Moritz von der Pfalz

Prinz von der Pfalz

Moritz von der Pfalz (* 6. Januar 1621[1] im Schloß von Küstrin; † vermutlich am 14. September 1652 auf See bei Anegada[2]) war ein pfälzischer Prinz aus der Linie Pfalz-Simmern.

Prinz Moritz von der Pfalz, Gemälde von Gerrit van Honthorst

Leben Bearbeiten

Moritz war das fünfte Kind von Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz und Elisabeth Stuart, der Tochter König Jakob I. von England. Er wurde im Schloß von Küstrin geboren, wo der Kurfürst von Brandenburg seiner Familie nach der Schlacht am Weißen Berg Zuflucht gewährt hatte[3]. Er wurde vier Tage nach seiner Geburt getauft und nach Moritz von Nassau benannt. Während sich die Eltern in die Niederlande begaben, wurde er in Berlin aufgezogen und kam erst 1628 nach Holland. Hier fiel er durch Missetaten und Duelle auf. Mai 1637 begleitete er den Prinzen von Oranien auf einem Feldzug nach Deutschland, um sich auf seine zukünftige Karriere vorzubereiten. Mit seinem Bruder Ruprecht nahm er 1637 an der Belagerung von Breda teil. Er studierte in Frankreich (Paris?) und vielleicht in Leiden. 1640 trat er in die Armee des berüchtigten schwedischen Generals Johan Banér ein[4].

Im Bürgerkrieg zwischen seinem Onkel Karl I. und dem Heer des Parlaments diente er unter dem Kommando seines Bruders Prinz Ruprecht von der Pfalz. Moritz kämpfte in der Schlacht bei Edgehill, wo er verwundet wurde. Nach der Schlacht von Marston Moor konnte er gemeinsam mit seinem Bruder entkommen. 1648 trat er wieder in die Armee des Prinzen von Oranien ein[5]. Nach der Hinrichtung Karl I. übernahm er als Vizeadmiral[6] mit seinem Bruder eine kleine Flotte, die den Handel Englands mit dem Kontinent stören sollte. Die Flotte wurde 1651 durch Admiral Blake vernichtet. Die Brüder fanden zunächst in Portugal Zuflucht, wurden aber durch die Commonwealth-Flotte vertrieben. Danach gingen die Brüder zur offenen Piraterie über. Sie überfielen sowohl englische als auch spanische Schiffe. Ihre Anwesenheit ist im November 1650 in Cartagena belegt, 1651 in Malaga und Toulon, die meiste Zeit hielten sie sich aber in der Nähe der Azoren auf. Dann segelten sie nach Westafrika, um hier die Küste auszuplündern. Sie erbeuteten auch englische Schiffe. Eines derselben übernahm Moritz am 2. März 1652 als Flaggschiff, nannte es Defiance und wurde zum Vize-Admiral ernannt. Im Sommer 1652 überquerten die Brüder mit vier verbliebenen Schiffen den Atlantik, weil sie in Barbados auf Unterstützung hofften, die Insel hatte sich aber inzwischen dem Parlament angeschlossen[7].

In einem Sturm vom 13.–16. September 1652 sank Moritz’ Schiff Defiance und zwei andere Schiffe bei den Jungferninseln[8], vermutlich in den Riffen von Anegada. Nur Ruperts Schiff entkam. Moritz blieb verschollen. Sein Bruder Rupert, der im März 1653 nach Frankreich zurückkehrte, suchte noch 10 Jahre später nach ihm[9]. Robert Holmes befragte im Jahr 1664 jedoch gefangene spanische Seeleute. Diese hatten keine Überlebenden gesehen, aber Wrackteile an der Küste von Puerto Rico entdeckt, darunter auch Pfeifenstiele, welche die Initialen MP trugen[10].

Einer Legende nach soll Moritz mit riesigen Schätzen aus Peru und Mexiko in Richtung eines französischen Hafens unterwegs gewesen, kurz vorher aber in die Hände von Seeräubern gefallen, nach Algier verschleppt und im Inneren Afrikas verschwunden sein.

Literatur Bearbeiten

  • Sonja Steiner-Welz: Mannheim. Tausend Fragen und Antworten. Reinhard Welz Vermittler Verlag, Mannheim 2001, ISBN 3-936041-56-3, S. 29 ff.
  • Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber (Hrsg.): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Bd. 49. Verlag J. F. Gleditsch, Leipzig 1849, S. 410 f. (Digitalisat)
  • Wilhelm Nöldeke: Sophie, Kurfürstin von Hannover. Hahn, Hannover 1864, S. 7 (Sonderdruck aus dem Programm der Stadttöchterschule, 1864).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 16. Januar 1621, Ian Roy, Maurice, prince palatine of the Rhine (1621–1652). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/18383
  2. Moritz von der Pfalz auf thepeerage.com, abgerufen am 4. Oktober 2015.
  3. Ian Roy, Maurice, prince palatine of the Rhine (1621–1652). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/18383
  4. Ian Roy, Maurice, prince palatine of the Rhine (1621–1652). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/18383
  5. Ian Roy, Maurice, prince palatine of the Rhine (1621–1652). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/18383
  6. Peter Wolf (Hrsg.): Der Winterkönig, Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1810-2, S. 211 (zugl. Katalog der gleichnamigen Landesausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte 2003).
  7. Ian Roy, Rupert, prince and count palatine of the Rhine and duke of Cumberland (1619–1682). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/24281
  8. Ian Roy, Rupert, prince and count palatine of the Rhine and duke of Cumberland (1619–1682). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/24281
  9. Ian Roy, Rupert, prince and count palatine of the Rhine and duke of Cumberland (1619–1682). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/24281
  10. Richard Ollard, Man of war: Sir Robert Holmes and the Restoration navy London, Hodder and Stoughton 1969. Zitiert nach Ian Roy, Maurice, prince palatine of the Rhine (1621–1652). Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. https://doi.org/10.1093/ref:odnb/18383