Maréchaussée

Historische Polizeitruppe in Frankreich
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Die Maréchaussée (von maréchal, der Bezeichnung für berittene Sicherheitskräfte) war im Frankreich des Ancien Régime eine militärisch organisierte Polizeitruppe. 1791 wurde sie von der Gendarmerie nationale abgelöst. Lebendig ist der Begriff noch in den Niederlanden (Koninklijke Marechaussee).

Maréchaussée 1786

Geschichte

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Angehörige der Prévôté de Paris (ganz links) bringen Freudenmädchen ins städtische Arbeitshaus (Salpêtrière), 1745

Im Jahr 1373 auf königliche Order gegründet, sollte die Connétablie et Maréchaussée de France soziale Unruhen unterdrücken. Man nannte sie auch (fälschlicherweise) Gens d'armes. Unter dem Befehl der Konnetablen und Marschälle von Frankreich übernahm das Korps zunehmend Justiz- und Polizeiaufgaben. Es diente während des Hundertjährigen Krieges als eine Art Militärpolizei, um sich dann auf Provinzebene weiterzuentwickeln. Das Pariser Edikt von 1536 definierte als eine Hauptaufgabe die Überwachung der Hauptverkehrswege (Grand Chemins). 1720 folgte die Einteilung in Brigaden (3 bis 5 Mann), die im Abstand von 15 bis 20 km entlang der Hauptverkehrswege postiert wurden.[1]

Unter Ludwig XV. wurde die Maréchaussée nominell der Gendarmerie de France, einem unmittelbar hinter der königlichen Garde (Maison du Roi) rangierenden Elite-Kavallerieregiment, angegliedert. Zusätzlich zum Prestigegewinn erhielt sie eine einheitliche Organisation (Edikt von 1720). Für jede der 33 Provinzen war eine berittene Kompanie zuständig. Im Jahr 1738 zählte das gesamte Korps etwa 3.000 Offiziere und Reiter.

Die prestigeträchtigste Kompanie war die sog. Connétablie (Compagnie du Prévôt Général de la Connétablie et Maréchaussée de France), die den Marschällen von Frankreich in ihrer Funktion als Gerichtsherren direkt unterstellt war. Sondereinheiten waren ferner die in Paris stationierte Maréchausee der Île de France (Compagnie du Prévôt Général de la Maréchaussée de l' Ile-de-France), die die Pariser Vorstädte samt Umland (banlieue) überwachte, sowie die mehrere Hundert Mann starke Kompanie des Generalmünzamtes (Compagnie du Prévôt Général des Monnaies de France), die insbesondere Falschmünzer verfolgte.[2]

Die 1772 aufgestellte Maréchaussée des Voyages et Chasses diente als Teil der königlichen Leibwache während größerer Ausflüge und Jagden.

Die Befugnisse der Maréchaussée gingen 1791 auf die neu gegründete Gendarmerie nationale über, die manchmal auch heute noch ironisch als Maréchaussée bezeichnet wird.

Kompaniepersonal

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Die personelle Zusammensetzung der Kompanien schwankte je nach Provinz, war aber insgesamt ähnlich. Als Beispiel mag die im Elsass liegende Kompanie dienen. Laut Rapport vom Dezember 1754 (adressiert an den vorgesetzten Justiz-Intendanten der Provinz) zählte die Kompanie 55 Mann:

  • 1 Generalprofos (prévôt général, Kompaniechef und oberster Militärrichter einer Provinz)
  • 2 Leutnante (lieutenants, Stellvertreter des Generalprofoss mit eigenem Dienstsitz)
  • 3 Exempte (exempts, wörtl. „Freigestellte“. Etwa Unterleutnanten und Wachtmeistern entsprechende Unteroffiziere mit Sonderrechten; in älteren Übersetzungen oft ungenau als „Gefreite “ übersetzt)
  • 4 Korporale (brigadiers, niedere Unteroffiziere)
  • 3 Gefreite (sous-brigadiers, niedere Unteroffiziere)
  • 35 Gemeine (archers, wörtl.: „Bogenschützen“)
  • 1 Trompeter (trompette, zur steten Verfügung des Generalprofos’)

Zum Kompaniestab zählten außerdem mehrere zivile Justizbeamte (Officiers de Robe)

Im Jahr 1739 umfasste die Elsass-Kompanie neun Brigaden, die über verschiedene Ortschaften verteilt waren. 1772 war die Kompanie bzw. Provinz in die beiden Stellvertreterbezirke (lieutenances) Straßburg und Colmar untergliedert.

Im Jahr 1778 kam es in der Dienstgradstruktur zu einigen Änderungen: Der sous-brigadier fiel ersatzlos weg. Den exempt in seiner Zwitterstellung zwischen Offizier und Unteroffizier ersetzte der maréchal des logis (Wachtmeister), der nun eindeutig den Unteroffizieren zugeordnet war und darum ein geringeres Prestige genoss. Ebenfalls neu eingeführt wurde der Offiziersdienstgrad sous-lieutenant (Unterleutnant), in den zunächst eine gewisse Anzahl verdienter exempts aufrückte; die übrigen taten weiter Dienst als maréchal des logis oder schieden aus. Die bereits 1760 erfolgte Umbenennung der mittelalterlich anmutenden archers (Bogenschützen) in cavaliers (Reiter) stellte eine weitere Modernisierung dar.

Vorrechte, Sold und Rekrutierung

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Die Angehörigen der Maréchaussée waren von allen Steuern und Abgaben befreit.

 
Reiter der Maréchaussée im Jahre 1786

Die Generalprofosse und Leutnants der Maréchaussée hatten Sitz und Stimme im Gericht der Pariser Connétablie, das über die Einhaltung des Duellverbots, insbesondere unter Adeligen und Militärs, wachte. Sie rangierten mit den Oberstleutnants bzw. Hauptleuten der Kavallerie.

Die Offiziersstellvertreter (exempts) unterlagen nicht der Strafgewalt der Maréchaussée-Leutnants; sie durften in eigener Regie Verhöre durchführen und waren von niederen Unteroffiziersdiensten befreit. Sie rangierten mit den Leutnants der Kavallerie.

Auch die übrigen Unteroffiziere und Mannschaften rangierten mit den jeweils um einen Dienstgrad höheren Rängen der Kavallerie.

Bei der Stellenbesetzung war eine mehrjährige Dienstzeit in der Armee Vorbedingung; bevorzugt wurden Veteranen der Kavallerie. Die Anwärter sollten über 1,70 Meter groß sein sowie lesen und schreiben können.

Der Sold war höher als in den Linienregimentern: Je nach Provinz erhielt ein Maréchaussée-Reiter bis zu 500 französische Pfund (livres) im Jahr (zum Vergleich: ein Linieninfanterist verdiente 100 livres, ein Manufakturarbeiter 300 livres). Im Gegenzug mussten die Maréchaussée-Angehörigen Pferd und Ausrüstung auf eigene Kosten beschaffen.

Seit 1778 stand den Maréchaussée-Angehörigen eine Invaliditäts- bzw. nach 20 Dienstjahren eine gleich hohe Alterspension zu. Diese reichte von 126 livres für einen einfachen Reiter bis zu 1200 livres für einen Generalprofos.

Bis zu den Reformen des Kriegsministers Étienne-François de Choiseul in den 1760er-Jahren waren die Ränge käuflich, teils sogar erblich.

Uniformen

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Die Uniformen der Provinz-Kompanien waren dunkelblau. Kragen, Rabatten, Schoßumschläge und Ärmelaufschläge waren rot, Unterkleider und Hosen waren braun-beige. Als Kopfbedeckung diente ein mit weißer Tresse umsäumter Dreispitz. Karabiner-Bandeliers und Säbelgehänge waren weiß.

Die Uniformen der Connétablie-Kompanie waren hellblau und aufwändig bestickt. Uniformen und Lederzeug der Generalmünzamt-Kompanie waren gänzlich in Rot gehalten, nur Unterkleider und Hosen waren von braun-beiger Farbe.

Literatur

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  • André Corvisier: L' Armée française de la fin du XVIIe siècle au ministère de Choiseul (= Publications de la Faculté des Lettres et Sciences Humaines de Paris-Sorbonne. Série Recherches. Vol. 15, ISSN 0078-9895). Band 2. Presses Universitaires de France, Paris 1964, S. 926–934.
  • Liliane Funcken, Fred Funcken: Historische Uniformen. Band 1: 18. Jahrhundert. französische Garde und Infanterie, britische und preußische Infanterie. Mosaik-Verlag, München 1977, ISBN 3-570-04361-4.
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Einzelnachweise

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  1. La maréchaussée parisienne de 1667 à 1770 sous les règnes de Louis XIV et Louis XV. Online (Memento des Originals vom 4. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/perso.numericable.com
  2. Cie de Maréchaussée de l'Ile-de-France, in französischer Sprache, online