Herrschaft Baruth (Oberlausitz)

Herrschaft in der Oberlausitz

Die Herrschaft Baruth in der Oberlausitz bestand schon im 11. Jahrhundert. Sitz war Baruth bei Bautzen.

Schloss Baruth um 1870

Geschichte

Bearbeiten
 
Schloss Baruth im 19. Jh.
 
Grab von Clemens Prinz zur Lippe-Weißenfeld auf dem Kirchhof von Baruth
 
Eingangsportal zum Schlossgarten

Seit 1406 war die Herrschaft in Besitz der Familie von Gersdorff. Der letzte männliche Nachfolger der Gersdorffs in Baruth war Adolf Nicolaus Graf von Gersdorff, der 1787 bei einem Duell bei Mittenwalde der Klinge des Gegners unterlag. Er war unverheiratet und hinterließ weder Kinder noch ein Testament. Als die drei möglichen Erben kamen in Frage: Friedrich Alexander Graf von Gersdorff (Halbbruder), Friederike Henriette Gräfin von Hohenthal (geborene von Gersdorff, Halbschwester) und Ferdinand (II.) Graf zur Lippe-Weißenfeld (Neffe, für seine Mutter Mariane Gräfin zur Lippe-Weißenfeld geborene von Gersdorff, Schwester des Verstorbenen). Aufgrund des vom Vater abgelehnten Lebenswandels des in Paris lebenden Halbbruders, fiel die Wahl auf Friederike Henriette, die bald mit ihrer Tochter nach Kleinwelka in die Herrnhuter Brüdergemeine umzog. Dort wurde sie am 18. April 1797 mit aufgeschnittener Kehle aufgefunden. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Suizid. Danach kam die Herrschaft an die Grafen zur Lippe-Weißenfeld.[1]

Ferdinand Prinz zur Lippe-Weißenfeld, der letzte Herr auf Baruth mit Rackel und Buchwalde, beauftragte 1929 den Bau eines Basaltwerkes. Die Produktion begann schon 1930. Im Jahr 1932 pachtete die Straßenbaufirma Kusiche & Töpfer aus Guben das Brecherwerk, das noch bis Dezember 1993 in Betrieb war und heute (Stand 2014) als technisches Denkmal bewahrt wird. Der Basaltabbau am nahe gelegenen Schafberg lief noch bis ins Jahr 2000.

Das Schloss wurde 1949/50 auf Beschluss des Kreises Bautzen abgebrochen und 1950 errichtete man in unmittelbarer Nähe eine Schule. Heute erinnern nur noch das Eingangsportal zum Schlossgarten und der Rest eines Turmes an das Anwesen.

Besitzer

Bearbeiten
  • 1216–1234 Hildebrand von Baruth
  • 1234–1280 Heinrich von Baruth
  • 1319–1351 Bernhard, Seifried und Heinrich von Baruth (die Gebrüder von Baruth verkaufen das Gut)
  • 1351–1388 Heinrich von Kittlitz auf Kittlitz († 1388)
  • 1388–1406 Johannes von Kittlitz († 1406) Otto von Kittlitz und (Söhne)
  • ab 1406 Nickel Bock von Gersdorff
  • Christoph von Gersdorff († 1433)
  • Gotsche (Gerhard) von Gersdorff (1489 Wasserburg Baruth bei Großbrand zerstört)
  • Christoph von Gersdorff
  • Caspar und Melchior von Gersdorff (Söhne)
  • Christoph von Gersdorff auf Baruth und Ottenhain (Baruth und See)
  • 1589–1593 Rudolph von Gersdorff (ältester Sohn)
  • 1593–1610 Christoph Volkmar von Gersdorff († 1610) auf Baruth, Drehsa, See und Ottenhain (jüngster Bruder)
  • 1659–1665 Caspar Rudolf von Gersdorff († 1672) (Baruth verkauft an Linie Malschwitz)
  • 1665–1702 Nikol von Gersdorff (1629–1702) auf Baruth, Hennersdorf, Berthelsdorf, Kemnitz, Bretnig, Kreckwitz, Rackel, Hauswalde und Buchwalde, verheiratet mit Henriette Catharina von Gersdorff
  • 1702–1751 Gottlob Friedrich Graf von Gersdorff († 1751) auf Baruth, Kemnitz, Buchwalde und Rackel (2. Sohn, seit 1745 Reichsgraf)
  • 1751–1765 Nikolaus Wilibald Graf von Gersdorff (1713–1765)
  • 1766 Friedrich Alexander (ältester Sohn; resigniert)
  • 1766–1787 Adolf Nicolaus Graf von Gersdorff (1753–1787)
  • 1787–1797 Friederike Henriette Gräfin von Hohenthal geborene Gräfin von Gersdorff (Schwester)
  • 1802–1808 Henriette Sophie Gräfin von Hohenthal († 1808) (Tochter)
  • 1808–1846 Ferdinand Graf zur Lippe-Weißenfeld (1772–1846) auf Baruth, Buchwalde und Rackel
  • 1846–1882 Gustav(f) Graf zur Lippe-Weißenfeld (1805–1882)[2]
  • 1882–1900 Ferdinand Graf zur Lippe-Weißenfeld (1844–1900) auf Teichnitz und Baruth, Bevollmächtigter von Nieder-Linda (Fräuleinstift Joachimstein zu Sachsen)[3]
  • 1900–1915 Georg Graf zur Lippe-Weißenfeld (1850–1915) (Bruder)
  • 1915–1920 Clemens Prinz zur Lippe-Weißenfeld (1860–1920) (Vetter) (1916 hat die Familie den Prinzentitel erhalten)
  • 1920–1939 (Karl Franz) Ferdinand Prinz zur Lippe-Weißenfeld (1903–1939) (Sohn) auf Baruth, Buchwalde, Rackel, Dauban und Sornitz bei Meißen;
  • 1939–1945 Dorothea (Pauline) geborene Prinzessin von Schönburg-Waldenburg (1905–2000) (Witwe)

Literatur

Bearbeiten
  • Margarete Hamer-Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld: 275 Jahre Lippe-Weißenfeld. Band 1: Wanderung vom Land Lippe in die Lausitz. Auf der Grundlage familienhistorischer Quellen. Sollermann, Leer/Ostfriesland 2009, ISBN 978-3-938897-30-0.
  • Margarete Hamer-Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld: 275 Jahre Lippe-Weißenfeld. Band 2: Wanderung vom Lipper Land über die Niederlausitz in die Oberlausitz. Auf der Grundlage familienhistorischer Quellen. Oberlausitzer Verlag Nürnberger, Spitzkunnersdorf 2017, ISBN 978-3-936867-68-8.
  • Margarete Hamer-Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld: Baruth in Sachsen 1945–1950. Eine Zeitstudie. Oberlausitzer Verlag Nürnberger, Spitzkunnersdorf 2004. DNB.
  • Margarete Hamer-Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld: Flucht einer Zwölfjährigen. In: Adam von Watzdorf, Agnes von Kopp-Colomb, Henning von Kopp-Colomb (Hrsg.): Schicksalsbuch 2 des sächsisch-thüringischen Adels: 1945 bis 1989 und von der Wende bis 2005. In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv NF 6, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2005, S. 333–347. ISBN 978-3-7980-0606-5.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Margarete Hamer – Prinzessin zu Lippe-Weißenfeld: 275 Jahre Lippe-Weißenfeld. Wanderung vom Land Lippe in die Lausitz. Band I. Sollermann, Leer 2009. ISBN 3-938897-30-9
  2. Walter von Boetticher: Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635 – 1815. Band 2, zur Lippe, Grafen und Edle Herren. Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Oberlößnitz, Görlitz 1913, S. 47 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. Februar 2022]).
  3. Güteradressbuch Schlesien. 1870. Die Rittergüter und selbständigen Gutsbezirke in der Provinz Schlesien. Nach amtlichen Quellen zusammengestellt. Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1870, S. 111 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 1. Februar 2022]).