Ich singe dir mit Herz und Mund

geistliches Lied von Paul Gerhardt

Ich singe dir mit Herz und Mund ist ein bekanntes evangelisches Kirchenlied. Der Text wurde von dem Kirchenlieddichter Paul Gerhardt verfasst und erstmals 1653 in der fünften Auflage der Praxis Pietatis Melica veröffentlicht.[1][2]

Das Lied ist ein Lob- und Preislied Gottes. Es steht im Evangelischen Gesangbuch (EG) ungekürzt mit allen achtzehn Strophen. Im Lauf der Zeit wurde die ursprüngliche Sprachfassung Paul Gerhardts geringfügig der modernen Sprachentwicklung angepasst. Die hier dargestellte Textversion ist die zur Zeit gängige und gebräuchliche Fassung, gemäß dem EG.

EG 324 Ich singe dir mit Herz und Mund (Orgeleinspielung)

1. Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust;
ich sing und mach auf Erden kund,
was mir von dir bewusst.

2. Ich weiß, daß du der Brunn der Gnad
und ewge Quelle bist,
daraus uns allen früh und spat
Viel Heil und Gutes fließt.

3. Was sind wir doch? Was haben wir
auf dieser ganzen Erd,
das uns o Vater, nicht von dir
allein gegeben werd?

4. Wer hat das schöne Himmelszelt
Hoch über uns gesetzt?
Wer ist es, der uns unser Feld,
mit Tau und Regen netzt?

5. Wer wärmet uns in Kält und Frost?
Wer schützt uns vor dem Wind?
Wer macht es, daß man Öl und Most
zu seinen Zeiten find’t?

6. Wer gibt uns Leben und Geblüt?
Wer hält mit seiner Hand
den güldnen, werten, edlen Fried
in unserem Vaterland?

7. Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir,
du, du mußt alles tun
du hältst die Wach an unsrer Tür
und läßt uns sicher ruhn.

8. Du nährest uns von Jahr zu Jahr,
bleibst immer fromm und treu
und stehst uns, wenn wir in Gefahr
geraten, treulich bei.

9. Du strafst uns Sünder mit Geduld
und schlägst nicht allzusehr,
ja endlich nimmst du unsere Schuld
und wirfst sie in das Meer.

10. Wenn unser Herze seufzt und schreit,
wirst du gar leicht erweicht
und gibst uns was uns hoch erfreut
und dir zur Ehr gereicht.

11. Du zählst, wie oft ein Christe wein,
und was sein Kummer sei;
kein Zähr- und Tränlein ist so klein,
du hebst und legst es bei.

12. Du füllst des Lebens Mangel aus
mit dem, was ewig steht,
und führst uns in das Himmelshaus,
wenn uns die Erd entgeht.

13. Wohlauf, meine Herze, sing und spring
und habe guten Mut,
Dein Gott der Ursprung aller Ding,
ist selbst und bleibt dein Gut.

14. Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,
dein Glanz und Freudenlicht,
dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil,
schafft Rat und lässt uns nicht.

15. Was kränkst du dich in deinem Sinn
und grämst dich Tag und Nacht?
Nimm deine Sorg und wirf sie hin
auf den der dich gemacht.

16. Hat er dich nicht von Jugend auf
versorget und ernährt?
Wie manches schweren Unglücks Lauf
hat er zurückgekehrt!

17. Er hat noch niemals was versehn
in seinem Regiment,
nein, was er tut lässt und geschehn,
das nimmt ein gutes End.

18. Ei nun, so laß ihn ferner tun
und red ihm nicht darein,
So wirst du hier im Frieden ruhn
und ewig fröhlich sein.

Melodien

Bearbeiten

Das Lied wird auf verschiedene Melodien gesungen. Im Erstdruck ist es Johann Crügers eigener,[3] heute ungebräuchlicher Melodie zu Nikolaus Hermans Lied Lobt Gott, ihr Christen alle gleich zugeordnet.[1] Im Evangelischen Gesangbuch ist es der Melodie Nun danket all und bringet Ehr von Johann Crüger unterlegt (siehe unten). Näheres zu dieser Melodie ist dem Artikel dieses Liedes zu entnehmen.

 

Verschiedenes

Bearbeiten

Das Lied steht unter anderem im Evangelischen Gesangbuch (EG) unter Nummer 324, im Evangelisch-reformierten Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz unter Nummer 723, im Neuapostolischen Gesangbuch (NG) unter Nummer 258, im Freikirchlichen Gesangbuch Feiern & Loben unter Nummer 52 und im Mennonitischen Gesangbuch unter Nummer 45. Im bis in die 1990er Jahre gültigen Evangelischen Kirchengesangbuch wurde das Lied unter der Nummer 230 geführt. Es war auch Bestandteil des bis 1951 gültigen Gesangbuchs der evangelisch-protestantischen Kirche in Baden, wo es unter Nummer 3 verzeichnet war, wobei die 10. Strophe ausgelassen wurde.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Johann Crüger: Praxis Pietatis Melica. Das ist: Übung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen. Editio V. Runge, Berlin 1653, S. 450–452 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. J. F. Bachmann: Paulus Gerhardts geistliche Lieder: historisch-kritische Ausgabe. Oehmigke, Berlin 1866, S. 106–108 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. Johann Crüger: Praxis Pietatis Melica. Das ist: Übung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen. Editio V. Runge, Berlin 1653, S. 181–182 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).