Julius Aßmann

deutscher Politiker der DVP

Julius Aßmann (* 5. Oktober 1868 in Posen; † 8. September 1939 in Bedlno, Powiat Kutnowski (unsicher)) war ein deutscher Politiker (DVP) und evangelischer Geistlicher. Er war 1919/20 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und gehörte 1919 bis 1921 der verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung an.

Julius Aßmann (1919)

Ab 1920 war er Superintendent der Unierten Evangelischen Kirche in Polen in Bromberg (Bydgoszcz) und Funktionär von Organisationen der deutschen Minderheit in der Zweiten Polnischen Republik. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde Aßmann vermutlich von Polen ermordet.

Leben Bearbeiten

Aßmann war evangelischen Glaubens und besuchte das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium (Posen). Nach dem Abitur studierte er von 1888 bis 1891 Evangelische Theologie und Philosophie an der Albertus-Universität Königsberg. Anschließend diente er als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie-Regiment „Graf Kirchbach“ (1. Niederschlesisches) Nr. 46. Ab 1892 war er zwei Jahre als Hauslehrer bei einem Grafen in Melkof in Mecklenburg. Nachdem er zunächst Provinzialvikar in Klein Bartelsee, Landkreis Bromberg, gewesen war, wurde er 1897 Pfarrer in Bromberg. Im Ersten Weltkrieg diente er als Lazarettpfarrer. Er engagierte sich in der christlich-nationalen Arbeiterbewegung sowie im Evangelischen Bund.

Infolge des Versailler Vertrags musste das Deutsche Reich 1920 weite Teile der Provinzen Posen und Westpreußen als „Polnischen Korridor“ an die Zweite Polnische Republik abtreten. Anschließend wurde Aßmann Superintendent der Unierten Evangelischen Kirche in Polen in Bromberg, zuständig für die Kirchenbezirke 'Bromberg I' (daselbst) und 'Bromberg II' in Crone an der Brahe. Neben seiner Tätigkeit im Evangelischen Konsistorium in Posen trat Aßmann als Mitglied zuerst der Deutschen Vereinigung im Sejm und Senat, dann der Deutschen Vereinigung für Posen und Pommerellen für die Interessen und Rechte der deutschen Minderheit in Polen ein[1], die in eine wirtschaftliche und demografische Krise geraten war.

Er war Mitglied der St. Johannis-Freimaurer-Loge Janus im Orient Bromberg, im Maurerjahr 1931/32 Meister vom Stuhl.[2]

Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde Aßmann „im Verlauf einer polnischen Reaktion auf einen deutschen Hinterhalt verschleppt“,[3] wahrscheinlich wurde er am 8. September 1939 ermordet. Nach anderen Quellen wurde er auf einem Verschleppungsmarsch von am 1. September 1939 verhafteten Deutschen nach Łowicz durch polnisches Militär erschossen.[4] Sein Leichnam wurde am 14. Dezember 1939 in Bedlno gefunden.

Abgeordneter Bearbeiten

Aßmann war von 1919 bis 1920 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, wo er den Wahlkreis 8 (Provinz Posen) vertrat. Von 1919 bis 1921 war er zudem Abgeordneter der Provinz Posen in der verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung.

Ehrung Bearbeiten

 
Gedenktafeln am Reichstag

In Berlin (Scheidemannstraße/Platz der Republik, Nähe Reichstag) erinnert seit 1992 eine der 96 Gedenktafeln für die vom NS-Regime ermordeten Reichstagsabgeordneten an Julius Aßmann.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dariusz Matelski: Niemcy w Polsce w XX wieku, Wydawnictwo Naukowe PWN, Warszawa-Poznań 1999, S. 112, 404 (polnisch); Elżbieta Alabrudzińska: Protestantyzm w Polsce w latach 1918 - 1939, Adam Marszalek, Toruñ 2004, S. 298–299, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Frepozytorium.umk.pl%2Fbitstream%2Fhandle%2Fitem%2F6732%2FProtestantyzm.pdf%3Fsequence%3D1~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, (polnisch).
  2. Leon Chajn: Niemieckie wolnomularstwo w Polsce międzywojennej, in: Przegląd Zachodni, 1971, nr. 5/6, S. 121–149, hier S. 130, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.archiwumpz.iz.poznan.pl%2FContent%2F4826%2FC_II_472-C_II_473BP-1971_5-6-112.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D (polnisch)
  3. Diese Darstellung bei: Martin Schumacher (Hg.): MdR, die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945. (Veröffentlichung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien) 3. Auflage, Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5169-6, S. 30. Siehe auch Biografie von Julius Aßmann. In: Heinrich Best, Wilhelm H. Schröder: Datenbank der Abgeordneten in der Nationalversammlung und den deutschen Reichstagen 1919–1933 (Biorab–Weimar) (der genaue Datensatz muss mit der Suchfunktion ermittelt werden)
  4. Hugo Rasmus: Pommerellen, Westpreußen 1919–1939. Herbig, München und Berlin 1989, S. 127–128.

Weblinks Bearbeiten