Lutherkirche (Görschlitz)

kleine Saalkirche, verputzter Ziegelbau mit Westturm, baugeschichtlich und ortsgeschichtlich von Bedeutung. Kirche: Saalkirche, verputzter Backsteinbau mit dreiseitigem Ostschluss, Spitzbogenportal vom 1848, quadratischer Westturm in roten Klinkern m

Die Lutherkirche im Ortsteil Görschlitz der Gemeinde Laußig (Landkreis Nordsachsen im Freistaat Sachsen) ist ein Kirchengebäude der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Lutherkirche Görschlitz

Das im 16. Jahrhundert entstandene Gebäude wird vom Baustil her den drei Epochen Renaissance, Barock und Historismus zugeordnet.[1]

Baubeschreibung und Geschichte Bearbeiten

 
Das Spitzbogenportal aus dem Jahre 1848.

Bei der Görschlitzer Lutherkirche handelt es sich um einen aus dem 16. Jahrhundert stammenden verputzten Backsteinbau mit dreiseitigem Ostschluss. Im Westen des Kirchenschiffs ist ein Kirchturm mit quadratischem Grundriss zu finden. Dieser entstand im Jahre 1870, nachdem der Vorgängerturm wegen Einsturzgefahr 1809 abgetragen wurde. Als Baumaterial dienten rote Klinker. Gekrönt wird er von einem spitzen Kegeldach. Das neubarocke Spitzbogenportal der Kirche stammt aus dem Jahre 1848.[2][3][1][4]

Das Innere der Kirche ist flachgedeckt und von einer dreiseitigen Empore geprägt, die im Jahre 1755 eingebaut wurde. Weitere Ausstattungsstücke sind ein Kanzelaltar und eine Orgel, welche sich seit 1818 in der Kirche befindet.[3][1] Ihre Glocken stammen aus den Jahren 1515 und 1612. Die ältere der beiden Glocken hat einen Durchmesser von 61 Zentimetern und befand sich ursprünglich noch im Vorgängerbau der Kirche. Die zweite Glocke ist mit einem Durchmesser von 41 Zentimetern etwas kleiner.[3]

Nach den bekannten Um- und Ausbauarbeiten in den Jahren 1755 und 1848 gab es in den 1980er Jahren umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten.[3][1][4] Derzeit gibt es Bestrebungen die Görschlitzer und auch die anderen Orgeln des Kirchspiels zu restaurieren.[5]

Die Kirche in Görschlitz war früher eine Filialkirche der Kirche in Pristäblich. Von 1925 bis 2001 hatte Görschlitz eine eigene Kirchgemeinde. Seither gehört Görschlitz zur Kirchgemeinde Authausen.[6][7]

Mahnen und Gedenken Bearbeiten

Gefallenendenkmal Bearbeiten

 
Gefallenendenkmal Görschlitz

Unmittelbar an der Kirche befindet sich ein Denkmal zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Dorfbewohner des Ortes. Dieses Denkmal besteht aus einer grob behauenen Stele mit spitzem Abschluss aus Beuchaer Granit. An ihrer Front ist eine glatt ausgemeißelte Namenstafel zu finden. Darunter ist die Inschrift „Für Treue und Pflicht Du Volk, vergiß es nicht. Die dankbare Gemeinde“ zu sehen.[2][8]

Der Görschlitzer Hexenstein Bearbeiten

Ein weiteres Mahnmal haben die Görschlitzer im Jahre 2001 auf einem kleinen Schmuckplatz gegenüber der Kirche aufgestellt. Der Hexenstein erinnert an die mittelalterlichen Hexenprozesse, denen in jener Zeit zahllose Menschen unschuldig und grausam zum Opfer fielen. Für Görschlitz selbst sind zwei derartige Fälle bekannt.[9][10]

Auf einer kleinen Schautafel wird einer alten Frau erinnert. Die aus Battaune stammende Elisabeth Mann hatte nach dem Tod ihres Mannes Hans das gemeinsame Haus, welches sie im Jahre 1650 erworben hatten, unter der Bedingung eines Wohn- und Unterhaltsrecht weiterveräußert. In der Folgezeit kam es zu Streitigkeiten mit den neuen Eigentümern, welche sie am Ende öffentlich der Hexerei bezichtigten, weil man angeblich im Bett der Frau Zauberdinge gefunden hatte. Die alte Frau landete im Gefängnis und der Fall landete als Inquisitionsverfahren vor dem Gericht des Amtes Düben. Noch vor dem Ende des Prozesses verstarb die Beschuldigte ohne Geständnis an den Folgen der grausamen Folter, welche ihr in der Haft widerfahren war, am 6. November 1669.[9][10]

Mehr Glück hatte der Görschlitzer Schulmeister Sigismund Schneider ein Jahr zuvor. Dieser war im August 1668 vom Lindenhayner Pfarrer nach Streitigkeiten der Hexerei beschuldigt worden. Der Fall landete mit einem Verhör vor dem Amtsschösser in Eilenburg und es folgte eine Beschwerde verbunden mit der Bitte um Klärung beim Eilenburger Superintendenten durch den Beschuldigten.[9]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lutherkirche (Görschlitz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Die Lutherkirche Görschlitz auf www.architektur-blicklicht.de, abgerufen am 29. Oktober 2017
  2. a b Denkmalliste des Landes Sachsen, abgerufen am 29. Oktober 2017.
  3. a b c d Die Görschlitzer Kirche auf der Homepage der Gemeinde Laußig, abgerufen am 29. Oktober 2017
  4. a b Die Kirche zu Görschlitz auf der Homepage des Kirchspiels Authausen, abgerufen am 29. Oktober 2017
  5. Kathrin Kabelitz: „Orgeln im Kirchspiel Authausen – 32-jähriger Presseler hat große Pläne“, 18. November 2016
  6. Eintrag von Görschlitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, abgerufen am 29. Oktober 2017.
  7. August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen. Band 4. Zwickau 1817, S. 235.
  8. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, abgerufen am 29. Oktober 2017
  9. a b c Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln, Böhlau 2003, ISBN 3-412-10602-X, S. 138, 209, 493, 497.
  10. a b Schautafel am Görschlitzer Hexenstein, September 2016

Koordinaten: 51° 34′ 43,7″ N, 12° 42′ 14,5″ O