Tempel von Bziza

römisches Bauwerk im Libanon

Der Tempel von Bziza ist ein gut erhaltener römischer Tempel im heutigen Libanon. Bziza ist ein Dorf im Norden des Landes im Distrikt Koura. Der Tempel wird heute als Saydet ‘Awamid (Notre-Dame-des-Colonnes) bezeichnet, was sich auf die in den Tempel gebaute Kirche bezieht, denn in byzantinischer Zeit ist der Bau in eine Kirche umgewandelt worden. Die Tempelruine war westlichen Reisenden seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt und ist mehrmals von frühen Reisenden gezeichnet worden.[1] Der Tempel war wahrscheinlich dem Azizu geweiht. Der Name des Gottes ist durch keine Inschrift am Tempel belegt, doch wurde er von Ernest Renan aus dem Ortsnamen Bziza erschlossen.[2] Daniel Krencker und Willy Zschietzschmann untersuchten den Tempel zu Beginn des 20. Jahrhunderts.[3] 1965 wurde der Tempel von Harutune Kalayan vollständig freigelegt, der vor allem das Podium entdeckte, auf dem der Tempel steht.[4]

Der Tempel von Bziza
Plan des Tempels mit späteren Änderungen in grau

Die nach Nordwesten ausgerichtete Fassade des Tempels ist mit vier ionischen Säulen (Tetrastylos) dekoriert. Der Tempel steht auf einem Podium, das über eine Treppe betreten werden kann. Der Pronaos ist an beiden Seiten von Anten flankiert. Bis auf eine handelt es sich bei den Säulen um Monolithen. Die Kapitelle haben stilistisch Parallelen in Anatolien und Syrien, die wiederum ins 2. Jahrhundert n. Chr. datieren. Der Türsturz und die Türpfosten sind mit Reliefs dekoriert, die florale Motive zeigen. Die Südwestwand im Inneren weist zwei Nischen auf, die einst von jeweils zwei kleinen Säulen flankiert waren. Die Rückseite des Inneren hat ein Adyton, das über eine Treppe betreten werden kann.[5]

In byzantinischer Zeit wurde der Tempel in eine Kirche umgewandelt. Die Säulen an der Front wurden zugemauert und in die Südwestwand wurde eine Tür eingebrochen. Die Wand des Adyton wurde niedergerissen.[6] Die Apsis von Kirchen ist in der Regel nach Osten orientiert, vor allem im byzantinischen Reich. Deshalb wurde für den Bau der Kirche die Nordostwand des Tempels eingerissen, um zwei Apsiden einzubauen.[7]

Der Tempel erscheint auf diversen Briefmarken aus dem Libanon.[8]

Literatur

Bearbeiten
  • Daniel Krencker und Willy Zschietzschmann: Römische Tempel in Syrien, nach Aufnahmen und Untersuchungen von Mitgliedern der Deutschen Baalbekexpedition 1901–1904. 2 Bände. W. de Gruyter, Berlin/Leipzig, 1938, Band I, S. 4–7, Band II, Tafeln. 3–4.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. René Dussaud: Le Peintre Montfort en Syrie (1837-1838) – (Troisième article). In: Syria. Band 2, 1921, S. 63–72, hier besonders S. 67–68 (online).
  2. Ernest Renan: Mission of Phoenicia. Imprimerie impériale, Paris 1863, S. 134 (online).
  3. Die Ergebnisse sind publiziert in: Daniel Krencker, Willy Zschietzschmann: Römische Tempel in Syrien.
  4. Julien Aliquot: Liban-Nord. In: derselbe: La Vie religieuse au Liban sous l’Empire romain. Presses de l’Ifpo, Beirut 2009, ISBN 9782351592991 (doi:10.4000/books.ifpo.1451).
  5. Julien Aliquot: Liban-Nord. In: derselbe: La Vie religieuse au Liban sous l’Empire romain. Presses de l’Ifpo, Beirut 2009.
  6. Julien Aliquot: Liban-Nord. In: derselbe: La Vie religieuse au Liban sous l’Empire romain. Presses de l’Ifpo, Beirut 2009.
  7. Lévon Nordiguian: Trois chapelles médiévales de Bziza (Koura – Liban). In: Mélanges de l’université Saint-Joseph. Band 66, 2015–2016, S. 392–394 (Digitalisat).
  8. 35 Libanesische Piaster, 200 Libanesische Piaster.

Koordinaten: 34° 16′ 11,6″ N, 35° 49′ 17,8″ O