Hull-White-Modell

Momentanzinsmodell zur Beschreibung von Zinsstrukturen in der Finanzmathematik

In der Finanzmathematik wird unter dem Hull-White-Modell ein spezielles Momentanzinsmodell zur Beschreibung von Zinsstrukturen verstanden. Es handelt sich um eine Erweiterung des Vasicek-Modell.

Das Modell wurde erstmals 1990 von den beiden Mathematikern John C. Hull und Alan White beschrieben.[1]

Definition Bearbeiten

Das Hull-White-Modell ist ein Momentanzinsmodell, welches den Momentanzins (engl. short rate)   modelliert. Es erfüllt in seiner allgemeinsten Fassung unter dem risikoneutralen Maß folgende stochastische Differentialgleichung:

 

Dabei handelt es sich bei   um einen Wiener-Prozess und bei   und   um zeitabhängige Konstanten.

Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Kalibrierung der Parameter, hat sich in der Praxis die Fassung des Modells durchgesetzt, bei der   und   als zeitunabhängig vorausgesetzt werden[2][3][4], sprich es gilt:

 .

Die Parameter   und   lassen sich hierbei als Rückstellkraft bzw. als Volatilität des Prozesses interpretieren.   kann mit diesem Ansatz so gewählt werden, dass die durch das Modell induzierte Zinsstrukturkurve zum Zeitpunkt   mit der am Markt beobachteten Zinsstrukturkurve übereinstimmt. Genauer gilt in diesem Fall

 ,

wobei   die aktuell am Markt beobachtete instantaneous forward rate ist.

Eigenschaften Bearbeiten

Lösung Bearbeiten

Die oben angegebene stochastische Differentialgleichung kann mittels der Itō-Formel gelöst werden. Die Lösung mit Anpassung an den aktuellen Marktdaten lautet

 ,

wobei  .

Verteilung Bearbeiten

  ist normalverteilt mit Erwartungswert

 

und Varianz

 .

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. J. Hull and A. White (1990), Pricing Interest-Rate-Derivative Securities, Review of Financial Studies (3): S. 573–592. doi:10.1093/RFS/3.4.573.
  2. John Hull and Alan White (1994), "Numerical procedures for implementing term structure models I," Journal of Derivatives: S. 7–16.
  3. J. Hull and A. White (1995), A Note on the Models of Hull and White for Pricing Options on the Term Structure, The Journal of Fixed Income: S. 97–102. doi:10.3905/jfi.1995.408139
  4. Damiano Brigo, Fabio Mercurio (2001). Interest Rate Models – Theory and Practice with Smile, Inflation and Credit (2nd ed. 2006 ed.). Springer Verlag: S. 72f.

Literatur Bearbeiten

  • Damiano Brigo, Fabio Mercurio (2001). Interest Rate Models – Theory and Practice with Smile, Inflation and Credit (2nd ed. 2006 ed.). Springer Verlag. ISBN 978-3-540-22149-4.