Knobelsdorffhaus

1750 von Knobelsdorff erbautes Gebäude Am Alten Markt in Potsdam

Das Knobelsdorffhaus ist ein Bürgerhaus am Alten Markt 9, früher Brauerstraße 10, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Alten Rathaus an der Ostseite des Alten Markts in Potsdam. Es bildet zusammen mit dem Alten Rathaus und dem Glasdurchgang anstelle des zerstörten Windelbandschen Hauses das Potsdam Museum.

Knobelsdorffhaus 1842
1928–1944
Gesamtkomplex des Potsdam Museums 2007

Baugeschichte und Architektur Bearbeiten

Das Knobelsdorffhaus wurde 1750 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff gebaut, nach dem es auch bezeichnet wird. Das auch als Lehmannsches Haus bezeichnete Gebäude (nach dem Erstbewohner) entstand nach Motiven des englischen Palladianismus, wobei Knobelsdorff die vom englischen Architekten Roger Morris entworfene Fassade für Marble Hill House in Twickenham 1728 aufgriff.

Das Gebäude ist von fast gleicher Höhe wie Breite. Der zweieinhalbgeschossige Bau ist zum Alten Markt fünfachsig und wird durch einen flachen dreiachsigen Mittelrisalit mit Giebeldreieck betont. Während das Erdgeschoss Fensterverdachungen und Eckrustika aufweist, ist die Beletage durch rundbogige Fenster mit bekrönenden Faunsmasken sowie einem von Atlanten von Friedrich Christian Glume getragenen geschwungenen Balkon mit zierlichem Brüstungsgitter akzentuiert.

Skulpturen der römischen Göttinnen Flora, Pomona und des römischen Gottes der Jahreszeiten, Vertumnus in der Mitte von Johann Peter Benkert auf der Attika schließen den Risalit nach oben ab. Nach Abbruch eines Armes an einer der Figuren wurden die die Statuen aus Sicherheitsgründen 1897 abgenommen und 1898 an für 200 Mark an Hermann Sudermann für sein Herrenhaus Blankensee. 1930 wurden Kopien aus Muschelkalk-Steinguss am Originalstandort in Potsdam aufgestellt. Nach Beschädigungen am Knobelsdorffhaus und seines Figurenschmuckes im Zweiten Weltkrieg wurde 1961 mit der Sudermann Stiftung ein Tausch vereinbart: Die restaurierten Kopien sollten nach Blankensee kommen, die restaurierten Originale wieder auf den Giebel des Knobelsdorffhauses zurückkehren. Weil Pomona 1964 beim Abbau zerbrach, einigte man sich auf den Verbleib der originalen Vertumnus-Statue. Von beiden schuf der Caputher Bildhauer Horst Misch in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts Sandsteinkopien, die heute zusammen mit der Originalen Statue der Flora das Knobelsdorffhaus bekrönen.[1][2] Der originale Vertumnus befindet sich seit 2000 in der Geschäftsstelle der Brandenburgischen Schlösser in Potsdam.[3]

Der auf alten Messbildern und Gemälden erkennbare Brandgiebel auf der Nordseite zum Windelbandschen Haus wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg durch ein abgewalmtes Dach ersetzt; in dieser Form erfolgte auch die Wiederherstellung.

Die Zerstörung im Krieg und der Wiederaufbau Bearbeiten

 
 

Der britische Luftangriff auf Potsdam am Abend des 14. April 1945 verursachte nur leichte Schäden am Alten Rathaus. Der tagelange Artilleriebeschuss durch die Rote Armee während der Kämpfe um Potsdam, die bis zum 30. April andauerten, zerstörte jedoch den gesamten Gebäudekomplex, das Windelbandsche Haus und das Knobelsdorffhaus. Zunächst fehlte es an Mitteln, das Gebäudeensemble wiederaufzubauen, so dass erst 1960 mit den Arbeiten begonnen wurde. Lediglich die Fassaden und das Treppenhaus mit der Kuppel des Alten Rathauses befanden sich in wiederaufbaufähigem Zustand. 1966 feierte man die Wiedereinweihung als Kulturhaus, das den Namen des Arbeiterdichters Hans Marchwitza erhielt. Das Knobelsdorffhaus wurde vollständig restauriert.

Gegenüber an der Ecke zum Alten Markt 17 soll das Klingnerschen Haus rekonstruiert werden, das von Johann Boumann nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet wurde und im Krieg verloren ging. Dieses bildete mit dem Knobelsdorffhaus ein gegenüberliegendes Gebäudepärchen, das die Dreiecksgiebel der südlichen Marktflügel des Potsdamer Stadtschlosses wiederaufnahm.[4][5]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Knobelsdorffhaus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lothar Krone: Ein außergewöhnlicher Bildhauer. MAZ, 26. Januar 2017, archiviert vom Original; abgerufen am 28. Oktober 2023.
  2. Klaus Büstrin: Verwirrspiel. Potsdamer Neueste Nachrichten, 16. Februar 2008, abgerufen am 29. April 2019.
  3. Reiner Friebe: Die Odyssee der Götter. Edition Ab Fischer, Berlin 2007, insb. das Kapitel Die Rückkehr der Figuren nach Potsdam. S. 35–47; vgl. die Buchvorstellung Verwirrspiel, Potsdamer Neueste Nachrichten am 16. Februar 2008.
  4. Museum Digital
  5. Potsdamer Mitte

Koordinaten: 52° 23′ 44,5″ N, 13° 3′ 43,7″ O