Hertha Trappe

deutsche Schriftstellerin

Hertha Trappe (* 1904 in Altena; † 1989[1]) war eine deutsche Schriftstellerin.

Trappe veröffentlichte 1954 im Suhrkamp Verlag den Roman Was ich wandre dort und hier; der Titel stammt aus einem Vers des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt. Trappe war beim Erscheinen des Buchs bereits 50 Jahre alt; da es ihre erste Publikation war, wurde sie von der Kritik – etwa von Helene Rahms – der jungen Schriftstellergeneration der Nachkriegszeit in Deutschland zugerechnet.[2] Ihr wurde dafür 1954 – als erste Trägerin – der Charles-Veillon-Preis der Stadt Lausanne für den deutschsprachigen Roman[3] verliehen.[4] Von der Literaturkritik wurde das Buch über einen Heimkehrer, in dem Trappe „auf Haß und Egoismus [der Nachkriegszeit] mit dem fiktiven Entwurf des Liebesglücks“[5] antwortete, eher zwiespältig aufgenommen; Franz Schonauer (Süddeutsche Zeitung) sah es in der Nähe der Bücher von Gerd Gaiser und Hermann Stahl: der Kritiker bezeichnete es als „museale Idyllik“, als „Pseudo-Dichtung, Rückfall in das Sentimentale, in die Welt des schön Gereimten“.[6] Helene Rahms meinte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Autorin habe sich „mit ihrem kräftigen Erzähltalent und mit handwerklicher Disziplin an einem beschränkten Sujet, an einer Idylle versucht“.[7][8] Uneinigkeit herrschte bezüglich des Stils: Während der Rezensent der Bonner Rundschau semantische „Unkorrektheiten“ und stilistische „Saloppheiten“ beanstandete,[9] hatte Gerhard Neumann in der Süddeutschen Zeitung den Eindruck eines „gepflegt geschriebenen“ Romans.[10]

Trappe nahm 1956 am Schmallenberger Dichterstreit teil; 1963 erschien noch ein zweites Buch der Autorin, Clemens und Balbina, ein Band mit Kurzgeschichten, im Berliner Eckart-Verlag.

Literatur Bearbeiten

  • Otto von Taube: Die Bücher des Charles-Veillon-Preises (Rezension zu: Hertha Trappe: Was ich wandere dort und hier; Camara Laye: Einer aus Kurussa) 1955, 9. Jahrgang, Heft 92, S. 987–988

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Werner Weber, Thomas Feitknecht: Werner Weber: Briefwechsel des Literaturkritikers aus sechs Jahrzehnten. NZZ Libro Mrz 2009, 2009. ISBN 9783038234425
  2. Tobias Amslinger: Verlagsautorschaft: Enzensberger und Suhrkamp. Wallstein, 2018, ISBN 9783835333086, S. 91.
  3. Zu den späteren Preisträgern gehören etwa Johannes Urzidil, Max Frisch (Homo faber), Heinrich Böll (Billard um halb zehn‘‘), Peter Weiss (Fluchtpunkt) und Johannes Bobrowski (Levins Mühle). Vgl. Welt und Wort - Bände 21–22 - Seite 215, 1966
  4. Karl Schmid: Gesammelte Briefe (1918–1974). 2 Bände, herausgegeben im Auftrag der Karl-Schmid-Stiftung von Sylvia Rüdin, NZZ Libro, Zürich 2000, ISBN 978-3-85823-671-5, Seite 447.
  5. Winfried Freund: Die Literatur Westfalens: von ihren Anfängen bis zur Gegenwart 1993.
  6. Franz Schonauer: Literaturpreis für gemüthafte Stimmung. In: Süddeutsche Zeitung. 22. Januar 1955.
  7. Neue Perspektiven der deutschen Buchkultur in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ein Symposion. Hrsg. von Günter Häntzschel. Harrassowitz, Wiesbaden 2003, ISBN 9783447047517.
  8. In der Neuen Rundschau hieß es: „Was Hertha Trappe erzählt, ist eine Liebesgeschichte und mehr noch das Schicksal einer trotz Ehe und Liebe mädchenhaft gebliebenen jungen Frau, gefaßt in den Rahmen einer in Krieg und Revolution krähwinklig gebliebenen Stadt.“ In: Deutsche Rundschau, 1955 - Seite 312.
  9. W. M. E.: Preisgekrönter Frauenroman. Hertha Trappe: „Was ich wandre dort und hier“. In: Bonner Rundschau. 27. November 1954.
  10. Gerhard Neumann: Die offenen Türen. Ein Roman von Hertha Trappe. In: Süddeutsche Zeitung. 23. Juli 1955.