Mehdi Rajabian

iranischer Komponist und Setar-Musiker

Mehdi Rajabian, persisch مهدی رجبیان (* Oktober 1989 in Sari) ist ein iranischer Komponist, Arrangeur, Produzent und Setar-Musiker.[1] Aufgrund seiner Aktivitäten im Musikbereich verbrachte er viele Jahre im Gefängnis. Rajabian war der erste Komponist, der den Minority Award der Vereinten Nationen erhielt.[2][3]

iranischer Komponist und Setar-Musiker
Mehdi Rajabian, 2015

Leben Bearbeiten

Bei traditionellen Musikmeistern erlernte Rajabian die iranische Musik innerhalb einiger Jahre. Er nahm als Musiker, Komponist und Produzent an der Produktion mehrerer Musikalben und Forschungsalben wie zum Beispiel Die Geschichte des Iran erzählt von Setar teil. Als Tontechniker war er an verschiedenen Musikalben beteiligt.[4][5][6] Rajabian begann Musik zu studieren, durfte aber nach seiner Verhaftung im Jahr 2013 nicht in diesem Fachbereich weiterstudieren.[7][8] Er gewann 2023 als erster Musiker den zweiten jährlichen internationalen Kunstwettbewerb der Vereinten Nationen für Künstler aus Minderheiten.[9]

Aktivitäten und Verhaftung Bearbeiten

Mehdi Rajabian war als Verleger und Qualitätsbeauftragter an der Veröffentlichung und Produktion von Musikalben beteiligt. Zusätzlich betrieb er eine Webseite namens Bargmusic für alternative iranische Musik, die auch anderen Underground-Musikern im Iran eine Plattform bot.[1] Rajabian wurde zusammen mit seinem als unabhängigen Filmemacher tätigen Bruder Hossein Rajabian und dem Komponisten und Setar-Musiker Yousef Emadi am 5. Oktober 2013 von iranischen Sicherheitskräften in seinem Büro festgenommen und in die Abteilung 2A des Evin-Gefängnisses gebracht.[10][11] Alle drei verbrachten mehr als zwei Monate in Einzelhaft.[12]

Die Verhaftung führte dazu, dass er sein Projekt, die Aufnahme des Forschungsalbums Geschichte des Iran erzählt von Setar als Musiker, nicht beenden konnte. Bei der Verhaftung wurden alle seine Musikaufnahmen und Festplatten beschlagnahmt.[6][13]

Reaktionen auf die Verhaftung Bearbeiten

Auf die Verhaftung von Rajabian reagierten viele Aktivisten, wie beispielsweise der Leiter der Abteilung Naher Osten und Nordafrika von Amnesty International, Said Boumedouha. Eine Kampagne für die Freilassung des Künstlers Rajabian folgte, die durch mehr als zwanzigtausend Künstler auf der ganzen Welt unterstützt wurde.[8][14]

Auch Freemuse, die weltweit wichtigste Organisation im Kampf gegen die Verfolgung von Musikern, startete eine Kampagne gegen die Haftstrafe Rajabians. Mehrere Künstler aus aller Welt traten dieser Kampagne bei.[8][15][16] Darüber hinaus unterstützen P.E.N., der Europäische Rat für Künstler, der Rat für Songwriter und Komponisten Europas und zwanzig andere Verbände die Kampagne.[17][18] Ahmed Shaheed, der Vertreter der Vereinten Nationen für Menschenrechte im Iran, verfasste einen Jahresbericht, der gemeinsam mit Briefen von mehr als vierhundert Musikern und Medienvertretern Ali Dschannati, dem Minister für Kultur und islamische Führung, übergeben wurde.[19][20][13]

Gerichtsurteil Bearbeiten

Die Akte Mehdi Rajabians wurde im Sommer 2015 in der Abteilung 28 des Revolutionsgerichts durch Richter Moghiseh bearbeitet. Er wurde wegen nicht zugelassener Kunsttätigkeit, Beleidigung religiöser Heiligkeiten und Werbung gegen das Regime zu einer sechsjährigen Haftstrafe und einer Geldstrafe verurteilt. Dieses Urteil wurde bei der Berufung an der Niederlassung 54 des Islamischen Revolutionsgerichts zu drei Jahren Haftstrafe und drei Jahren Haftstrafe mit Bewährung geändert.[21][1][22][5][6][13]

Reaktionen Rajabians Bearbeiten

Am Music Freedom Day unterstützten Freemuse und die offizielle Webseite des Music Freedom Day die Protestbewegung Rajabians. Rajabian berichtete auf seiner Instagram-Seite, sein einziges Vermögen – seine Setar – für die Zahlung der Geldstrafe als Teil seines Strafurteils zu verkaufen. Des Weiteren unterstützt die Freemuse-Stiftung den Verkauf des Instruments Rajabians.[23][24]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Bamdad Esmaili: Irans Regime schlägt mit voller Härte zu. Deutschlandradio Kultur, 14. Dezember 2015, abgerufen am 25. April 2016.
  2. Arno Frank: Der iranische Komponist Mehdi Rajabian ist von der Uno mit dem Preis des »International Art Contest for Minority Artists« ausgezeichnet worden. In: Music › Awards. 2. November 2023. Auf Spiegel.de, abgerufen am 3. Dezember 2023 (deutsch).
  3. Arno Frank: Weil er auf einem Album Frauenstimmen einsetzte, steckte das iranische Regime den Musiker Mehdi Rajabian jahrelang ins Gefängnis. In: Music › Künstler Bedingungen. 2. November 2020. Auf Spiegel.de, abgerufen am 3. Dezember 2020 (deutsch).
  4. Iranian Music Distributors Sentenced to Three Years in Prison. In: International Campaign for Human Rights in Iran. Abgerufen am 25. April 2016 (englisch).
  5. a b Underground Music Distributors Await Appeal Decision for Six Years in Prison. In: International Campaign for Human Rights in Iran. Abgerufen am 25. April 2016 (englisch).
  6. a b c Iran: Two musicians and a filmmaker sentenced. In: Freemuse. Archiviert vom Original am 28. August 2017; abgerufen am 12. April 2016 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/freemuse.org
  7. Iran: Music Is Not A Crime – Voice Project. In: Voice Project. Abgerufen am 25. April 2016 (englisch).
  8. a b c Iran: Tortured filmmaker and musicians face imminent arrest amid crackdown on artists. In: www.amnesty.org. Abgerufen am 25. April 2016.
  9. Frank DiGiacomo: Dissident Iranian Composer Mehdi Rajabian Receives United Nations Award. In: Music › Awards. 2. November 2023. Auf Billboard.com, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
  10. IRGC Forces Arrest Music Distributors, Pressure Them to Confess on Television. In: International Campaign for Human Rights in Iran. Abgerufen am 25. April 2016 (englisch).
  11. Artists Sentenced to Prison. In: en.iranwire.com. Archiviert vom Original am 19. März 2016; abgerufen am 25. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/en.iranwire.com
  12. 3 Artists Sentenced to Imprisonment and Fine by the Appeal Court of Tehran. In: Hrana – News Agancy. Abgerufen am 25. April 2016 (englisch).
  13. a b c Saeed Kamali Dehghan: Film-maker and two musicians face three years prison in Iran In: The Guardian, 24. März 2016. Abgerufen am 25. April 2016 (englisch). 
  14. Haftstrafen bestätigt. Abgerufen am 25. April 2016.
  15. Iranian musicians, filmmaker at risk of arrest – Amnesty Urgent Actions. In: ua.amnesty.ch. Abgerufen am 25. April 2016.
  16. Iran: Quash six year prison sentences for three artists. In: www.amnesty.ie d. Archiviert vom Original am 9. April 2016; abgerufen am 25. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amnesty.ie
  17. Global Pop News 03.03.2016 – Global Pop News – Musik – Funkhaus Europa – Radio – WDR. In: www1.wdr.de. Abgerufen am 25. April 2016.
  18. Call on Iranian authorities to drop charges on two musicians and a filmmaker. In: Freemuse. Archiviert vom Original am 25. April 2016; abgerufen am 11. April 2016 (britisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/freemuse.org
  19. admin: Filmemacher und zwei Musiker drei Jahren Gefängnis im Iran | HotNews. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. April 2016; abgerufen am 26. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hotnews.site
  20. Iran: 165 Iranian artists and activists protest charges against two musicians and a filmmaker. In: Freemuse. Archiviert vom Original am 25. April 2016; abgerufen am 12. April 2016 (britisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/freemuse.org
  21. Haftstrafen bestätigt. In: www.amnesty.de. Abgerufen am 26. April 2016.
  22. Iran: Drop Charges Against Filmmaker and Musicians PEN International. In: www.pen-international.org. Archiviert vom Original am 25. April 2016; abgerufen am 11. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pen-international.org
  23. Instagram photo by Mehdi Rajabian • Mar 2, 2016 at 7:34pm UTC. In: Instagram. Abgerufen am 25. April 2016.
  24. MusicFreedomDay » Music Freedom Day: Musician sentenced to imprisonment sells instrument to pay fine. In: musicfreedomday.org. Archiviert vom Original am 22. August 2017; abgerufen am 25. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/musicfreedomday.org