Liste von in Kirchen umgewandelten Tempeln, Synagogen und Moscheen

Liste

Die Liste von in Kirchen umgewandelten Tempeln, Synagogen und Moscheen erfasst gottesdienstliche Gebäude anderer Religionen, die nachträglich für den christlichen Gottesdienst eingerichtet wurden. Sie beschränkt sich auf die Fälle, wo die Umnutzung an der Architektur heute noch ablesbar ist. Nicht erfasst werden Kirchen, die an der Stelle eines solchen gottesdienstlichen Gebäudes neu erbaut wurden.

Die Gründe, die zu einer solchen Umnutzung führten, sind vielfältig. Es stellten sich aber vergleichbare Aufgaben beim Umbau. Die Orientierung eines bestehenden Gebäudes war nicht nachträglich veränderbar, aber im Innenraum wurde der Bereich des christlichen Altars ausgegliedert und hervorgehoben.

Liste, nach Ländern geordnet Bearbeiten

Land Ort Ursprüngliche Nutzung Christliche Nutzung Bemerkungen
  Bulgarien Usundschowo Moschee mit Karawanserei Kirche Mariä Himmelfahrt
  Deutschland Coesfeld Synagoge Christuskirche (Freikirchliches Gemeindezentrum) Die 1810 eingeweihte Synagoge war 1938 in Privatbesitz und wurde deshalb während der Novemberpogrome nicht zerstört. Kirchliche Nutzung von 1966 bis 2012, seitdem Gedenkstätte.
  Deutschland Dargun Synagoge Baptistenkirche Fachwerkbau von 1828, 1938 profaniert. Kirchliche Nutzung seit 1951.
  Deutschland Dransfeld Synagoge Kapelle Zu den sieben Schmerzen Mariens Fachwerkbau von 1810. In den Novemberpogromen 1938 verwüstet, aber wegen der engen Bebauung nicht in Brand gesteckt. Von 1951 bis 1975 katholische Kapelle.
  Deutschland Eschwege Synagoge Neuapostolische Kirche Klassizistischer Putzbau von 1838, Mittelrisalit mit viersäuligem Portikus. In den Novemberpogromen 1938 schwer beschädigt; kirchliche Nutzung seit 1954.[1]
  Deutschland Flieden Synagoge Evangelische Kirche 1870 erbaut. In den Novemberpogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung zerschlagen, das Gebäude blieb intakt. Umbau zur Kirche 1950/51.[2]
  Deutschland Höchberg Synagoge Ev.-lutherische Pfarrkirche St. Matthäus 1721 erbaute barocke Landsynagoge. Besonderheit: Chuppastein, ursprünglich an der Außenmauer. In den Novemberpogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung zerschlagen, das Gebäude blieb intakt. Kirchliche Nutzung seit 1951.[3]
  Deutschland Rexingen Synagoge Evangelisches Gemeindezentrum 1838 erbaut und 1934/35 renoviert. In den Novemberpogromen 1938 brannte das Gebäude völlig aus. 1952 für die kirchliche Nutzung umgebaut.
  Deutschland Rimbach Synagoge Katholische Kirche St. Elisabeth 1840 eingeweiht. In den Novemberpogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung zerschlagen, die Brandstiftung aber verhindert. Zwangsverkauf des Gebäudes an die Kommune, von der es die katholische Kirche 1951 erwarb. Durch Umbau zur Kirche äußerlich stark verändert.[4]
  Frankreich Nîmes Den früh verstorbenen Adoptivsöhnen des Augustus geweihter Tempel Maison Carrée: wechselnde Nutzungen, zeitweise auch als Kirche.
  Griechenland Athen Tempel des Hephaistos Georgskirche Unter osmanischer Herrschaft die wichtigste griechisch-orthodoxe Kirche in Athen. Heute Teil des archäologischen Parks der Athener Agora.
  Griechenland Athen Parthenon Marienkirche In osmanischer Zeit Moschee.
  Griechenland Iraklio Moschee Agios Titos Das Gebäude ist ein Neubau nach Erdbeben, 1872 fertiggestellt. Nachdem die muslimische Bevölkerung Kreta verlassen musste, Umbau zu einer orthodoxen Kirche, die 1925 geweiht wurde.
  Griechenland Kavala Ibrahim-Pascha-Moschee Agios Nikolaos 1530 als Zentralmoschee an der Stelle erbaut, wo zuvor eine christliche Basilika gestanden hatte. Nach dem Wegzug der muslimischen Bevölkerung 1926/27 Umbau zu einer orthodoxen Kirche (Weihe 1945).
  Griechenland Thessaloniki Kultbau der Kabiren oder des Zeus (oder aber Mausoleum) Agioi Asomatoi Sogenannte Rotunde. Von 1590 bis 1912 Moschee, davor und danach Kirche, seit 1917 Museum.
  Italien Agrigent Concordiatempel San Pietro e Paolo
  Italien Assisi Herkules-, später Minervatempel Santa Maria sopra Minerva
  Italien Rom Pantheon Santa Maria ad Martyres
  Italien Rom Tempel des Antoninus Pius und der Faustina San Lorenzo in Miranda
  Italien Rom Tempel des Romulus Santi Cosma e Damiano
  Italien Rom Tempel des Hercules Victor San Stefano, später: Santa Maria del Sole
  Italien Rom Tempel des Portunus Santa Maria Secundicerii, später: Santa Maria Egiziaca
  Italien Tivoli Tempel der Sibylle San Giorgio
  Italien Tivoli Tempel der Vesta Santa Maria Rotonda
  Italien Trani Scolagrande-Synagoge Santi Qirico e Giovita, später: Chiesa di Sant’ Anna Heute Museum (Jüdische Abteilung des Diözesanmuseums).
  Italien Trani Scolanova-Synagoge Santa Maria in Scolanova Seit 2005 wieder von der jüdischen Gemeinde in Trani für Gottesdienste genutzt.[5]
  Kroatien Pula Augustus-Tempel Byzantinische Kirche In der Neuzeit profaniert und als Getreidespeicher genutzt.
Libanon Tempel von Bziza Byzantinische Kirche Ruine
  Mexiko Mexiko-Stadt Aztekisches Kultzentrum Colegio de la Santa Cruz de Tlatelolco mit Kirche Santiago de Tlatelolco
  Mexiko Cholula Pyramide von Cholula, wahrscheinlich Quetzalcoatl gewidmet Nuestra Señora de los Remedios Die Marienkirche wurde oben auf der Pyramide errichtet.
  Peru Cusco Coricancha Convento de Santo Domingo Haupttempel der Inka-Kultur, Ruinen vom Dominikanerkloster überbaut.
  Portugal Mértola Moschee Nossa Senhora da Anunciação
  Rumänien Brăila Moschee Sf. Arhangheli Mihail si Gavril (Kirche der hl. Erzengel Michael und Gabriel) Die Moschee aus dem frühen 18. Jahrhundert wurde 1830 in eine orthodoxe Kirche umgebaut.[6]
  Spanien Árchez Moschee Nuestra Señora de la Encarnación Gut erhaltenes Minarett des 14. Jahrhunderts, heute Glockenturm.[7]
  Spanien Carmona Freitagsmoschee Kollegiatkirche Santa María de la Asunción
  Spanien Córdoba Freitagsmoschee Kathedrale von Córdoba Das Moscheegebäude wurde als Kirche genutzt, renoviert und instand gehalten. Erst im 16. Jahrhundert erfolgten größere Umbauten zu einer Kathedrale.
  Spanien Jaén Synagoge San Andrés
Spanien Ronda Freitagsmoschee Kollegiatkirche Santa María la Mayor Außer Resten des Minaretts im Glockenturm, ist auch der Mihrab mit arabischen Inschriften teilweise erhalten.
  Spanien Ronda Moschee Iglesia de San Sebastián Erhalten ist das Untergeschoss des Minaretts als Glockenturm.
  Spanien Segovia Hauptsynagoge Corpus-Christi-Kirche (Klarissen-Klosterkirche) Weitgehende Rekonstruktion nach einem Großbrand 1899.
  Spanien Sevilla Freitagsmoschee Kathedrale von Sevilla Das Minarett (Giralda) wurde in seiner almohadischen Substanz kaum verändert und für die Nutzung als Kirchturm lediglich ein Glockenhaus neu aufgesetzt.[8] In die Hauptmoschee wurde eine christliche Kirche eingebaut, nachdem diese Moschee-Kirche aber baufällig geworden war, wurde an ihrer Stelle im 14. Jahrhundert die bestehende gotische Kathedrale errichtet.[9]
  Spanien Sevilla Moschee Santa Catalina Das Untergeschoss des Minaretts wurde kaum verändert.[8]
  Spanien Toledo Moschee El Cristo de la Luz Die frühere Moschee, dann Kirche El Cristo de la Luz ist heute Museum. (Die Hauptmoschee von Toledo wurde zur christlichen Kathedrale umgewidmet, seitdem aber durch einen Neubau ersetzt.)
  Spanien Toledo Moschee San Andrés
  Spanien Toledo Moschee Santas Justa y Rufina
  Spanien Toledo Moschee San Salvador
  Spanien Toledo Synagoge des Samuel ha-Levi Abulafía San Benito; später: Nuestra Señora del Tránsito Heute Museum (Museo Sefardí).
  Spanien Toledo Synagoge Santa María la Bianca Heute Museum.
  Syrien Palmyra Tempel des Bēl Byzantinische Kirche
  Türkei Diokaisareia Tempel des Zeus Olbios Bischofskirche von Diokaisareia Umbau zu einer Kirche, wohl im 5. Jahrhundert, wobei das Bauwerk als ehemaliger Tempel erkennbar blieb.[10]
  Türkei Pergamon Rote Halle (Heiligtum der ägyptischen Gottheiten) Dreischiffige Emporenbasilika
  Ungarn Pécs Moschee Gazi Khassim Mariä-Lichtmess-Kirche in der Unterstadt Erbaut auf den Grundmauern der St.-Bartholomäus-Kirche aus dem 12. Jahrhundert[11], Mihrab, Koran-Kalligraphien an den Wänden.[12]
  Ungarn Pécs Moschee des Pascha Jakowali Hassan Nepomukkapelle Heute Museum. Eine komplette Moschee-Inneneinrichtung wurde vom türkischen Staat geschenkt, und freitags nach der Schließung des Museums kommen Muslime hier zum Gebet zusammen.[13]

Literatur Bearbeiten

  • Johannes Hahn, Stephen Emell, Ulrich Gotter (Hrsg.): From Temple to Church: Destruction and Renewal of Local Cultic Topography in Late Antiquity. Brill, Leiden / Boston 2008. ISBN 978-90-04-13141-5.
  • Tobias Arera-Rütenik: Transformationen von Moscheen zu Kirchen auf der Iberischen Halbinsel (= Berliner Beiträge zu Bauforschung und Denkmalpflege. Band 14) Michael Imhof Verlag, 2017. ISBN 978-3-7319-0318-5.
  • Wiebke Deymann: Christen, Juden und Muslime im mittelalterlichen Sevilla. Religiöse Minderheiten unter muslimischer und christlicher Dominanz (12. bis 14. Jahrhundert). LIT Verlag, Münster 2012. ISBN 978-3-643-11554-6.
  • Benjamin Scheller: Die Stadt der Neuchristen: Konvertierte Juden und ihre Nachkommen im Trani des Spätmittelalters zwischen Inklusion und Exklusion. Akademie Verlag, 2013. ISBN 978-3-05-005977-8.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ehemalige Synagoge - Neuapostolische Kirche. In: Tourist-Information Eschwege. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  2. Flieden (Kreis Fulda). In: Alemannia Judaica. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  3. Höchberg (Marktgemeinde, Landkreis Würzburg). In: Alemannia Judaica. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  4. Rimbach (Kreis Bergstraße). In: Alemannia Judaica. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  5. Benjamin Scheller: Die Stadt der Neuchristen: Konvertierte Juden und ihre Nachkommen im Trani des Spätmittelalters zwischen Inklusion und Exklusion. S. 364.
  6. Touristische Sehenswürdigkeiten. In: Municipiul Brăila. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  7. Árchez. Das Minarett. In: Diputación de Málaga. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  8. a b Wiebke Deymann: Christen, Juden und Muslime im mittelalterlichen Sevilla. S. 192.
  9. Wiebke Deymann: Christen, Juden und Muslime im mittelalterlichen Sevilla. S. 193–194.
  10. Philipp Pilhofer: Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland. Berlin / Boston 2018, S. 187–188.
  11. Moschee Gazi Khassim. In: expedia.at. Abgerufen am 10. Juli 2021.
  12. Moschee. In: Bistum Pécs. Abgerufen am 10. Juli 2021.
  13. Adolf Stock: Glockentürme und Minarett. In Pécs/Fünfkirchen erzählen Kirchen und Moscheen von der Vielfalt der Kulturen. In: Deutschlandfunk Kultur. 10. Juli 2010, abgerufen am 30. Dezember 2018.