Mostly Other People Do the Killing

US-amerikanische Band

Mostly Other People Do the Killing ist eine US-amerikanische Jazzband, die zunächst als Quartett arbeitete. Der Bandname spielt auf den Physiker Lew Termen, den Erfinder des Theremins an, der in einem Interview äußerte, dass Stalin gar nicht so ein schlechter Kerl gewesen sei, weil ja meist andere Leute das Töten übernommen hätten.[1]

Mostly Other People Do the Killing

Mostly Other People Do the Killing, Moers Festival 2009
Allgemeine Informationen
Genre(s) Creative Jazz
Gründung 2003
Website www.hotcuprecords.com/
Gründungsmitglieder
Jon Irabagon (bis 2017)
Peter Evans (bis 2014)
Moppa Elliott
Schlagzeug
Kevin Shea
Aktuelle Besetzung
Ron Stabinsky (seit 2013)
Moppa Elliott
Schlagzeug
Kevin Shea
Peter Evans beim Moers Festival 2009
Moppa Elliott, Moers Festival 2009
Jon Irabagon, Moers Festival 2009
Kevin Shea, Moers Festival 2009

Geschichte und Bedeutung

Bearbeiten

Die New Yorker Band Mostly Other People Do the Killing entstand im Jahr 2003, als der Bassist Moppa Elliott und der Trompeter Peter Evans, beide Ende der 1990er Jahre Studenten am Oberlin College, nach ihrem Wechsel nach New York auf den Saxophonisten Jon Irabagon und den Schlagzeuger Kevin Shea trafen.[2] Die Formation führt Kompositionen von Elliott auf, alle nach Orten seines Heimatstaates Pennsylvania benannt. In längeren Suiten mischen sich die Original-Kompositionen und Jazzstandards mit theatralischen Einlagen, die mit ihren parodistischen Anleihen auf Willem Breuker und Lester Bowie verweisen.[3] Entsprechend gilt das Quartett „als furioses musikalisches Himmelfahrtskommando“ (so Andreas Felber), „das die Jazzgeschichte von Count Basie bis Weather Report in funkensprühend trashiger Energie verwurstet und dabei keine Gefangenen macht.“[4]

Auch Klassiker des Jazz interpretieren Mostly Other People Do the Killing neu. Die nach dem Debütalbum entstandenen Produktionen Shamokin!!! und This Is Our Moosic parodieren nicht nur mit ihrer Cover-Art klassische Jazzalben A Night in Tunisia (1960) von Art Blakey und This Is Our Music (1960) von Ornette Coleman;[5] das Album Forty Fort greift das Layout des Impulse!-Albums Out of the Afternoon (1962) von Roy Haynes mit Rahsaan Roland Kirk auf,[6] und das Live-Doppelalbum The Coimbra Concert nimmt mit dem Coverfoto Bezug auf Keith Jarretts Köln Concert.[7]

Gründer Elliott betrachtet die Bezugnahme auf die musikalische Vergangenheit als „Transkription“ der Albumcover in Form einer Neuinterpretation „ikonischer Bilder“:

“It is interesting to think about what an ‘iconic image’ is, and our music lends itself to not the creation of iconic images, but the re-interpretation and re-creation of them.”[3]

2009 gewann Mostly Other People Do the Killing den Kritikerpoll des Downbeat in der Kategorie Rising Star Ensemble.[8] Im Rahmen einer ersten Europatournee präsentierte sich das Quartett 2009 auf dem Moers Festival und dem Enjoy Jazz Festival. 2011 trat es beim Newport Jazz Festival auf.[9] Im Oktober 2012 gastierte das Anzugträger-Quartett beim Jazzfestival Frankfurt.[1]

Für das Album Red Hot wurde die Besetzung um den Bassposaunisten David Taylor, den Gitarristen und Banjospieler Brandon Seabrook und den Pianisten Ron Stabinsky erweitert.[10] Das siebte Studioalbum der Band Blue ist eine notentextgetreue 1:1-Kopie (keine Neuinterpretation) des Miles Davis Klassikers Kind of Blue von 1959; Rod Stabinsky ergänzte die Band zum Quintett.[11][12] Auf dem achten Studioalbum Mauch Chunk wurde Peter Evans durch den Pianisten Ron Stabinsky ersetzt.[13] Nach dem Septett-Album Loafer’s Hollow (2017) präsentierte sich die Band auf den Alben Paint (2017) und Disasters Vol. 1 (2022) als Klaviertrio.[14]

Diskographie

Bearbeiten
  • Mostly Other People Do the Killing (Hot Cup Records, 2004)
  • Shamokin!!! (Hot Cup, 2006)
  • This Is Our Moosic (Hot Cup, 2008)
  • Forty Fort (Hot Cup, 2009)
  • The Coimbra Concert (Clean Feed Records, 2011, live)
  • Slippery Rock (Hot Cup Records 2012)[15]
  • Red Hot (Hot Cup, 2013)
  • Blue (Hot Cup, 2014)
  • Hannover (Jazzwerkstatt, 2014, live)
  • Mauch Chunk (Hot Cup, 2015)
  • Loafer’s Hollow (Hot Cup, 2017)
  • Paint (Hot Cup, 2017)
  • Disasters Vol. 1 (2022)
Bearbeiten
Commons: Mostly Other People Do the Killing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Vier exzentrische New Yorker Anzugträger, die ihre Musik gern mit dem Begriff „terrorist bebop“ schmücken, HR2 zum Konzert am 26. Oktober 2012
  2. Dessen Vorgänger Vincent Sperrazza war bei den ersten Proben Mitglied des Quartetts, verließ jedoch noch vor dem ersten Auftritt am 25. November 2003 die Band.
  3. a b Patrick Jarenwattanano: Album Art, Mostly By Other People bei NPR-Jazz
  4. A. Felber Die Bebop-Terroristen, Der Standard, 17. Februar 2012
  5. Michael G. Nastos: Besprechung des Albums This Is Our Moosic bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 23. Februar 2012.
  6. Besprechung des Albums Forty Fourth bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 23. Februar 2012.
  7. Clean Feed Records
  8. UMass Amherst (Konzertankündigung)
  9. Newport Jazz 2011: Mostly Other People Do The Killing, Live In Concert
  10. Red Hot Besprechung (All About Jazz)
  11. Besprechung des Albums Blue. In: JazzTimes, 2014
  12. Stefan Hentz: Eine andere Art Blau. In: Die Zeit, Nr. 9/2015.
  13. Mauch Chunk (Besprechung All About Jazz)
  14. Paint (Besprechung)
  15. Ulrich Steinmetzger: Bebop-Terrorismus als Jazz-Frischzellenkur. In: Thüringische Landeszeitung. 13. Juli 2013, abgerufen am 7. April 2024 (Besprechung).