Herzmuscheln

Familie der Ordnung Veneroida und samikas

Die Herzmuscheln (Cardiidae) sind eine Familie der Muscheln aus der Ordnung Cardiida. Der Name kommt von ihrem herzförmigen Querschnitt. Die ältesten Vertreter der Familie stammen aus dem Norium (Obertrias).[1]

Herzmuscheln

Die Essbare oder Gemeine Herzmuschel (Cerastoderma edule)

Systematik
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Cardiida
Überfamilie: Cardioidea
Familie: Herzmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Cardiidae
Lamarck, 1809

Merkmale

Bearbeiten

Die Gehäuse der Herzmuscheln sind gleichklappig und klein bis mittelgroß. Die Wirbel liegen annähernd in der Gehäusemitte. Das Schloss weist auf beiden Klappen je zwei Haupt- oder Kardinalzähne auf ein vorderer und ein hinterer Seitenzahn (oder Lateralzahn) in der linken Klappe. Die Schale ist gewellt und weist zahlreiche radialstrahlige Falten auf, die rippenartig verstärkt oder mit Stacheln und Schuppen besetzt sind. Der Fuß ist abgeknickt und befähigt die Muschel zum Springen auf dem Sediment. Durch das Abknicken und plötzliche Strecken des Fußes wird die Muschel mehrere Dezimeter weit befördert. Die beiden Schließmuskeln sind beide noch entwickelt und meist annähernd gleich groß. Die Siphonen sind relativ kurz, und es ist immer eine Mantelbucht vorhanden.

Lebensweise, Vorkommen und Verbreitung

Bearbeiten

Bedingt durch die kurzen Siphonen leben die Tiere nur flach im Sediment eingegraben. Sie bevorzugen dabei Sand- und Schlickböden vom Gezeitenbereich bis in mehrere hundert Meter Wassertiefe. Herzmuscheln ernähren sich vor allem von Plankton und Detritus. Sie sind weltweit verbreitet. Einige Arten sind an den europäischen Küsten sehr häufig und werden kommerziell ausgebeutet, wie z. B. die Gemeine Herzmuschel (Cerastoderma edule).

Fast alle Herzmuschelarten sind essbar; einige Arten werden intensiv befischt. Die Schalen vieler Arten werden zudem zur Herstellung von Ziergegenständen und Spielzeug, wie Schleckmuscheln und Wundermuscheln, (früher) auch zur Gewinnung von Kalk benutzt. Im englischen Sprachraum sind sie als cockles bekannt.

Systematik

Bearbeiten

Die Familie Cardiidae wurde von Jean-Baptiste de Lamarck 1809 als Les cardiadées aufgestellt.[2] Da der Name bei der späteren Latinisierung Lamarck zugeschrieben wurde, gilt Lamarck auch in der neueren wissenschaftlichen Literatur als der Autor des Taxons. Die Familie wird von manchen Autoren noch unterteilt in Unterfamilien:[3]

Viele Gattungen werden zudem noch in Untergattungen untergliedert, die jedoch kaum (noch) benutzt werden.

Literatur

Bearbeiten
  • Rüdiger Bieler, John G. Carter und Eugene Victor Coan: Classification of Bivalve families. In: Philippe Bouchet und Jean-Pierre Rocroi: Nomenclator of Bivalve Families. Malacologia, 52(2): 1-184 (113-133), 2010.
  • Rüdiger Bieler & Paula M. Mikkelsen: Bivalvia - a look at the Branches. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 223-235, London 2006.
  • Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10), ISBN 3-570-03414-3.
  • Victor Millard: Classification of the Mollusca. A Classification of World Wide Mollusca. Rhine Road, Südafrika 1997, ISBN 0-620-21261-6.
  • Guido Poppe und Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3-925919-10-4.
  • R. Tucker Abbott und S. Peter Dance: Compendium of Seashells. 411 S., Odyssey Publishing, El Cajon, Kalifornien, ISBN 0-9661720-0-0.
Bearbeiten
Commons: Herzmuscheln (Cardiidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Yasuo Kondo und Shin-ichi Sano: Origination of extant heteroconch families: Ecological and environmental patterns in post-Paleozoic bivalve diversification. Palaeontological Research, 13: 39-44, Tokyo 2009 doi:10.2517/1342-8144-13.1.039
  2. Jean-Baptiste de Lamarck: Philosophie zoologique. Vol. 1, XXV + 428 S., Dentu, Paris, 1809 Online bei Google Books (S. 318).
  3. MolluscaBase: Cardiidae Lamarck, 1809