Joachim Heller

deutscher Lehrer, Direktor des Egidiengymnasiums und Kalenderschreiber in Nürnberg

Joachim Heller (Hellerus Joachimus, Ioachimus Heller Leucopetraeus) (* um 1518 in Weißenfels; † um 1590 in Eisleben) war Mathematiker, Lehrer und Schulleiter, Kalenderschreiber, Astronom und Komponist in Nürnberg.[1]

Joachim Heller

Leben Bearbeiten

Heller studierte in Wittenberg Sprachen und Mathematik und wurde 1543 Leiter der Lateinschule – auch Trivialschule – St. Egidien in Nürnberg. 1544 heiratete er Barbara Buchner aus Schwabach, eine Verwandte Veit Dietrichs, mit der er vermutlich einen gleichnamigen Sohn hatte. Seither arbeitete er mit Johannes Schöner an einem Werk über Regiomontanus. Nachdem Schöner ab 1546 aus Gesundheitsgründen seinen Unterricht nicht mehr abhalten konnte, übernahm Heller auf Empfehlung von Philipp Melanchthon auch die Lehre der Mathematik an der im selben Gebäude befindlichen Oberen Schule, aus der das heutige Melanchthon-Gymnasium Nürnberg hervorging.[2] Damit wurde er auch offizieller Kalenderschreiber der Stadt.

Um 1551 richtete er sich eine Druckerei ein, in der er Flugblätter und Kalender druckte. Da er darüber seine Lehraufgaben vernachlässigte, wurde er 1556 vom Rat als Schulleiter der Lateinschule abgesetzt. Seine Mathematikprofessur an der Oberen Schule behielt er.

1554 übersetzte er Un signe effroyable et merveilleux von Nostradamus und veröffentlichte dessen Bericht über einen am 19. März 1554 über Salon-de-Provence beobachteten Kometen unter dem Titel Ein Erschrecklich vnd Wunderbarlich Zeychen aus dem Französischen.[3] Den Kometen von 1556 beobachtete er über 53 Tage. Diese Aufzeichnungen blieben unbekannt, bis der braunschweigische Bibliothekar Ludwig Konrad Bethmann 1856 Karl Ludwig von Littrow darauf aufmerksam machte.[4] Mehrere seiner zweistimmigen Lieder und Gesänge befinden sich in Erasmus Rotenbuchers[5] Sammelwerk.

Nachdem er sich 1563 in kirchliche Streitigkeiten um Matthias Flacius eingemischt hatte, wurde er vom Rat aller seiner Ämter enthoben und musste Nürnberg verlassen.[6] Er zog nach Sachsen, wo er Astronom in mansfeldischen und kursächsischen Diensten wurde. Ab 1564 lebte er in Eisleben, wo seine Drucke bis 1573 nachweisbar sind. 1572 kehrte Heller vermutlich noch einmal kurz nach Nürnberg zurück, wo seine Frau starb. Sein letztes Werk erschien 1580 in Leipzig.

Literatur Bearbeiten

  • Robert Eitner: Heller, Joachim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 694.
  • Heller, Joachim. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 12, Personen F–K. Stuttgart–Bad Cannstatt 2005, S. 262.
  • Bezzel, Irmgard: Joachim Heller (ca. 1520–1580) als Drucker in Nürnberg und Eisleben. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 37 (1992), S. 295–330.
  • Matthäus, Klaus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 9 (1969), S. 967–1396, v. a. 1027–1038.
  • Marion Gindhart und Alexander Hubert, Art. „Mathematische Wissenschaften (CamLex)“, in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/Mathematische_Wissenschaften_(CamLex) (Stand 29. Juni 2023), Abschnitt „Camerarius und Joachim Heller“.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. naa.net
  2. M. an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg. - [Wittenberg], 26. März [1543]. In: Melanchthons Briefwechsel – Regesten online. Abgerufen am 26. Mai 2023.
  3. Nostradamus: Un signe effroyable et merveilleux. 1554.
  4. Augustin Reslhuber: Bericht über die Kometen von den Jahren 975, 1264 und 1556. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 17, Kremsmünster/Linz 1857, S. 235–256 (zobodat.at [PDF; 1 MB]).
  5. Robert Eitner: Rotenbucher, Erasmus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 297.
  6. Heller, Joach. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 12, Leipzig 1735, Sp. 1287.