Königliche Villa (Berchtesgaden)

Schloss in Berchtesgaden

Die Königliche Villa (auch: Max Villa oder Villa Max[1]) in Berchtesgaden wurde im Auftrag des bayerischen Königs Maximilian II. nach Plänen des Architekten Ludwig Lange zwischen 1849 und 1852 erbaut.[2] Sie ist denkmalgeschützt und steht westlich des Marktzentrums an der Kälbersteinstraße oberhalb des 1893 eröffneten Luitpoldparks.

Südseite der Königlichen Villa, vom Luitpoldpark aus gesehen

Bau- und Nutzungsgeschichte Bearbeiten

Erbaut auf dem Grund des Brandholzlehens[2] wurde die Königliche Villa 1860 noch mit dem „Musikstöckl“ um einen Erweiterungsbau ergänzt.[1] Maximilian II. hatte wie seine Vor- und Nachfahren viele Sommer im Königlichen Schloss verbracht.[3][2] In der von ihm errichteten Königlichen Villa wiederum hatten dann seine beiden Söhne Otto und der spätere Märchenkönig Ludwig II. als Kinder „zwischen 1853 und 1863 immer wieder die Sommerferien“ verlebt.[4] Allerdings wird bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts auch ein Vorfall im Park der Königlichen Villa kolportiert, der Ludwig II. bereits ab 1857 gegen Berchtesgaden eine heftige Abneigung fassen ließ und ihn nach dem Tod des Vaters (1864) für lange Zeit von weiteren Besuchen der Villa abhielt.[5]

 
Drohnenaufnahme Königliche Villa, darunter der Luitpoldpark

Nicht zur Familie gehörende Gäste in der Villa waren u. a. ab 1875 die Königin von Schweden Sophia von Nassau (1836–1913) sowie der Prinz und Generalfeldmarschall Friedrich Karl von Preußen (1828–1885). Aus der bayerischen Königsfamilie weilten in der Villa noch Prinz Adalbert (1828–1875) mit seiner Tochter Isabella (1863–1924), von 1889 bis 1891 Adalberts weitere Kinder Prinz Alfons (1862–1933) mit Gemahlin sowie anschließend die Prinzessinnen Elvira (1868–1943) und Clara (1874–1941). 1903 bewohnte Rupprecht von Bayern (1869–1955) als letzter Kronprinz von Bayern zusammen mit seiner Familie das erste Mal die Villa, in der Jahre später auch am 27. August 1914 sein Sohn, der erst 13-jährige Erbprinz Luitpold, an Kinderlähmung verstarb.[2]

Zuletzt noch von Prinzregent Ludwig (1845–1921) bis 1918 genutzt, wurde die Königliche Villa nach Auseinandersetzungen zwischen Bayern und dem Haus Wittelsbach ab 1922 vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds verwaltet. Bereits Anfang der 1920er Jahre war ein Teil des Gebäudes in Wohnungen umgewandelt; alles Andere fand vor dem Zweiten Weltkrieg nacheinander Nutzung als „höhere Unterrichtsanstalt“ (bzw. als Mittelschule[1]), Ausstellungsraum des örtlichen Künstlerbundes (ein Saal ab 1920, später in der Orangerie), „Café Bubestinger“ (ab 1927) bzw. „Kur-Café Königliche Villa“,[2] letzteres verbunden mit einem ersten Umbau.[3]

Nach dem Krieg diente die Villa als Jugendhaus, Café und Großmarkt. 1975 wurde sie an einen Privatmann veräußert und 1983/84 schließlich in etwa 30 Eigentumswohnungen aufgeteilt.[1] Erbaut nach italienischen Vorbildern und umgeben von einem alpinen Landschaftsgarten, weist heute darauf „markant“ nur noch das mit Bögen versehene mächtige Postament hin, auf dem sich durch Risaliten gegliederte Gebäudeteile, Terrassen sowie ein Belvedere-Turm befinden.[1] Auch die große Haupttreppe, Malereien im Treppenhaus sowie einige weitgehend original erhaltene Zimmer bzw. Teile davon sind im ursprünglichen Zustand.[3] Ansonsten haben all die Umbaumaßnahmen Teile der Villa stark verunklärt.[1]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Königliche Villa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Johannes Lang: Königliche Villa – Berchtesgaden – Broschüre: Burgen & Schlösser eine Webseite der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein, online unter euregio-salzburg.info
  2. a b c d e Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973. Stichworte: Königliche Villa S. 176 sowie Schloß S. 310
  3. a b c Dieter Meister: Der Ruhepol von Königen, Künstlern, Kaffeetrinkern und Kindern. In: Berchtesgadener Anzeiger; Meldung vom 21. November 2003
  4. Walter Flemmer: Stationen eines Märchenkönigs. Orte und Landschaften König Ludwigs II.. In: Georg Jenal unter Mitarbeit von Stephanie Haarländer (Hgg.): Gegenwart in Vergangenheit. Beiträge zur Kultur und Geschichte der Neueren und Neuesten Zeit. Festgabe für Friedrich Prinz zu seinem 65. Geburtstag, München 1993, S. 419
  5. Bei Heinz Häfner – Ein König wird beseitigt. München 2008 – heißt es ab S. 38 f.: Im Park der königlichen Villa entdeckte ein Hofbeamter, „dass Ludwig seinen Bruder (Otto) an Händen und Füßen gefesselt, mit einem Knebel im Mund und einem Sacktuch um den Hals auf den Boden gelegt hatte und heftig an dem Tuch zerrte. (..) Der Beamte musste Gewalt anwenden, um Otto zu befreien. Vater Max II. war über das Verhalten Ludwigs erschrocken und erzürnt. Er diktierte ihm eine empfindliche Strafe. Ludwig war darüber seinerseits so erbittert, dass er eine heftige Abneigung gegen Berchtesgaden fasste und lange Zeit dorthin nicht zurückkehrte.“

Koordinaten: 47° 37′ 44,2″ N, 12° 59′ 48,9″ O