Michael Praun

deutscher Rechtsgelehrter

Michael Praun (seit 1663: von Praun; * 15. Dezember 1626 in Nürnberg; † 11. Februar 1696 in Kempten) war ein deutscher Jurist und baden-durlachischer Landschreiber, Oberamtsverweser und Hofrat.

Michael Praun d. J.

Familie und Herkunft

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Stammtafel der Familie von Praun[Anm 1]

Praun stammt aus einem Patriziergeschlecht. Sein Vater war der Jurist und Nürnberger Ratsherr Michael Praun der Ältere (* 1597; † 1667),[1] der 1663 mit seinen Söhnen Michael, Tobias Sebastian und Nicolaus Heinrich in den Reichsadelsstand erhoben wurde.[2][Anm 2] Praun heiratete am 25. Oktober 1658 Sabina Heider (* 2. Juni 1641), die Tochter des Lindauer Syndikus Jakob Heider[3] (* 30. April 1611; † 1655).[4] Aus dieser Verbindung sind mehrere Kinder bekannt:

Aus seiner zweiten Ehe mit Anna Magdalena Stattmüller (1648–1709)[8] ist der Sohn Wolfgang Jakob († 1735) bekannt.

Der Reichshofratsagent Tobias Sebastian Praun war ein Bruder von Michael Praun.[9] Dessen Neffen Daniel Hieronymus und der gleichnamige Tobias Sebastian wurden ebenfalls Reishofratsagenten. Der Sohn von Tobias Sebastian d. J., Georg Septimus Andreas von Praun, war braunschweigischer Regierungsrat.

Anmerkungen
  1. Geschwister der Vorfahren von Georg Septimus Andreas sind nicht aufgeführt.
  2. Der Vater und seine drei Söhne wurden in den Adelsstand erhoben, wobei Michael Praun das Adelsprädikat selbst nicht verwendete und daher auch in der Literatur meist ohne das Prädikat genannt wird.

Praun begann 1649 das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Helmstedt, wo er auch bei Hermann Conring studierte und wechselte 1652 an die Universität Altdorf. Hier promovierte er am 6. November 1655, wobei er bereits zuvor als Anwalt in Nürnberg tätig war. 1658 nahm er die Stelle eines Syndikus der damaligen Freien Reichsstadt Lindau an. 1663 erfolgte die kaiserliche Nobilitierung und er wurde zudem zum kaiserlichen Hofpfalzgrafen ernannt. 1667 wechselte er als Syndikus in die damals ebenfalls Freie Reichsstadt Kempten. 1674 wurde Praun – wahrscheinlich auf Fürsprache von Sigmund von Birken[10] – in die Sprachakademie „Fruchtbringende Gesellschaft“ als 849. Mitglied aufgenommen, wo er den Beinamen „Der Vorstellende“ führte.[11]

1676 wurde Praun Landschreiber des baden-durlachischen Oberamts Rötteln und gleichzeitig Oberamtsverweser bis zum Amtsantritt des Landvogts Reinhard von Gemmingen. Als in der Endphase des Holländischen Krieges das Deutsche Reich und das Königreich Frankreich mit der Eidgenossenschaft über eine Neutralität der vier vorderösterreichischen Waldstädte verhandelten, bemühte sich Praun 1677/1678 für das Oberamt Rötteln einen Neutralitätsstatus zu erhalten,[12] da nach dem Fall von Freiburg das ganze badische Oberland schutzlos den französischen Plünderungen ausgesetzt war. Praun nahm zunächst Kontakt mit dem Rat von Basel auf. Basel hatte aufgrund von Besitzungen seiner Bürger in der Markgrafschaft Baden-Durlach ein Interesse daran den Krieg von hier fernzuhalten und so deren Vermögen zu schützen. Praun nahm als Gesandter des Markgrafen an der Tagsatzung vom 30. November 1677 in Baden teil.[13][14] Nach dem Vorschlag von Praun sollte die Schweiz neben den vier sogenannten Waldstädten auch das badische Oberland mit den Burgen und Schlössern Friedlingen, Hiltelingen, Rötteln und Brombach besetzen und verwalten, wofür Frankreich auf die Plünderung und Zerstörung dieses Landstrichs verzichten sollte. Die deutschen Besatzungen sollten aus diesem Gebiet abgezogen werden. Das ganze Neutralitätsprojekt scheiterte jedoch und das Oberamt Rötteln erlitt erheblichen Schaden, wozu auch die Zerstörung der Burg Rötteln gehörte.

1680 folgte ihm Wilhelm Bernhard Reichenbach im Amt des Landschreibers, während Praun Hofrat des baden-durlachischen Markgrafen Friedrich VII. Magnus wurde. Von 1692 bis zu seinem Tode 1696 wirkte er wieder als Syndikus der Stadt Kempten.

Literatur

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  • Christian Martin Vortisch: Landschreiber und Juristen der Oberen badischen Herrschaften. In: Das Markgräflerland Heft 2/1988, S. 157–173; hier. S. 167/168 (UB Freiburg).
  • Karl Tschamber: Friedlingen und Hiltelingen. Ein Beitrag zur Geschichte der Ödungen im badischen Lande, Hüningen 1900, S. 64–74 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Praun, oder Braun (Michael). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 3: M–R. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 1758 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Friedrich Raßmann: Kurzgefaßtes Lexikon deutscher pseudonymer Schriftsteller von der ältern bis auf die jüngste Zeit aus allen Fächern der Wissenschaften, Leipzig 1830. S. 120 (books.google.de).
  • Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste. Band 29, Spalte 209 Praun, Michael (daten.digitale-sammlungen.de PDF und Band 4, Spalte 1132 Braun, Michael daten.digitale-sammlungen.de PDF).
  • Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach ihrem Leben, Verdiensten und Schriften. Band 3, Nürnberg und Altdorf 1757, S. 236–237 (books.google.de).
  • Andreas Herz: Zwischen Fruchtbringender Gesellschaft und Reichspublizistik : Michael Praun d.J. (1632-1695). In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten,[15] Band 18, Heft 2 (1991), S. 115–140
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Commons: Familie Praun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Michael Praun – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. seine Mutter war dessen erste Ehefrau Helena Praun, geb. Schwab.
  2. Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte. 2. Band, Görlitz 1881, S. 479 (ULB Düsseldorf).
  3. Sohn des Juristen Daniel Heider.
  4. K. Kiefer: Der Lindauer Zweig der Familie Haider. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 36. Heft, Lindau 1907, S. 155–164, hier S. 158 (digishelf.de).
  5. May, Johann Heinrich. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Rüdiger, Johann Bartholomäus. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Hannoverische Beyträge zum Nutzen und Vergnügen. Schlüter, 1779 (books.google.de).
  8. www.ancestry.com
  9. May, Johann Heinrich. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  10. Siehe Herz S. 120/121
  11. Mitgliederverzeichnis der Fruchtbringenden Gesellschaft (Memento des Originals vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de
  12. Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe, 48 Nr. 3345. Die von österreichischer und französischer Seite begehrte Einräumung der Schlösser Hochberg, Rötteln, Brombach, Friedlingen und Hiltlingen, die Sendung des Landschreibers zu Rötteln, Dr. Praun, zur Schweizer Tagsatzung nach Baden und dessen Verhandlungen wegen Aufnahme der Herrschaften Rötteln und Badenweiler in den Schutz der Eidgenossenschaft. Laufzeit Februar 1677 - Januar 1678 (landesarchiv-bw.de).
  13. Siehe Anton Philipp von Segesser (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der ältern Eidgenössischen Abschiede. Band 6, Abt. 1: Abschiede 1649–1680, bearb. Johann Adam Pupikofer/Jakob Kaiser, Frauenfeld 1867, S. 1067 h Google Digitalisat
  14. Siehe Michael Praun: Hellglänzender Ritter-Spiegel, Augsburg 1695, S. 320 Google Digitalisat
  15. ZDB-ID 125100-4