Heutensbach (Allmersbach im Tal)

Dorf im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis und seit 1972 ein Ortsteil der Gemeinde Allmersbach im Tal
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Heutensbach ist ein Dorf im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis und seit 1972 ein Ortsteil der Gemeinde Allmersbach im Tal.

Heutensbach
Wappen von Heutensbach
Koordinaten: 48° 54′ N, 9° 29′ OKoordinaten: 48° 54′ 30″ N, 9° 29′ 7″ O
Höhe: ca. 285 m ü. NHN
Postleitzahl: 71573
Vorwahl: 07191

Geographie Bearbeiten

Heutensbach liegt auf Höhen um 285 m ü. NHN[1] im Tal des Heutensbachs, der über den Gruppenbach in die Weißach entwässert. Die umliegenden Orte sind Cottenweiler im Norden, Wattenweiler im Nordosten, Rudersberg-Königsbronnhof im Süden auf der Höhe der Berglen und Allmersbach im Tal im Westen.

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Erstmals erwähnt wurde Heutensbach als Hittinspach in einer päpstlichen Urkunde aus dem Jahr 1245.[2] Mit dieser Urkunde bestätigte Papst Innozenz IV. dem Augustiner-Chorherrenstift zu Backnang Besitztümer und Privilegien in zahlreichen Orten und stellte diese unter seinen Schutz. Möglicherweise entstand Heutensbach als Ausbauort[2] von Unterweissach aus im Hochmittelalter. Dafür spricht, dass Heutensbach kirchlich stets zu Unterweissach gehörte und nie eine eigene Kirche hatte.[2]

Später war der Ort Zubehör der Burg Reichenberg und wurde mit dieser 1439 von Württemberg an die Gebrüder Peter und Wernher Nothaft von Hohenberg verpfändet.

Nordwestlich des Orts lag die Befestigungsanlage Bürg, an die heute noch der Bürgweg erinnert. Westlich von Heutensbach könnte der Flurname Glasäcker auf ein abgegangene Glashütte hinweisen.[3]

Neuzeit Bearbeiten

1593 erschien Heutensbach unter dem Namen Heyttingsbach auf einer Karte von Georg Gadner.[4]

 
Heydelsbach bei Andreas Kieser (1686)

Dreißigjähriger Krieg Bearbeiten

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Heutensbach von durchziehenden Söldnern schwer heimgesucht. Besonders schlimm wurde es nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen 1634. Kurz darauf wurde Backnang von kaiserlich-katholischen Söldnern besetzt. Es kam zu Einquartierungen, Plünderungen und Misshandlungen. Mit den Söldnern wurden Seuchen wie die Pest eingeschleppt. 1626 hatte Heutensbach 116 Einwohner, von denen 1641 nur noch 18 Personen vorhanden waren. 1643 zogen schwedische Soldaten durch das Land, die trotz ihrer evangelischen Konfession wie Feinde in den Dörfern hausten. Im Winter 1644/45 suchten die Franzosen unter Turenne die Region heim. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 erholte sich die Bevölkerung jedoch schnell. 1654 hatte Heutensbach wieder 74 Einwohner. Offenbar waren viele vertriebene Dorfbewohner zurückgekehrt.[5]

Pfälzischer Erbfolgekrieg Bearbeiten

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1693 wurde Heutensbach von den Franzosen unter Ezéchiel Comte de Mélac verheert, die einige Einwohner töteten. Am 24. Juli 1693 wurde Adam Ahle aus Erbstetten unfern von Heutensbach von den Franzosen ergriffen und im Wald allda erschoßen. Gleichzeitig ermordeten die französischen Soldaten die Heutensbacher Jacob Rommel und Hans Conrad Grübelin, der von herumb vagierenden französischen Canaillen zue todt gestoßen, wie der Unterweissacher Amtmann berichten musste.[6]

Spanischer Erbfolgekrieg Bearbeiten

Im Jahre 1707 kam es erneut zu einem Einfall der Franzosen unter General Villars, die Hans Ziegler, Hans Jacob Stark, Jörg Adam Gernan und Jörg Wagner ermordeten.[6]

19. Jahrhundert Bearbeiten

Im Russlandfeldzug Napoleons 1812 kämpften und starben auch viele Württemberger. Von 15000 Soldaten des württembergischen Korps haben nur 300 den Krieg überlebt. Unter den Überlebenden war auch der Heutensbacher Jakob Hildenbrand. Er verfiel nach seiner Rückkehr dem Alkohol. Wegen seiner Krankheit wurde ihm die Ehrung mit der Kriegsdenkmünze verweigert. Völlig verarmt starb der Heutensbacher Russländer Hildenbrand im Jahre 1849. Sein Vermögen reichte noch nicht einmal für die Beerdigungskosten.[7]

In den 1830er Jahren wurde im Heutensbacher Gemeindewald Benzklinge der Versuch unternommen, Steinkohle zu fördern, jedoch ohne Erfolg.[8]

20. Jahrhundert Bearbeiten

 
Kriegerdenkmal in Heutensbach für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs

Im Ersten Weltkrieg hatte Heutensbach 10 Gefallene und Vermisste. Besonders schwer traf es die Familie Fellmeth, die innerhalb kürzester Zeit drei Söhne verlor.[9]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Heutensbach am 21. April 1945 kampflos von US-Truppen besetzt.

Am 1. Januar 1972 wurde Heutensbach nach Allmersbach im Tal eingemeindet. Im Vorfeld gab es teilweise erhebliche Bürgerproteste und sogar Tumulte, da ein großer Teil der Bevölkerung einen Anschluss an Weissach im Tal favorisierte.[10]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Politik Bearbeiten

Schultheißen und Bürgermeister Bearbeiten

Kirchen Bearbeiten

Kirchlich gehörte Heutensbach stets zu Unterweissach und hatte nie eine eigene Kirche. Es besteht eine Gemeinde der Freikirche der Mennoniten mit einem schlichten Bethaus in der Rudersberger Straße.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Kriegerdenkmal auf dem Heutensbacher Friedhof[22]
  • Schmiedeeiserner Ausleger aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, Ecke Rudersberger Straße / Käsbühlstraße[22]

Vereinsleben Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
  2. a b c Heutensbach - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 3. Februar 2024.
  3. DDZ: Messtischblatt 7022 = [45] : Backnang, 1939. 1939, abgerufen am 4. März 2024.
  4. Landesarchiv Baden-Württemberg Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart - Dokumente. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  5. a b c d Erich Bauer: Der 30-jährige Krieg und seine Folgen im Kirchspiel Unterweissach. In: Die Weissacher Chronik. Weissach im Tal 2006, S. 144 f.
  6. a b Erich Bauer: Franzoseneinfälle 1693 und 1707. Hrsg.: Gemeinde Weissach im Tal. Weissach im Tal 2006, S. 170 f.
  7. Erich Bauer: Soldaten aus dem Weissacher Tal in den napoleonischen Kriegen. Hrsg.: Gemeinde Weissach im Tal. Weissach im Tal 2006, S. 193 f.
  8. a b Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 205 f.
  9. Erich Bauer: Opfer und Helden. In: Roland Schlichenmaier (Hrsg.): Geschichte und Geschichten aus unserer Heimat Weissacher Tal. Band 18. Medienwelt Schlichenmaier, Weissach im Tal 2003, S. 162.
  10. 50 Jahre Allmersbach im Tal: Eine Liebesheirat war es nicht. Abgerufen am 3. Februar 2024.
  11. a b Erich Bauer: Unterweissach um das Jahr 1700. Hrsg.: Gemeinde Weissach im Tal. Weissach im Tal 2006, S. 153 f.
  12. a b Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J.F. Steinkopf, Stuttgart 1810, S. 251.
  13. a b Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J.F. Steinkopf, Stuttgart 1828, S. 156.
  14. a b Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei, Stuttgart 1847, S. 169.
  15. Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J.F. Steinkopf, Stuttgart 1854, S. 186.
  16. a b Königlich Statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei, Stuttgart 1866, S. 200.
  17. Königlich Statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. Carl Grüninger, Stuttgart 1873, S. 355.
  18. Königlich Statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. W. Kohlhammer, Stuttgart 1877, S. 319.
  19. Königlich Statistisches Landesamt (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. W. Kohlhammer, Stuttgart 1889, S. 332.
  20. a b Königlich Statistisches Landesamt (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. W. Kohlhammer, Stuttgart 1892, S. 327.
  21. a b c Erich Bauer: Unter der Herrschaft der Militärregierung der USA. In: Roland Schlichenmaier (Hrsg.): Geschichte und Geschichten aus unserer Heimat Weissacher Tal. Verlag Schlichenmaier, Weissach im Tal 2001, ISBN 3-929478-30-7, S. 13 f.
  22. a b Manfred Steinmetz, Renate Winkelbach, Reinhard Wolf: Kulturhistorische Vielfalt. Kleindenkmale im Rems-Murr-Kreis. 2013, ISBN 978-3-00-043159-3, S. 29 f.

Weblinks Bearbeiten