Der Mitannier Kikkuli ist der Verfasser einer hippologischen Schrift aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. Er bezeichnet sich selbst als aššuššanni (a-aš-šu-uš-ša-an-ni) „Pferdetrainer“.

Der Kikkuli-Text (KUB I13I) wurde 1906 in der hethitischen Hauptstadt Ḫattuša gefunden. Er beschreibt ausführlich die Zucht, Haltung, Fütterung und die Ausbildung von Pferden, die vor dem Streitwagen eingesetzt werden sollen. Das Trainingsprogramm erstreckte sich über mehrere Monate. Ob die Pferde im Trab oder im Galopp gehen sollten, ist in der Forschung umstritten.

Zwei von insgesamt vier Tafeln des Kikkuli-Textes.

Die vier Tafeln des Textes (TrAn I) wurden durch verschiedene Schreiber verfasst. Er stellt eine Abschrift aus dem 13. Jahrhundert dar, benutzt aber teilweise archaisierende Ausdrücke. Das Hurritische ist nach Aussage Annelies Kammenhubers teilweise grammatikalisch falsch. Der Text enthält nach Aussage Manfred Mayrhofers (1982) einige eindeutig indoarische Ausdrücke. Dabei handelt es sich um:

  • die einstelligen Zahlwörter, mit denen die Trainingsrunden bezeichnet werden. So wird aikawartanna „eine Runde“ mit vedisch éka- (gegenüber iranisch *aiwa-!) verglichen, weiter auch panzawartanna „fünf Runden“ und šattawartanna „sieben Runden“.
  • die Selbstbezeichnung des Kikkuli, aššuššanni, die Mayrhofer mit *aśva- „Pferd“ vergleicht (1982, 75)
  • das „hybride hethitisch-arische“ Verb u(n)ar-ar-ta-an-zi
  • die Benennung der Rennbahn.

Literatur Bearbeiten

  • Erich Ebeling: Bruchstücke einer mittelassyrischen Vorschriftensammlung für die Akklimatisierung und Trainierung von Wagenpferden (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung Nr. 7, ISSN 0568-4196). Akademie-Verlag, Berlin 1951.
  • Annelies Kammenhuber: Hippologia hethitica. Harrassowitz, Wiesbaden 1961.
  • Manfred Mayrhofer: Welches Material aus dem Indo-arischen von Mitanni verbleibt für eine selektive Darstellung? In: Ernst Neu (Hrsg.): Investigationes philologicae et comparativae. Gedenkschrift für Heinz Kronasser. Harrassowitz, Wiesbaden 1982, ISBN 3-447-02173-X, S. 72–90.
  • Frank Starke: Ausbildung und Training von Streitwagenpferden. Eine hippologisch orientierte Interpretation des Kikkuli-Textes (= Studien zu den Boǧazköy-Texten. Bd. 41). Harrassowitz, Wiesbaden 1995, ISBN 3-447-03501-3.
  • Peter Raulwing, Heinz Meyer: Der Kikkuli-Text. Hippologische und methodenkritische Überlegungen zum Training von Streitwagenpferden im Alten Orient. In: Mamoun Fansa, Stefan Burmeister (Hrsg.): Rad und Wagen. Der Ursprung einer Innovation. Wagen im Vorderen Orient und Europa. (Wissenschaftliche Begleitschrift zur Sonderausstellung „Rad und Wagen. Der Ursprung einer Innovation. Wagen im Vorderen Orient und Europa“ vom 28. März bis 11. Juli 2004 im Landesmuseum für Natur und Mensch, Oldenburg) (= Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Beiheft 40). von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3322-6, S. 491–507.