Jineologie (Kurdisch (Kurmancî) jineolojî), die „Wissenschaft der Frauen“, auch bekannt als Kurdischer Feminismus,[1] ist eine Form des Feminismus, die von dem Anführer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Abdullah Öcalan und deren Dachorganisation Koma Civakên Kurdistan (KCK), befürwortet wird.[2][3][4] Es ist auch einer der politischen Grundsätze in der Demokratischen Föderation Nordsyrien („Rojava“).

Grundannahmen

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Öcalan äußerte, dass ein Land nur dann frei sei, wenn Frauen frei seien, und dass der Grad der Freiheit der Frauen auch den Grad der Freiheit in der Gesellschaft definiere.[3] Die Women’s Liberation Ideology der PKK sieht in der Jineologie einen fundamentalen wissenschaftlichen Begriff, der die Lücken, die die aktuellen Gesellschaftswissenschaften nicht schließen könnten, schließe. Jineologie wäre auf dem Prinzip entwickelt, dass ohne die Freiheit der Frauen eine Gesellschaft sich nicht frei nennen könne.[5]

Wortherkunft

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Auf Kurdisch bedeutet das Wort jin „Frau“, aber es hat auch den Wortstamm jiyan, was „Leben“ bedeutet.[6] Das Wort wurde erstmals von Öcalan in seinem Buch Soziologie der Freiheit verwendet.[7]

Politische Praxis, Folgen

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Asia Ramazan Antar, kurdische Feministin und YPJ-Kämpferin

Die Frauenquote in der kurdischen Miliz YPG, die im Konflikt um Rojava gegen den Islamischen Staat (IS), gegen die türkischen Streitkräfte und gegen die von der Türkei unterstützten FSA kämpfen, beträgt 40 %.[2][3][8] Frauen kämpfen sowohl mit Männern in den Volksverteidigungseinheiten (YPG) als auch in ihren eigenen Frauenverteidigungseinheiten (YPJ).[2][3] Bei der YPJ studieren Frauen die politischen Theorien von Öcalan[2], auf dessen Ideologie die Gründung der Gruppe basiert.[3] Es besteht auch eine politische Geschlechtergleichheit, was in der Praxis bedeutet, dass die Gemeinderäte in den von der PYD kontrollierten Gebiete in Syrien zu mindestens 40 % aus Frauen bestehen[9] und dass alle Führungspositionen in Politik, Universitäten, bei der Polizei und dem Militär sowohl von einem Mann als auch einer Frau belegt werden.[10]

In der Türkei praktizieren die politischen Parteien HDP und BDP diese politische Gleichstellung der Geschlechter. Beide Parteien haben einen Mann und eine Frau als Co-Vorsitzende.[11]

Jineologie ist einer der Kurse, die an der Frauenakademie der Kongreya Star angeboten werden.[12] Jineologie wird in kurdischen Gemeinschaftszentren in der Türkei und in Syrien unterrichtet, wo Frauen über die Befreiung der Frauen und über Selbstverteidigung (in Bezug auf Ehrenmorde, Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt[12]) unterrichtet werden, und wo weiblichen Opfern von häuslicher Gewalt geholfen wird.[2] Jineologie wurde in den Lehrplan der Gymnasien in Afrin und Kobane aufgenommen.[13]

Das kurdische Komitee der Jineologie ist ein Komitee von und für Frauen, das von der PKK gegründet wurde. Ziel ist es, Demokratie, Sozialismus, Ökologie und Feminismus zu schaffen.[14]

Das Ziel der Jineologie, religiöse Regeln, die Frauen unterdrücken, abzuschaffen, sorgt in konservativen Kreisen der Türkei und Nordsyriens für Kontroversen.[15]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. https://deepgreenresistancegreatbasin.org/resistance-culture/radical-feminism/jineology-kurdish-feminism/
  2. a b c d e Benedetta Argentieri: These female Kurdish soldiers wear their femininity with pride, Quartz (Website), 30. Juli 2015. Abgerufen am 24. November 2016 
  3. a b c d e Benedetta Argentieri: One group battling Islamic State has a secret weapon – female fighters (Memento des Originals vom 22. August 2019 im Internet Archive), Reuters, 3. Februar 2015. Abgerufen am 24. November 2016  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blogs.reuters.com 
  4. Benedetta Argentieri: Women vs. the Islamic State: The Kurds have a secret weapon against brutal jihadists — female fighters, Pittsburgh Post-Gazette, 8. Februar 2015. Abgerufen am 26. November 2016 
  5. Meral Düzgün: Jineology: The Kurdish Women’s Movement. In: Journal of Middle East Women's Studies. 12. Jahrgang, Nr. 2. Duke University Press, Juli 2016, S. 284 (jhu.edu).
  6. Anna Lau, Erdelan Baran, Melanie Sirinathsingh: A Kurdish response to climate change. openDemocracy, 18. November 2016, archiviert vom Original am 12. November 2017; abgerufen am 24. November 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.opendemocracy.net
  7. Jineolojî Komitee Europa: Jineolojî. Hrsg.: Mezopotamien Verlag und Vertriebs GmbH. 1. Auflage. 2018, ISBN 978-3-945326-73-2, S. 3.
  8. https://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-ria-turkey-rebels/fsa-commander-says-25000-syrian-rebels-back-turkish-force-in-syria-idUSKBN1FA0OK
  9. Luke Mogelson: Dark Victory in Raqqa In: The New Yorker, 30. Oktober 2017. Abgerufen am 29. Januar 2018 (englisch). 
  10. Petra Ramsauer, Rakka: Augenschein im Utopia der syrischen Kurden | NZZ am Sonntag In: NZZ am Sonntag. Abgerufen am 29. Januar 2018 
  11. Rod Nordland: Crackdown in Turkey Threatens a Haven of Gender Equality Built by Kurds In: The New York Times, 7. Dezember 2016. Abgerufen am 29. Januar 2018 (amerikanisches Englisch). 
  12. a b Lucy Clarke-Billings: The Women Leading a Social Revolution in Syria's Rojava In: Newsweek, 6. Oktober 2016. Abgerufen am 24. November 2016 
  13. Jineolojî Akademie: Bildung und Forschung zur Erweiterung des Freiheitsbegriffs – JINEOLOJI. Abgerufen am 27. Juli 2018 (Schweizer Hochdeutsch).
  14. Charlotte Maria Sáenz: Women Up in Arms: Zapatistas and Rojava Kurds Embrace a New Gender Politics In: The WorldPost, The Huffington Post, 18. März 2015. Abgerufen am 24. November 2016 
  15. Syrian Kurds tackle conscription, underage marriages and polygamy. In: ARA News. 15. November 2016, archiviert vom Original am 16. November 2016; abgerufen am 20. März 2024.