Henniger von Seeberg

altes böhmisches Adelsgeschlecht

Henniger von Seeberg, auch Eberg, ist der Name eines alten Patriziergeschlechts aus Eger, das in den Ritter- und Freiherrenstand erhoben wurde. Die weitverzweigten Seeberg waren Stamm- und Wappenverwandt mit den ebenfalls in den Ritter- und Freiherrenstand erhobenen Schmidl von Seeberg,[1] die 1864 im Mannesstamm erloschen sind. Keine Verwandtschaft besteht zu den bayerischen Gumppenberg mit ähnlichen Wappen.

Stammwappen der Schmidl und Henniger von Seeberg
Wappen der Freiherren Henniger von Seeberg nach Konrad Tyroff
Ahnenprobe von Barbara Anna Maria Henninger, Johann Carl und Joseph Friedrich von Eberg von 1798

Geschichte

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Die Henniger, Höniger, Honigar und Schmi(e)dl stammten ursprünglich aus dem Gebiet des Hochstift Fulda und gehörten zu den ältesten und angesehensten Patriziergeschlechter der freien Reichsstadt Eger. Um 1268 stiften die Bürger Hecht zu Pograthu und Honigar Schmidl ze Seebergu in Eger das Franziskanerkloster. Nach Pröckl soll auf die gemeinsame Stiftung der Seeberg und Hecht auch das dortige Klarissenkloster zurückgehen.[2]

Am 17. Februar 1290 erscheint in einer Urkunde des Klosters Waldsassen Albertus de Seberch, der dem Kloster Einkünfte aus seinem Gut Stockau bei Tachau überließ. In einer weiteren Urkunde schenkte er den Zisterziensern in Ossegg einen Hof bei Brüx. Laut Siegl besaß er die Burgen Alt- und Neuseeberg bei Sestadtl und Eisenberg und nicht die Burg Seeberg im Egerland.[3] Nach Pröckl war Albert von Seeberg 1289 Oberstlandmarschall und 1295 Oberstlandkämmerer.[4] Kaiser Sigismund in Preßburg verlieh am 13. Juni 1423 in Preßburg Matthias Höninger und seinen drei Söhnen eine bürgerliche Wappenbesserung mit Krone.[5] Nach Pröckl diente 1435 Bohuslaw von Seeberg als böhmischer Abgeordneter und 1460 als Gerichtsherr von Plan sowie 1566 Heinrich von Seeberg als Hauptmann der Prager Neustadt. Über Jahrhunderte traten Angehörige als Bürgermeister oder Ratsherren von Eger in höchste städtische Ämter. Bürgermeister von Eger waren laut Pröckl folgende von Seeberg: 1442 Georg, 1459 Georg, 1477 Kaspar, 1527 Hans, 1557 Bernardin, 1621 Bernhard, 1628 Adam und 1744 Johann Adam Joseph von Seeberg.[6] 1690 wurde Maximilian Henniger Ritter von Seeberg in den Malteserorden aufgenommen, was einen Nachweis von 32 adligen Vorfahren voraussetzte.[7]

Laut Diplom vom 21. Februar 1744 erlangte Johann Wenzel von Seeberg den böhmischen Freiherrenstand.[8] Sein gleichnamiger Sohn Wenzel Freiherr Henniger von Seeberg († 1800) bekleidete die Ämter des k. k. Kämmerers, Geheimrates und Obersthofmeisters Erzherzogin Maria Anna von Österreich, Äbtissin des Theresianischen Damenstifts.[9] Der k. k. Kämmerer Johann Nepomuk Karl Freiherr Henniger von Seeberg († 5. September 1850), Herr auf Erdischowitz, wurde am 26. Juli 1816 vom Kaiser in Wien das ungarische Indigenat verliehen. Sein Enkel, der k. k. Kämmerer und Leutnant Johann Nepomuk Freiherr Henniger von Seeberg nahm auf Grund eines Erbvertrages mit kaiserlicher Einwilligung zusätzlich das Prädikat "genannt Godart" an.[10]

Besitzungen

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Seit 1260 gehörte dem Geschlecht in Nordböhmen das Gut Seeberg und im Egerland von 1444 bis 1458 auch das Gut Gehag, 1503 Unterpilmersreuth, 1633 die Güter Scheibenreuth, Wildenhof und Schloppenhof.[11]

Standeserhöhungen

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  • 13. Juni 1423: bürgerliche Wappenbesserung
  • 21. Februar 1744: Freiherrenstand
  • 26. Juli 1816: ungarisches Indigenat

In Rot drei schrägrechts übereinander gestellte silberne Kugeln.

Stammreihe

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  1. Rupert auf Hortschitz, ⚭ Cäcilie Kotz von Dobrz
  2. Adam auf Stienowitz, ⚭ Judith Chlumczansky von Przestawlck und Chlumczan
  3. Johann Wenzel, ⚭ Catharina Kokorzowetz von Kokorzowa
  4. Adam Franz auf Stienowitz († 1691), Kreishauptmann von Pilsen, ⚭ Maria Salome Przichowsky von Przichowitz
  5. Heinrich Anton auf Przichowitz, Hortschiz und Stienowiz († 1724), Kreishauptmann von Pilsen, ⚭ Catharina Rzisnicky von Rzisnitz
  6. Johann Wenzel auf Przichowitz und Hortschiz († 1776), seit 1744 Freiherr, ⚭ Maria Elisabeth Freiin Dobrzensky von Dobrezeniz († 1771)
  7. Johann Carl auf Mielschiz († 1808), k. k. Kämmerer und Rittmeister, ⚭ Esther Gräfin Török de Szendrö († 1780)
  8. Johann Nepomuk Carl auf Erdischowiz († 1850), k. k. Kämmerer, ⚭ Ludovika Freiin Kossorz Malowetz von Malowitz (* 1786)
  9. Johann auf Smolotell und Bohistitz (* 1805), k. k. Kämmerer und Leutnant, ⚭ 1836 Ludovika Gräfin Desfours zu Mont und Athienville[12]

Persönlichkeiten

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Literatur

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  • Karl Siegl: Schloß Seeberg im Egerlande In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 3. Heft, 1915
  • Henniger von Seeberg (Eberg). In: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Julius Perthes., Gotha 1919, S. 381.
  • Henniger von Seeberg (Eberg). In: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Julius Perthes., Gotha 1907, S. 314–316.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. F. Voight, Leipzig 1863, S. 311–312.
  • Vincenz Pröckl: Seeberg. In: Eger und das Egerland: historisch, statistisch und topographisch dargestellt. Medau, 1845, S. 318–319.
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Commons: Henniger von Seeberg (surname) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pröckl (1845), S. 319
  2. Pröckl (1845), S. 319
  3. Siegl (1915), S. 211
  4. Pröckl (1845), S. 319
  5. Gotha (1907), S. 314
  6. Pröckl (1845), S. 319
  7. Zeitung für den deutschen Adel. 1841, S. 126.
  8. Gotha (1907), S. 314
  9. Zeitung für den deutschen Adel. 1841, S. 126.
  10. Gotha (1907), S. 314
  11. Pröckl (1845), S. 318
  12. Kneschke (1863), S. 311–312