Johann Georg Wimpassinger

österreichischer Baumeister

Johann Georg Wimpassinger (auch Johann Georg Windpässinger, * um 1693 in Breitenbrunn, damals Westungarn, seit 1921 Burgenland; † 16. März 1766 in Bruck an der Leitha[1]) war ein österreichischer Baumeister des Barock.

Bruck an der Leitha, Hauptplatz
Aquarellierte Federzeichnung von Baumeister Johann Georg Wimpassinger: Schloss Hof samt Garten und Meiereihofanlage ca. 1727. Österreichische Nationalbibliothek Kartensammlung

Familie in Breitenbrunn

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Der Maurermeister Michael Wimpassinger lebte mit Frau Elisabeth in Breitenbrunn,[2] ihrem Sohn Johann Georg folgte im November 1692 Rosina und im April 1695 Jakob.

Heirat in Bruck an der Leitha

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Johann Georg Wimpassinger verheiratete sich am 16. Juni 1722 mit Maria Bollerin, der Witwe des Jakob Boller[3], Rauchfangkehrer, Bürger und Mitglied des Äußeren Rates der Stadt. Anna Maria Wimpassinger starb am 13. August 1740 mit 65 Jahren.[4] In zweiter Ehe heiratete er Elisabeth N., die 1747 mit 27 Jahren starb.[5] In dritter Ehe verheiratete sich Johann Georg Wimpassinger am 26. November 1748 mit der Witwe Elisabeth Lepperin. Ihre gemeinsamen Kinder waren Anna Elisabeth (* 1749), Theresia Christine (* 1751) und Johann Ernst Ignaz (* 1755).

Meisterschaft

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Wimpassinger wurde im Handwerk der Steinmetzen und Maurer in Bruck an der Leitha Maurermeister und Bürger der Stadt.[6] 1746 ist er als Maurermeister dokumentiert und bezahlte 28 fl. Gewerbepfund.

Holzlieferung aus dem Heiligenkreuzer Wald der Herrschaft Königshof

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Es war die Aufgabe des Richters im Kayserl. Steinbruch, zu dieser Zeit Steinmetzmeister Elias Hügel, Buch zu führen über Holzlieferungen.[7]

  • 21. Juni 1731 Holz - Register, welche das Luß Holz bekommen haben im abgewichenen Winter 1730 und 1731, alß: Herr Wimpässinger, ein Maurer .......... 1L

Pfarrkirche Bruck an der Leitha

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Der Kirchenbau begann 1696. Der zugewanderte Schlesier Heinrich Hofmann, war Brucker Maurermeister und Bürger der Stadt geworden und mit der Planung und Durchführung der Bauarbeiten beauftragt. Die einfache und glatte Fassade dieser Kirche wurde in einem zweiten Bauabschnitt von 1738 bis 1740 verändert, erhielt so ihre heutige Gestalt. Der Kirchturm stand zuvor frei als Wachtturm auf dem Hauptplatz, die Kirche wurde an ihn angebaut. Diese zweite Phase bestimmte Baumeister Johann Georg Wimpassinger mit dem Bildhauer Martin Vögerl den Bau.

 
Prinz Eugen spricht mit seinem Verwalter, dahinter Schloss Hof im Aufbau. (Bild von Franz Wacik, 1913)

Schloss Hof

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In den Kuruzenkriegen wurde auch die Feste Hof verwüstet. 1718 brachte der Friede von Passarowitz Ruhe in das Marchfeld. Prinz Eugen erwarb die Herrschaft und beauftragte den Wiener Architekten Johann Lukas von Hildebrandt mit der Planung einer Residenz.[8]

Hildebrandt baute an das alte Kastell zwei Seitenflügeln an und versah sie mit Eckpavillons, die mit Mansardendächern gedeckt waren. Zum ausführender Baumeister wurde Johann Georg Windpässinger bestellt. In sechs Jahren waren Schloss, Park und Meierhof aufgebaut.

Ein besonderes Dokument hat sich erhalten, ein Plan des Schlosses Schlosshof, von Baumeister Wimpassinger gezeichnet und zeigt die Anlage des Schlosses samt Nebengebäuden und Gärten in der Vogelperspektive zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts.[9]

 
Pfarrkirche Neusiedl am See

Stadtpfarrkirche in Neusiedl am See

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Am 17. April 1735 wurde ein „Abbruch-Contract“ beschlossen, demzufolge festgelegte Baulichkeiten abgetragen werden sollen. Den Auftrag zur Kirchenerweiterung erhielt Johann Georg Wimpassinger aus Bruck an der Leitha, ausführender Baumeister des Architekten Hildebrandt und von diesem stilistisch beeinflusst. Der Einsturz des Ostturmes 1737 zog schwere Zerstörungen am Hochaltar, Sakristei, an Teilen des Dachstuhls mit sich, von 1737 bis 1738 Turmneubau durch Wimpassinger.[10]

 
Kirche Breitenbrunn am Neusiedler See

Pfarrkirche zur Hl. Kunigunde in Breitenbrunn

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Pfarrkirche Breitenbrunn#Ausstattung Die Pfarrkirche Breitenbrunn, der hl. Kunigunde geweiht, war Windpassingers Taufkirche.[11] Er lebte in Bruck an der Leitha, die Verbindung zu Breitenbrunn blieb aufrecht. 1737 brannten Dorf und Kirche ab. Die Altäre der Kirche wurden erneuert. Zwei gleich aufgebaute Seitenaltäre, links dem hl. Johannes Nepomuk geweiht, 1745 von Johann Georg Wimpassinger gestiftet, rechts der hl. Maria vom Berge Karmel geweiht, 1748 von Elisabeth Wimpassingerin, geborene Herischin gestiftet. Wimpassinger leitete diesen Ausbau, nach Hillinger hat er auch die Pläne gezeichnet.[12]

Ehemalige Wallfahrtskirche Stotzing

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Die Kirche zum Hl. Johannes der Täufer und das Serviten-Kloster von Stotzing waren 1683 im großen Türkensturm zerstört worden und blieben viele Jahre als Ruinen stehen. Die Auffindung einer verschollenen Marienstatue, gab den Anlass für die Wiedererrichtung.

1743 erhielt Baumeister Johann Georg Wimpassinger aus Bruck an der Leitha vom Grundherrn Fürst Paul Anton Esterházy den Auftrag zum Neubau der Kirche, die Fundamente des frühbarocken Vorgängerbaus wurden mitverwendet. Die Arbeiten waren 1748 vollendet, bereits im Mai 1745 wurde das Gnadenbild in die Kirche übertragen, wo es auf dem Hochaltar des Kaisersteinbrucher Steinmetzmeisters Elias Hügel eine dauerhafte Bleibe fand.[13]

Altes Schloss in Kittsee

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Kittsee, Wimpassinger Umbauplan 1740 Ungarisches Staatsarchiv[14]

Im 16. und 17. Jahrhundert kam es zum Schlossneubau, wobei sich ein achteckiger Turm, sowie eine Wendeltreppe mit Wappendarstellungen bis heute erhalten haben.

Ein neuerlicher Umbau war um 1740 geplant, zumal sich ein Plan des Brucker Baumeisters Johann Georg Wimpassinger aus diesem Jahr erhalten konnte. Weiters sind durch den „Contract“ und Hinweise in den Rentamtsrechnungen umfassende Baumaßnahmen dokumentiert. Im 2. Weltkrieg kam es zu massiven Zerstörungen des Granariums. Nach 2009 wurde das Schloss durch den Privatbesitzer renoviert.[15]

Pfarrkirche Hll. Georg und Vitus in Jois

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1751 stürzte die romanische Vorgängerkirche teilweise ein, im Jahr darauf wurde der Brucker Baumeister Johann Georg Wimpassinger mit der Planung eines Neubaus beauftragt.[16] Nachdem die Patronatsherrin Maria Theresia die Finanzierung genehmigt hatte, konnten im Oktober 1756 die Bauarbeiten fortgesetzt. werden.

„Die Joiser Pfarrkirche ist DIE Kirche des Johann Georg Wimpassinger. Hier konnte er seine eigenen Vorstellungen von einer Kirche verwirklichen. Das Gotteshaus strahlt heute noch barocken Glanz aus.“

Franz Hillinger, Jois: Johann Georg Wimpassinger. Ein burgenländischer (Sakral-)Baumeister des 18. Jahrhunderts

Baumeister Johann Georg Wimpassinger starb am 16. März 1766 in Bruck an der Leitha, seine Witwe heiratete wieder.[17]

„..in der capella curiae verheiratete sich die wohledle Wittfrau Elisabeth Windpässingerin mit dem wohledlen Herrn Franciscus Bollone, Stadtrichter von Pruck an der Leitha[18]

24. Feber 1767 im Stephansdom zu Wien

Literatur

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  • Franz Hillinger: Johann Georg Wimpassinger. Ein burgenländischer (Sakral-)Baumeister des 18. Jahrhunderts. In: Burgenländische Heimatblätter. Band 72. Eisenstadt 2010, S. 28–37 (zobodat.at [PDF] Wimpassinger und Lukas von Hildebrandt, und Esterházy, als Kirchenbaumeister, Neusiedl am See, Bruck an der Leitha, Stotzing, Jois und Breitenbrunn).
  • Josef Rittsteuer: Zur Geschichte der Stadtpfarrkirche von Neusiedl am See. In: Burgenländische Heimatblätter. Band 9. Eisenstadt 1947, S. 34–39 (zobodat.at [PDF]).
  • Angelina Pötschner: Hl. Johannes der Täufer in Stotzing. In: Bundesdenkmalamt Österreich (Hrsg.): wiederhergestellt. Band 30. Wien 2014, S. 1–10 (bda.gv.at [PDF]).
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Einzelnachweise

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  1. Archiv der Pfarre Bruck an der Leitha, Sterbebuch 1766. Sein Lebensalter mit 73 Jahren angegeben. So wird 1693 als Geburtsjahr rückgerechnet
  2. Der Historiker und pens. Pfarrer Franz Hillinger hat die Breitenbrunner Taufmatriken studiert, ab Juli 1689 bis Ende 1691 fehlen die Eintragungen, so dürfte Johann Georg gegen Ende 1691 geboren sein.
  3. Boller wurde 1704 Bürger der Stadt und erhielt die Meisterwürde
  4. Matriken Pfarre Bruck an der Leitha Sterbebuch 1740
  5. Matriken Pfarre Bruck an der Leitha Sterbebuch 1747
  6. Bürger und Aidtbuch von 1557–1859. In: Josef Christelbauer, Rudolf Stadelmayer: Geschichte der Stadt Bruck a.d.Leitha. S. 129
  7. Archiv Stift Heiligenkreuz Rubr. 51/VIII/1
  8. Lieselotte Hanzl-Wachter (Hrsg.): Schloss Hof. Prinz Eugens tusculum rurale und Sommerresidenz der kaiserlichen Familie. Residenzverlag 2005. S. 34 f., 46, 49 und 78 wird der Wimpässingerplan in Teilen gezeigt und kommentiert.
  9. Österreichische Nationalbibliothek Kartensammlung, Inv. Nr. KI 104.049. Axometrische Ansicht der Schloss, Garten- und Meierhofanlage von Schloss Hof. Angaben Franz Hillinger
  10. Josef Rittsteuer, Kleinfrauenhaid: Zur Geschichte der Stadtpfarrkirche von Neusiedl am See → Weblinks
  11. Pfarrkirche zur Hl. Kunigunde. In: Fritz Damerius: Breitenbrunn, Geschichte und Geschichten. Breitenbrunn 2003, ISBN 3-902119-03-9, S. 154 ff.
  12. Franz Hillinger begründet dies auch in seiner Schrift über ‚Johann Georg Wimpassinger‘ auf S. 37.
  13. BDA Wiederhergestellt 30, Angelina Pötschner: Hl. Johannes der Täufer in Stotzing. Die Restaurierung der Serviten-/Wallfahrtskirche. Abteilung Bürgenland, Wien 2014.
  14. Handzeichnung, handcoloriert. MOL T.2 Nr. 1105
  15. Österreichische Kunsttopographie, Band LIX, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Neusiedl am See. Kittsee, sog. Altes Schloss, Burg. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Redaktionelle Leitung Andreas Lehne. Verlag Berger, Horn 2012, ISBN 978-3-85028-554-4, S. 398 ff.
  16. Im Auftrag der Ungarischen Hofkammer stellte Josef Leopold Wiser eine Kopie des Wimpassinger-Planes her, die im Hofkammerarchiv Wien zu sehen ist. Wikidata Josef Leopold Wieser/Weiser
  17. Matriken St. Stephan zu Wien, Trauungsbuch 1767. Diese Quelle hatte schon Franz Hillinger gefunden
  18. Bürger und Aidtbuch von 1557–1859. In: Josef Christelbauer, Rudolf Stadelmayer: Geschichte der Stadt Bruck a.d.Leitha. S. 129, Eintragung 1747 Kaffeesieder der Stadt Bruck an der Leitha. Bolloni starb am 14. Juni 1781, gewester Bürgermeister, mit 68 Jahren.