Das Lager Elsterhorst befand sich in Elsterhorst (heute Nardt in der Gemeinde Elsterheide) bei Hoyerswerda im damaligen Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Niederschlesien.

Ungefähre Lage des Kriegsgefangenenlagers auf einer aktuellen Landkarte (A – Lazarett, B – Stalag/Oflag, C – Kommandantur und Mannschaftsgebäude)
Innenraum-Zeichnung des Oflag IV D durch den französischen Gefangenen E. Arnaud
Hinweistafeln am Flugplatz Nardt

Stalag und Oflag Bearbeiten

Das in Dresden ansässige Wehrkreiskommando IV der deutschen Wehrmacht begann 1937 mit dem Abschluss von Pachtverträgen für das Gelände eines Kriegsgefangenenlagers bei Elsterhorst.[1] Das Lager wurde ab 1938 errichtet. Die Bereiche des Kriegsgefangenenlagers bekamen die Bezeichnungen Stalag IV A und ab 1940 Oflag IV D.[1] Das Stalag beherbergte überwiegend polnische und tschechische Kriegsgefangene, das Oflag überwiegend französische. Das Lager befand sich auf dem heutigen Gelände des Flugplatzes Nardt. Zwei weitere Bereiche außerhalb des Lagerbereichs waren das Lazarett (heute Landesfeuerwehrschule Sachsen) und die Kommandantur mit den Mannschaftsunterkünften des aus Angehörigen der Landwehr bestehenden 2. Landesschützenbataillons (LSB) (an der heutigen Bundesstraße 96 und der Straße nach Neuwiese).[1]

Nachdem zuerst nur ein Brunnen für die Trinkwasserversorgung gebohrt und Zelte aufgebaut wurden, begannen tschechische und ab 1939 auch polnische Kriegsgefangene mit dem Aufbau von Baracken.[1] Im September waren hier schon rund 7000 Soldaten interniert. Einige davon arbeiteten auf Bauernhöfen der Umgebung, im Forst und in den Gruben Erika, Werminghoff und Heye III des Lausitzer Braunkohlereviers.[1] Seit Ende Mai 1940 wurden in Elsterhorst auch französische und belgische Kriegsgefangene interniert.[1] Nach einer Zeit großen Hungerns gab es ab September 1940 zunehmend verbesserte Postverbindungen aus den nicht besetzten Teilen Frankreichs und vom Roten Kreuz. Dadurch wurde auch der Aufbau einer großen Lagerbibliothek möglich.[1] Neben Theatergruppen und anderen kulturellen Aktivitäten wurde unter der Leitung von Professor Lanzet gar die französische Universität Hoyerswerda gegründet, bei der etwa 60 % der rund 5000 französischen Offiziere eingeschrieben waren.[1]

1945 bis 1948 Bearbeiten

Nach Kriegsende war das Lager kurze Zeit sowjetisches Kriegsgefangenenlager FPPL (ФППЛ: Фронтовый приемно-пересыльный лагерь (deutsch Front-Aufnahme- und Durchgangslager)) Nr. 30 für deutsche Soldaten der Wehrmacht. Von Oktober 1945 bis Anfang 1948 war es Durchgangs-, Quarantäne- und Umsiedlerlager für heimkehrende deutsche Soldaten und Vertriebene aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und dem Sudetenland.[2] Im März 1948 wurde das Lager aufgelöst und von der Kreispolizei übernommen.[3]

Heutiger Zustand Bearbeiten

Neben wenigen Überresten auf dem Gelände des Flugplatzes Nardt und an der B 96 existiert lediglich noch eine feste Baracke des Lazarettbereiches innerhalb des Geländes der Landesfeuerwehrschule (Stand April 2022). Sie beherbergt das Ausstellungs- & Dokumentationszentrum Lager Elsterhorst des Stadtmuseums Hoyerswerda und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.[4] Die im Lager verstorbenen französischen Kriegsgefangenen wurden neben dem Friedhof Nardt begraben, ab 1952 exhumiert und in ihre Heimat überführt. Die im hinteren Teil des Friedhofs begrabenen sowjetischen Soldaten wurden 1974 exhumiert und in die Gedenkstätte am Ehrenhain an der heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Hoyerswerda umgebettet. In den Jahren 1992 und 1993 wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für über 1200 im Lager verstorbenen deutsche Soldaten und Vertriebene die Kriegsgräberstätte Nardt an der Straße nach Nardt-Weinberg nahe der B 96 errichtet.[5]

Quellen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Oflag IV-D – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kriegsgräberstätte Nardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Karl-Heinz Hempel: Das Lager Elsterhorst. Kapitel 1: Stalag und Oflag. In: Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte Heft 10, 2007, S. 6–16.
  2. Winfried Töpler: Der zehntausendfüßige Menschenwurm. Die Bewältigung der Kriegsfolgen und des schlesischen Flüchtlingsproblems im Gebiet des heutigen Bistums Görlitz. In: Rainer Bendel (Hrsg.): Vertriebene finden Heimat in der Kirche: Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2008, S. 291–635, hier S. 298.
  3. Karl-Heinz Hempel: Das Lager Elsterhorst. Kapitel 5: Das Umsiedlerlager. In: Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte Heft 10, 2007, S. 24–32.
  4. Elsterhorst auf den Seiten des Stadtmuseums Hoyerswerda (abgerufen am 1. Mai 2022).
  5. Karl-Heinz Hempel: Das Lager Elsterhorst. Kapitel 6: Die Kriegsgräberstätten in Nardt. In: Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte Heft 10, 2007, S. 32–35.

Koordinaten: 51° 27′ 2,9″ N, 14° 11′ 59,9″ O

51°27'02.9"N 14°11'59.9"E