Johanniterkommende Werben

Kloster in Deutschland

Die Johanniterkommende Werben war eine Niederlassung des Ordens vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem (Johanniterorden) in Werben (Sachsen-Anhalt), die zwischen 1200 und 1217 gegründet wurde. Sie gehörte zur Ordensballei Brandenburg.

Geschichte Bearbeiten

 
Friedrich von Tettau, Porträt von Georg Lisiewski um 1725
 
Georg Dietloff von Arnim-Boitzenburg, Kupferstich nach Antoine Pesne, 1756.

Die Johanniterkommende Werben geht auf eine askanische Stiftung zurück. Die eigentliche Gründung fand zwischen 1200 und 1217 statt.[1] Der Johanniterkommende stand ein Komtur vor, der u. a. für den Erhalt der Gebäude, die Versorgung der Ordenspriester sowie den Unterhalt von drei Hospitälern und einer Schule sorgte. Zudem wurden die Güter der Kommende verwaltet, die durch Stiftungen und Schenkungen an den Orden in dessen Besitz kamen. Die Johanniterkommende Werben war über vierzig Jahre die einzige Einrichtung dieser Art in der alten Mark Brandenburg, Werben galt damals als ältestes Gotteshaus des Landes.[2] Eine erstmalige Nennung eines Kommendators ist im Jahre 1251.[3] Gebhard von Wanzleben ist Leiter von Werben 1323.[4]

Kurz nach seinem Übertritt zur Reformation übertrug Kurfürst Joachim II. von Brandenburg im Jahr 1542 die Werbener Kirche an die Stadt. Ab 1545 stand der Johanniterkommende ein evangelischer Komtur vor.[5]

Die Gebäude der Johanniterkommende Werben, mit dem ältesten Teil des so genannten Romanischen Hauses, wurden während des Dreißigjährigen Krieges stark beschädigt. Den Wiederaufbau gestaltete einer Vertreter der Familie von Rochow, Linie Golzow, Kommendator Otto Christoph I. von Rochow-Golzow, dieser verstarb 1659. Da die konventionelle Ablaufzeit von 15 Jahren noch nicht erreicht war, beschloss das Ordens-Kapitel der Johanniter seinen jüngsten Sohn Otto Christoph II. von Rochow-Golzow frühzeitig, und zwar schon mit 18 Lebensjahren, umgehend "seiner adelichen Tugenden nach" zum Ritter zu schlagen und als Nachfolger des Vaters für Werben zu bestätigen.[6] Des Weiteren erfolgte das Primarium auf dieselbe Zeitlänge in Rechtsfolge auf den Successionsberichtigten, Herrn Detlof (Dittlof) Burchard von Winterfeld-Freyenstein (1623–1666), der so zwischenzeitlich von 1659 bis 1666 in Werben tätig wurde.[7] Vor 1687 firmierte Ernst Gottlieb von Börstel als Kommendator. Eine Exspektanz auf Werben[8] erhielt etwa zeitgleich auch der nachfolgend berühmt gewordene Hans Hermann von Katte. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts stand der hoch dekorierte Friedrich von Tettau Werben als Comthur vor, ihm nachfolgend Georg Dietloff von Arnim-Boitzenburg, beide Träger des Ordens vom Schwarzen Adler und mit einflussreichen Positionen ausgestattet.[9] Für 1762 datiert ein Obrist Johann Georg Freiherr von Reisewitz, Gartenintendant zu Rheinsberg, als Leiter der Kommende. Eingeschrieben auf Werben waren Angehörige der Grafen von Wartensleben.[10]

Im Jahr 1807 fiel die evangelische Kommende[11] mit der Altmark an das Königreich Westphalen. Mit dem Tod des Komturs Matthias von Jagow, seit 1799 berufen,[12] wurde die Johanniterkommende Werben beschlagnahmt und in eine Domäne umgewandelt. Bereits um 1804 wurden Güter noch zur Kommende zugerechnet und zugleich schon als Domaine tituliert.[13]

Literatur Bearbeiten

  • Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Mit Beiträgen von u. a. Ulf Frommhagen, Stefan Warnstedt, Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, S. 532–535. ISBN 978-3-9814039-5-4.
  • Monika Böning, Ulrich Hinz: Die mittelalterlichen Glasmalereien in der Werbener Johanniskirche. Akademie-Verlag, Berlin 2007. ISBN 978-3-05-004142-1. Ausschnitt
  • Lutz Partenheimer, Peter Knüvener: Werben. Kommende des Johanniterordens. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (= Brandenburgische historische Studien. Bd. 14). Bd. 2, Be.bra-Wiss.-Verlag, Berlin 2007, S. 1289–1299. ISBN 978-3-937233-26-0.
  • Gerhard Knoll: Zur Entstehung und Geschichte der Johanniterkommende Werben im 13. Jahrhundert. Dissertation Freie Universität Berlin, Fachbereich Geschichtswissenschaft 1971, Berlin 1971. Ausschnitt. DNB

Archiv Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lutz Partenheimer, Peter Knüvener: Werben. Kommende des Johanniterordens. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. in: Brandenburgische historische Studien, Bd. 14, Bd. 2, S. 1289.
  2. Adolf von Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. XII. Geschichte der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, 1. Die Berufung der Templer und Johanniter in die Marken und die Ausdehnung der Ersteren daselbst, wie in den angrenzenden Landen. Martin Berendt, Berlin 1859. S. 643–671.
  3. Julius von Pflugk-Harttung: Die Anfänge des Johanniter-Ordens in Deutschland besonders in Brandenburg und in Mecklenburg 1899. J. M. Spaeth, Berlin 1899. S. 49–163.
  4. W. Füßlein: Die Anfänge des Herrenmeistertums in der Ballei Brandenburg. In: Realschule in St. Georg zu Hamburg. Beilage zum Jahresbericht der staatliche Realschule in St. Georg von Ostern 1907 zu Ostern 1908. 1908. Progr. Nr. 964 Auflage. Lütcke & Wulff, Hamburg 1908. S. 35-37.
  5. Lutz Partenheimer, Peter Knüvener: Werben. Kommende des Johanniterordens. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. in: Brandenburgische historische Studien, Bd. 14, Bd. 2, S. 1290.
  6. Adolf Friedrich August von Rochow-Stülpe: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen 1861. Otto Christoph I.; Otto Christoph II. Ernst & Korn, Berlin 1861. S. 104–121.
  7. Ludwig Gustav von Winterfeld-Damerow: Geschichte des Geschlechts von Winterfeld. Nach Urkunden verfaßt. 2.2. V. Capitel, enthält die Geschichte der drei Linien des Winterfeld'schen Geschlechts, V. Capitel A. Die Geschlechtslinie der Priegnitz: § 3. Selbstverlag. Druck F. W. Kalbersberg Prenzlau, Damerow 1863. S. 522–523.
  8. Anmerkung 130, in: Jürgen Kloosterhuis: Katte. Ordre und Kriegsartikel. Aktenanalytische und militärhistorische Aspekte einer »facheusen« Geschichte, 2. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 2011, S. 40. ISBN 978-3-428-13607-0.
  9. Graf Stillfried: Liste der Ritter des Königlich Preußischen Ordens vom Schwarzen Adler. II. Von Seiner Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm I. ernannte Ritter:, Nr. 113. Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), Berlin 18. Juni 1871. S. 11–17.
  10. Julius Graf von Wartensleben: Nachrichten von dem Geschlechte der Grafen von Wartensleben. Biographische Nachrichten. II. Abtheilung. Nachrichten über die auf dem Stammbaum mit arabischen Zahlen bezeichneten, Nr. 88. Nr. 94. vgl. IV. Verzeichnis der Mitglieder geistlicher und weltlicher Orden. Albert Nauck und Comp., Berlin 1858. S. 126–157.
  11. Rudolf Freiherr von Finck: Übersicht der Geschichte des souveränen ritterlichen Ordens S. Johannis vom Spital zu Jerusalem und der Balley Brandenburg, Duncker & Humblot, Berlin 1890, S. 53 f.
  12. Genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch auf das Jahr 1803, Zweiter Theil, Varrentrapp und Wenner, Frankfurt am Main 1803, S. 311.
  13. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. 1804. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders Kameralisten. 1. Die allgemeine Einleitung zur Kurmark, die Altmark und Prignitz enthaltend, Die Altmark. Der Arneburgische Kreis. Friedrich Maurer, Berlin 1804. S. 291–293.

Koordinaten: 52° 51′ 33,6″ N, 11° 58′ 52,9″ O