitt gracktem gsper.

Rezeption
Eine Graserin oder Grasmagd hatte vor allem die Aufgabe, Gras für die Viehfütterung zu schneiden. Bei den Gebrüdern Grimm heißt es außerdem: „die graserin ist eine beliebte figur in volksliedern und gedichten erotischen inhalts“[1] oder „das grasen der mädchen und frauen ist ein beliebtes literarisches motiv im zusammenhang mit liebesabenteuern“ (Deutsches Wörterbuch)[2]

  • Graserin (111) ist der Titel eines Lides im Verzeichnis Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder von Ludwig Uhland.[3]
  • Die Graserin (um 1740) erscheint bei Ludwig Erk im Deutschen Liederhort.[4]

Literatur

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  • Werner Williams-Krapp: Die Graserin. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Band 3, 2. Auflage, Berlin, New York 1981, Sp. 227.
  • Aufsatz von Herschel: Der Kampf gegen die Romantik. In: Serapeum. 16, 1855, S. 13–16 (digizeitschriften.de)
  • II. Graserin. In: Adelbert von Keller: Altdeutsche Gedichte. L. F. Fues, 1846, S. 4–10 (books.google.de).
  • Iulia-Emilia Dorobantu, Jacob Klingner, Ludger Lieb: Die Graserin. In: Minnereden: Auswahledition. Walter de Gruyter & Co KG, Berlin / Boston 2016, ISBN 978-3-11-046433-7, S. 493–501 (books.google.de – Leseprobe, Textabschrift mit Anmerkungen).

Digitalisate

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Commons: Die Graserin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Graserin. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 8: Glibber–Gräzist – (IV, 1. Abteilung, Teil 5). S. Hirzel, Leipzig 1958, Sp. 1961 (woerterbuchnetz.de).
  2. grasen (δ). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 8: Glibber–Gräzist – (IV, 1. Abteilung, Teil 5). S. Hirzel, Leipzig 1958, Sp. 1952–1953 (woerterbuchnetz.de).
  3. Ludwig Uhland: Graserin. In: Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder. Band 1, 1. Abteilung. Cotta, Stuttgart / Tübingen 1844, S. 253–255 (books.google.de).
  4. Die Graserin. In: Ludwig Erk (Hrsg.): Deutscher Liederhort : Auswahl der vorzüglichen deutschen Volkslieder aus der Vorzeit und der Gegenwart mit ihren eigenthümlichen Melodien. Enslin, Berlin 1856, S. 126–127, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11139827-6 (reader.digitale-sammlungen.de).