Die Kunsthandlung Max Sinz wurde 1896 in Dresden gegründet. Sie war neben der Galerie Arnold und dem Kunstsalon Emil Richter, welche neuste Tendenzen im internationalen Kunstgeschehen um die Jahrhundertwende präsentierten, eine eher konservativ ausgerichtete Kunsthandlung im damaligen Kulturleben von Dresden.

Geschichte Bearbeiten

Kunsthandlung Lichtenberg Bearbeiten

Theodor Lichtenberg eröffnete im April 1891 an der Ferdinandstraße in Dresden eine Zweigstelle seiner Breslauer Kunsthandlung.[1] Im Herbst 1892 bezog der Lichtenberg’sche Kunstsalon in Dresden neue Räumlichkeiten mit verbesserten Lichtverhältnissen im Neubau des Viktoriahauses.[2][3] Die Eröffnungsausstellung fand am 6. Oktober unter anderem mit Werken von Andreas Achenbach, Oscar Achenbach, Leopold von Kalckreuth und Paul Friedrich Meyerheim statt. Im April 1893 wurde Ferdinand Morawe Inhaber der Kunsthandlung.[4]

Im Kunstsalon Lichtenberg fand im Jahr 1893 eine Ausstellung mit Werken des damals jungen Edvard Munch statt, nur kurze Zeit nach der ersten Munch-Ausstellung in Deutschland, die am 5. November 1892 in Berlin eröffnet wurde. Die Ausstellung in Berlin erregte heftige Proteste und wurde nach einer Woche vorzeitig geschlossen. Der Streit um die Ausstellung in Berlin führte zur Gründung der Berliner Secession.[5] Vom 4. November bis am 1. Dezember 1894 wurde im Kunstsalon Lichtenberg die erste gemeinsame Ausstellung des Vereins bildender Künstler Dresden gezeigt. Der Verein bildender Künstler Dresden war die erste der Dresdner Sezessionsbewegungen. Präsentiert wurden 119 Werke von 35 Vereinsmitgliedern.

 
Marke von Th. Lichtenberg Nachf. Max Sinz Dresden

Kunsthandlung Max Sinz Bearbeiten

Am 1. Juli 1896[6] übernahm der bisherige Mitarbeiter[7] und Kunsthändler Max Sinz die Kunsthandlung Lichtenberg und verlegte sie unter dem Namen Th. Lichtenberg Nachfolger Max Sinz an die Moszinskystraße 1 Ecke Prager Straße.[Anm. 1]

Im September 1917 zog die Kunsthandlung unter dem Namen „Kunsthandlung Max Sinz“ in das gegenüber liegende Haus an die Prager Straße 38.[8] Das bisherige Raumangebot wurden u. a. mit zwei Oberlichtsälen, mehreren Seitenlichträumen und einem Graphischen Kabinett vergrößert.

Max Sinz übernahm 1934 die Räumlichkeiten der kurz zuvor geschlossenen Galerie Arnold an der Schloßstraße. Neben den sich an der Moderne orientierenden Dresdner Kunsthandlungen, wie die Galerie Arnold, der Kunstsalon Emil Richter, die Galerie Neue Kunst Fides oder die Galerie Junge Kunst von Josef Sandel, gehörte die Kunsthandlung Max Sinz zusammen mit den Kunsthandlungen Paul Rusch[Anm. 2] und Friedrich Axt[Anm. 3] zu den eher konservativ ausgerichteten Galerien Dresdens.[9]

Am 1. November 1934 wurde die Kunsthandlung in die Rechtsform einer Offenen Handelsgesellschaft umgewandelt. Als Inhaber waren Max Sinz, Dr. Max Sinz und Heinrich Sinz eingetragen.[8] Die Kunsthandlung Max Sinz wurde an Ostern 1943 „behördlicherseits geschlossen“.[10] 1945 wurde die ehemalige Kunsthandlung beim Bombenangriff auf Dresden zerstört. Nach dem Krieg wurde die Kunsthandlung in Dresden-Strehlen an der Waterloostraße 7 (heute Heinrich-Zille-Straße) neu eröffnet.[11]

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Kunsthandlungen, Kunstgewerbe. In: Alexander Bertelsson und Wolfgang Jess (Hrsg.): Dresdner Kunstbuch 1927. Jahrbuch zur Förderung der Kunstpflege. Verlag von Wolfgang Jess, Dresden 1927, S. 149–152.
  • Christel Wünsch: Carl Bantzer und der Goppelner Kreis. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch. Nr. 8. Druckerei zu Altenburg, 2002, S. 143–162.
  • Maria Petrasch: Otto Altenkirch 1875–1945, Leben und Werk. Begleitbuch zur Ausstellung Otto Altenkirch 1875–1945 im Schloss Nossen, 3. September bis 13. November 2005. Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Schloss Nossen/Klosterpark Altzella, Nossen 2005, ISBN 3-00-016284-4, S. 78.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. In den bisherigen Räumlichkeiten der Kunsthandlung Lichtenberg im Viktoriahaus eröffnete 1898 mit dem Dresdner Kunstsalon Arno Wolffram eine weitere Kunsthandlung in Dresden. Bekannt sind u. a. Personalausstellungen von Heinrich Vogeler im Herbst 1898, von Oskar Zwintscher 1899 und von Jan Toorop im Jahr 1900. Siehe Andreas Dehmer, Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900. Sandstein-Verlag, Dresden 2022, ISBN 978-3-95498-681-1, S. 73–74, 138. Ebenfalls bekannt sind Personalausstellungen um 1899/1900 von Charles Johann Palmié, Max Slevogt und Wilhelm Müller-Schönefeld. Siehe Von Ausstellungen. Dresden. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 12, 15. März 1900, S. 282 (Digitalisat).
  2. Die Kunsthandlung Paul Rusch befand sich in der von Hermann August Richter erbauten Villa an der Sidonienstraße 27 und handelte vorwiegend mit Kunst der Romantik und des Biedermeiers. Zum Verkauf standen u. a. Werke von Philipp Otto Runge, Caspar David Friedrich, Georg Friedrich Kersting, Ernst Ferdinand Oehme, Johan Christian Clausen Dahl, Ludwig Richter und Eduard Leonhardi. Siehe: Kunsthandlungen, Kunstgewerbe. In: Alexander Bertelsson und Wolfgang Jess (Hrsg.): Dresdner Kunstbuch 1927. Jahrbuch zur Förderung der Kunstpflege. Verlag von Wolfgang Jess, Dresden 1927, S. 149.
  3. Friedrich Gottlieb Ludwig Axt (1851–1925) gründete 1877 in Dresden eine Buchhandlung. 1882 wurde die Buchhandlung um eine Kunsthandlung erweitert und ergänzt. 1925 übernahm Rudolf Axt (* 1880, Dresden) die Kunsthandlung Friedrich Axt. Gemäß Adressbuch 1943/44 befand sich die Kunsthandlung Friedrich Axt an der Reitbahnstraße 25 in Dresden. Gehandelt wurden in erster Linie „Gemälde erster Meister“, besonders des 19. Jahrhunderts. Siehe auch Informationen zur Kunsthandlung Friedrich Axt in der Provenienzdokumentation (Memento vom 14. März 2017 im Internet Archive) zu dem Bild Parklandschaft von Rudolf Höckner (Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, 2009, abgerufen am 13. März 2017).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vermischte Nachrichten. In: Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. Neue Folge. II. Jahrgang, Nr. 30. Seemann, Leipzig 25. Juni 1891, S. 522 (Digitalisat).
  2. Vermischte Nachrichten. In: Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. Neue Folge. III. Jahrgang, Nr. 26. Seemann, Leipzig 26. Mai 1892, S. 457 (Digitalisat).
  3. Korrespondenz aus Dresden. In: Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. Neue Folge. IV. Jahrgang, Nr. 5. Seemann, Leipzig 17. November 1892, S. 67 (Digitalisat).
  4. Morawe, Ferdinand. Eintrag in der DNB. Abgerufen am 19. Februar 2016.
  5. Erhard Frommhold: Kunsthandel in Dresden – Eine Tradition der Moderne. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Dresdner Hefte. 15. Jahrgang, Heft 49, 1/97, 1997, S. 63 (Digitalisat).
  6. Theodor Lichtenberg Nachfolger (Ferdinand Morawe) (Dresden). Eintrag in der DNB. Abgerufen am 19. Februar 2016.
  7. Sinz, Max. Eintrag in der DNB. Abgerufen am 19. Februar 2016.
  8. a b Werner J. Schweiger: Kunsthandlung Max Sinz. Berlinische Galerie, Sammlung Online. 2005, abgerufen am 19. Mai 2019 (Eintrag für die geplante Publikation „Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905–1937“).
  9. Werner J. Schweiger: Friedrich Axt. Berlinische Galerie, Sammlung Online. 2005, abgerufen am 1. Juni 2019 (Eintrag für die geplante Publikation „Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905–1937“).
  10. Daniela Wilmes: Wettbewerb um die Moderne. Zur Geschichte des Kunsthandels in Köln nach 1945. Akademie-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-05-005197-0, S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Werbeanzeige. In: Kunstausstellung Sächsische Künstler 28. März – 30. Juni 1946 des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Sonderschau „Opfer des Faschismus“. Dresden 1946, S. 49 (unpag.) (Digitalisat).