Hrólfs saga kraka

altisländische Saga

Die Hrólfs saga kraka oder auch mit der Zufügung ok kappa hans („Die Saga von Hrolf Kraki und seinen Kämpen“) ist eine größere isländische Fornaldar saga (Vorzeitsaga), die im 14. oder 15. Jahrhundert verfasst wurde.

Hrolf Krakes letzter Kampf (Louis Moe um 1898)
Lorenz Frølich, 1856.
Rolf Krakes Tod

Inhalt und Hintergrund

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Inhaltlich werden in der Saga Stoffe aufgegriffen, die das eisenzeitliche dänische Herrschergeschlecht der Skjöldungen (Skyldinge) behandeln und an der Figur des namensgebenden Protagonisten Hrólf kraki fokussiert werden. Historischer Wert wird der Saga jedoch kaum beigemessen, es werden vielmehr unterschiedliche Elemente und Stoffe aus der Heldensage und Heldendichtung und aus Volksmärchen kompiliert, zum Teil aus älteren Quellen wie aus Snorris Prosa-Edda. Weitere Quellen für die Hrólfs saga waren die Ynglingasaga und die Gesta Danorum des Saxo Grammaticus. Die Forschung geht daher auf Grund der jungen und stark überarbeiteten Form der Saga davon aus, dass zu dieser Zeit des ersten Viertels des 13. Jahrhunderts (Snorri) bereits eine mündliche Urform der Hrólfs saga existierte, deren Elemente und Stoffe vielleicht sogar auf die verlorene, nur in kleinen Fragmenten und Zitaten erhaltene ältere Skjöldunga Saga zurückgeht.

Die Saga ist im Wesentlichen in 44 Manuskripten überliefert, von denen keines vor dem 17. Jahrhundert verfasst wurde. Haupthandschriften sind die Signaturen der Arnamagnæanske Håndskriftsamling AM 9 fol.[1], AM 11 fol.[2] und AM 285, 4to.[3] Im Kloster Möðruvellir auf Island existierte jedoch eine Version aus dem Jahr 1461, so dass angenommen werden kann, dass die späteren Versionen auf früheren Erzählungen beruhen.[4]

Ältere Quellen

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Als Vater von Hrólf Kraki gilt Halga oder Helgi, ein sagenhafter dänischer König des 6. Jahrhunderts, als seine Mutter Yrsa, von der sich Halga später trennte. Meist wird Hrólf als ein König von Seeland in Lejre bezeichnet und offenbar mit Hroðulf, dem Neffen Hroðgars (auch: Hróarr, ein Bruder Halgas) im Beowulf identifiziert. Der Anführer seiner Leute ist Bjarki, „der kleine Bär“, der sich in einen Bären verwandeln kann und gewisse Ähnlichkeiten mit Beowulf aufweist.[5]

Ein König namens Rodulf galt auch als Anführer der ostgermanischen Heruler im 6. Jahrhundert. In der Chronik des Saxo Grammaticus tötet Hrólf einen König namens Rorik. Diese altnorwegische Namensform könnte Hreðric, einen sagenhaften Sohn Hroðgars, also Hrólfs Cousin bezeichnen.

Nach der Lejre-Chronik, einer um etwa 1170 aufgezeichneten Version der Sage, wird Hrólf von seiner zauberkundigen Halbschwester Skuld besiegt und von ihrem Gemahl Hartwar oder Hiarwarth (Heoroweard) mitsamt seinen Mannen getötet. Der Mord wird von der schwedischen Königin Yrsa, der Mutter des Hrólf Kraki, durch ihren Heerführer Wögg oder Wigg gerächt.

In der Skjöldungen Saga wird als Nachfolger Hrólfs ein König Hrörek von Lejre genannt, der sich im 6. Jahrhundert das Reich mit dem Bruder Halgas und Onkel Hrólfs, einem König Valdar teilte, welcher über Schonen herrschte.

Literatur

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Ausgaben
  • Finnur Jónsson (Hrsg.): Hrólfs saga kraka og Bjarkarímur. S. L. Møllers, Kopenhagen 1904, OCLC 2867333 (isländisch).
  • Desmond Slay (Hrsg.): Hrólfs Saga Kraka. (= Editiones Arnamagnæanæ. Serie B, Band 1.), Ejnar Munksgaard, Kopenhagen 1960, OCLC 6324320 (isländisch/englisch).
Übersetzungen ins Deutsche
Forschungsliteratur
  • Joseph Harris: Hrólfs Saga Kraka. In: Joseph R. Strayer (Hrsg.): Dictionary of the Middle Ages. Band 6 Grosseteste, Robert – Italian Literature. Charles Scribner’s Sons, New York City 1985, ISBN 0-684-18168-1.
  • Kurt Schier: Sagaliteratur. Sammlung Metzler, Band 78: Realienbücher für Germanisten. Metzler, Stuttgart 1970, ISSN 0558-3667.
  • Hermann Schneider: Germanische Heldensage. Band. II, Abteilung 1, de Gruyter, Berlin/Leipzig 1933, OCLC 466653378.
  • Rudolf Simek, Hermann Pálsson: Lexikon der altnordischen Literatur (= Kröners Taschenausgabe. Band 490). Kröner, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-49001-3.
  • Karl Simrock: Aus der Skalda – Hrolf Kraki – Sk. c. 44. In: Die Edda die ältere und jüngere nebst den mythischen Erzählungen der Skalda. 6. verbesserte Auflage, Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart 1876, S. 317–319 (Volltext [Wikisource]).
  • Desmond Slay: The manuscripts of Hrólfs saga Kraka. (= Bibliotheca Arnamagnæana. Band 24.), Ejnar Munksgaard, Kopenhagen 1960, OCLC 3979185
  • Jan de Vries: Altnordische Literaturgeschichte. 3., unveränd. Auflage in einem Band mit einem Vorwort von Stefanie Würth (= Grundriss der germanischen Philologie. 15/16). de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016330-6.
  • Oscar Ludvig Olson: The relation of the Hrólfs saga Kraka and the Bjarkarímur to Beowulf; a contribution to the history of saga development in England and the Scandinavian Countries. (= Dissertation, University of Chicago, 1914). Hamburg tredition, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8491-9647-9.
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Einzelnachweise

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  1. AM 9 fol. auf handrit.is
  2. AM 11 fol. auf handrit.is
  3. AM 285, 4to auf handrit.is
  4. Armann Jakobsson: Le Roi Chevalier: The Royal Ideology and Genre of Hrolfs Saga Kraka. In: Scandinavian Studies. 71, 1999, S. 139–166. (englisch, academia.edu).
  5. Beowulf: Scandinavian Traditions; Personality of the Hero; Origin and Antiquity of the Poem; the Religious Element. In: The Cambridge History of English and American Literature in 18 Volumes (1907–21). Band I: From the Beginnings to the Cycles of Romance. III. Early National Poetry. (bartleby.com).