Malteserkeller

Musikclub in Aachen, auf Jazzmusik spezialisiert

Der Malteserkeller war ein Musikclub im Keller eines Wohnhauses in der Malteserstraße 14 in Aachen, der seit 1958 zu den bedeutendsten und ältesten Jazz-Clubs Deutschlands zählte, in dem aber auch Rockmusiker wie Herbert Grönemeyer und Wolfgang Niedecken Konzerte gaben. Im Malteserkeller traten zahlreiche nationale und internationale Jazzmusiker wie Albert Mangelsdorff, Archie Shepp, Elvin Jones, Bill Ramsey, Chet Baker, Alexander von Schlippenbach oder Klaus Doldinger auf.[1] Ende 2011 wurde die Veranstaltungsstätte geschlossen, da die Pachtverträge nicht verlängert wurden.

Geschichte

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Anfang der 1950er Jahre versammelten sich in Aachen Jazz-Begeisterte in den drei Clubs Hotclub, Jazzclub und Bohème, um Jazzmusik zu hören und Musikern einen Raum zum Bühnenauftritt zu bieten. Die Jazz- und Dixieland-Szene hatte einen über die Grenzen Aachens hinaus renommierten Ruf, sodass Musiker aus Lüttich und GI-Soldaten aus Frankfurt regelmäßig in die Aachener Clubs kamen. Auf Trümmergrundstücken – in der Elisabethstraße – und 1958 in der Malteserstraße wurden hauptsächlich von Studenten der Technischen Hochschule verschüttete Keller ausgegraben und auf Initiative des AStA - Kultur ein Jazzkeller eingerichtet.[2][3] Der Malteserkeller entwickelte sich, in der Nähe der RWTH gelegen, zu einem der angesagtesten Musikclubs Aachens, der sich auf Jazzmusik spezialisierte.[4][5] Zunächst Auftrittsort lokaler Musiker, gelang es Anfang der 1960er Jahre zunehmend, national und international bekannte Jazzmusiker für Auftritte im Malteserkeller zu gewinnen.

Der Malteserkeller e.V.[6] wurde seit den 1960er Jahren mit Zuschüssen der Technischen Hochschule unterstützt, da sich die kleine Location mit den Avantgarde- und Jazzkonzerten finanziell nicht mehr trug. In den 1960er bis Anfang der 1970er Jahre traten im Malteserkeller bedeutende Jazzmusiker, wie Jacques Pelzer, Rene Thomas, Gunter Hampel mit Alexander v. Schlippenbach, Albert Mangeldorff, Gerd Dudek, Manfred Schoof, Archie Shepp, Elvin Jones, Dexter Gordon und Yosuke Yamashita auf. Im Jahr 1981 initiierte der Malteserkeller das 1. Aachener Jazzfestival, das jedoch ein kommerzieller Misserfolg war und die finanzielle Situation des Clubs über Jahre hinaus belastete. Mitte der 1980er Jahre nahm das Interesse des Publikums an Jazz-Musik ab. Im Malteserkeller fanden gelegentlich Konzerte mit improvisierter Musik und Jazz-Workshops statt.

Seit 1992 veranstaltete der Malteserkeller das Internationale Treffen Innovativer MusikerInnen im Ludwig Forum für Internationale Kunst. Das Festival vereinte Künstler der internationalen Avantgarde in den Bereichen Artrock und Improvisierte Musik. Musiker und Gruppen wie Fred Frith, Elliott Sharp, Zeena Parkins, Anna Homler, David Moss, The Ex, Amy Denio, Mark Howell, Han Buhrs, Blech und Nick Didkovsky traten im Rahmen dieses Festivals auf. Jazzmusik-Acts wurden in den 1990er Jahren auf Initiative des Impresarios Hermann Cremer und des Malteserkellers regelmäßig in das Programm des Aachener Kultursommers eingebunden.[7]

Im Oktober 2007 feierte der Malteserkeller mit zahlreichen Konzerten sein 50-jähriges Bestehen.[8] In den letzten Jahren vor der Schließung entwickelte sich der Malteserkeller zunehmend zu einer Partylocation der Studentenstadt Aachen. Neben Jazz-Performances fanden hier Ausstellungen,[9] R&B- und Indie-Partys, Funk-, Pop- und Rock-Konzerte statt. Nachdem es in den letzten Jahren immer wieder Schwierigkeiten mit der Einhaltung der Nachtruhe gab[10] – zuletzt befand sich der Club im Keller eines Wohnhauses – wurde 2011 der Mietvertrag nicht mehr verlängert, und der Malteserkeller wurde am 31. Dezember 2011 nach 54 Jahren geschlossen.[11][12] Im November 2015 wurde bekannt, dass sich der Malteserkeller e.V. an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Liquidation befand.[13]

Im Jahr 1960 trat am Anfang seiner kabarettistischen Karriere Hanns-Dieter Hüsch im Malteserkeller auf.[14] Im Jahr 1977 hatte hier der noch weitgehend unbekannte Herbert Grönemeyer einen Auftritt mit der damaligen Band Ocean.[15] Ein Jahr später spielte im Malteserkeller Wolfgang Niedecken eines seiner ersten Konzerte außerhalb von Köln und lernte hier den in Aachen lebenden Klaus 'Major' Heuser kennen, mit dem er dann ab 1980 gemeinsam in der Kölner Band BAP zusammenarbeitete.[4]

Künstler im Malteserkeller (Auswahl)

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Literatur

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  • Siegbert Storch, Jan Werth: Malteserkeller Aachen 1958–1968, MKEdition by Siegbert Storch, Aachen, 1. und 2. Auflage, 224 Seiten, Aachen 2018/19, ISBN 978-3-00-060706-6
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Einzelnachweise

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  1. Malteserkeller, Aachen. In: www.jazz-radio.de. Abgerufen am 22. Juli 2016.
  2. Holger A. Dux: Aachen von A bis Z. Aschendorff, Münster 2003, ISBN 3-402-05465-5, S. 273.
  3. Axel Borrenkott: Ausstellung: „Robert Wenseler Jazz Leben“ in der Burg Frankenberg. Abgerufen am 23. Juli 2016.
  4. a b Lars Germann: Malteserkeller: Auch nach 50 Jahren immer auf der Höhe. Abgerufen am 23. Juli 2016.
  5. Klaus Habetha: Wissenschaft zwischen technischer und gesellschaftlicher Herausforderung: die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen RWTH : 1970-1995. Einhard, Aachen 1995, ISBN 3-930701-06-5, S. 84.
  6. Maltese Keller | Europe Jazz Network. In: www.europejazz.net. Abgerufen am 24. Juli 2016.
  7. Stadt Aachen (Hrsg.): Chronik der Stadt Aachen - Bemerkenswerte Ereignisse im Jahr 2003. Aachen 2004, S. 11 (aachen.de [PDF]).
  8. Stadt Aachen (Hrsg.): Chronik der Stadt Aachen - bemerkenswerte Ereignisse im Jahr 2007. Aachen 2008, S. 137 (aachen.de [PDF]).
  9. Tanja Thiemann. In: www.kunstnet.de. Abgerufen am 23. Juli 2016.
  10. My Home is my schalltoter Raum – Enturbanisierung Baby! In: 2015.moviebeta.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juli 2016; abgerufen am 24. Juli 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/2015.moviebeta.de
  11. Klenkes: Der Malteserkeller schließt endgültig. Abgerufen am 23. Juli 2016.
  12. Daniel Gerhards: Erinnerungen zum Mitnehmen: Malteserkeller verkauft Inventar. Abgerufen am 23. Juli 2016.
  13. Bezirksregierung Köln (Hrsg.): Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln. Band 195, Nr. 45. Köln 9. November 2015, S. 396.
  14. Resemarie Linckens & Hanns Bittmann (Hrsg.): Aachen im Aufbruch - Mit den Augen und der Kamera von Sepp Linckens: Die Stadt im Wandel von 1950 bis in den 1960er Jahren. Meyer & Meyer, Aachen 2001, ISBN 3-89124-668-4, S. 121.
  15. Malteserkeller Flyer 1977. In: Aachener Untergrund Kultur. 15. Juli 2014, abgerufen am 23. Juli 2016.

Koordinaten: 50° 46′ 48,7″ N, 6° 4′ 41,3″ O