Heizkraftwerk Cottbus

Kraftwerk in Cottbus

Das Heizkraftwerk Cottbus ist ein Heizkraftwerk in Cottbus. Seit 2022 ist am Standort eine neue BHKW Anlage auf Erdgas-Basis in Betrieb, welche zusätzlich durch einen Wärmespeicher ergänzt wird.

Heizkraftwerk Cottbus
Heizkraftwerk Cottbus (2021)
Heizkraftwerk Cottbus (2021)
Heizkraftwerk Cottbus (2021)
Lage
Heizkraftwerk Cottbus (Brandenburg)
Heizkraftwerk Cottbus (Brandenburg)
Koordinaten 51° 45′ 37″ N, 14° 22′ 12″ OKoordinaten: 51° 45′ 37″ N, 14° 22′ 12″ O
Land Deutschland Deutschland
Ort Cottbus, Brandenburg Brandenburg
Gewässer Spree
Daten
Typ Heizkraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Braunkohle, Erdgas, Heizöl
Leistung 102 MWel (52 MW BHKW + 50 MW Dampfturbine); 120 MWth
Leistung 102,8 MW


Eigentümer HKW Heizkraftwerksgesellschaft Cottbus mbH
Betreiber HKW Heizkraftwerksgesellschaft Cottbus mbH
Projektbeginn 1997
Betriebsaufnahme 1999 (PFBC-Anlage + Spitzenlastdampferzeuger)
2022 (BHKW + Druckwärmespeicher)
Stilllegung 2019 (PFBC-Anlage)
Turbine Gegendruckturbine (seit 2019 außer Betrieb), Rauchgasturbine (seit 2019 außer Betrieb), Entnahmekondensations-Turbine
Kühlung 2x Ventilatorkühlturm
Kessel Zwangsdurchlauf (PFBC-Kessel) und Naturumlauf (Spitzenlastdampferzeuger)
Feuerung Druckwirbelschichtfeuerung
Schornsteinhöhe 3x60m und 5x30 m
Website heizkraftwerk-cottbus.de

Geschichte Bearbeiten

Das alte Heizkraftwerk in Cottbus wurde 1968 mit anfänglich vier Dampfkesseln in Betrieb genommen. Zwei baugleiche 110 Meter hohe Stahlbetonschornsteine wurden 1975 fertiggestellt und vier weitere Dampfkessel wurden 1980 errichtet. 1992 wurde die Vorentscheidung zur Stilllegung des alten Heizkraftwerkes zum Jahre 1999 beschlossen.

 
Ansicht von Westen

Am 9. Mai 1997 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Heizkraftwerk. Der Probebetrieb konnte am 23. April 1999 aufgenommen werden und ab dem 16. Dezember 1999 erfolgte der kommerzielle Betrieb. Das alte Heizkraftwerk stellte schon im Juni 1999 den Betrieb ein. Die Sprengung der beiden Schornsteine des alten Heizkraftwerkes erfolgte am 15. Juli 2000. Im Jahre 2000 galt das Heizkraftwerk Cottbus als eines der modernsten Braunkohlekraftwerke und weltweit erstes mit Druckwirbelschichtverbrennung (PFBC – Pressurized Fluidized Bed Combustion/ Druckwirbelschichtverbrennung). Auf der Expo 2000 war das Heizkraftwerk ein Vorzeigeobjekt. Es stellte sich jedoch später heraus, dass die Technik nicht ausgereift und störanfällig war. Im Jahre 2005 wurde bekannt, dass das Heizkraftwerk Millionenverluste verursachte.[1] 2006 übertrug die Stadt Cottbus im Rahmen einer Sanierung 74,9 Prozent an die DKB Proges GmbH.

2018 wurde bekannt, dass die Stadt plant, das Heizkraftwerk stillzulegen und bis 2022 ein Gaskraftwerk zu bauen. Dadurch soll sowohl die Schadstoffbelastung des Umlandes u. a. mit Feinstaub und Quecksilber als auch der Kohlenstoffdioxidausstoß deutlich reduziert werden; zudem sei die Entscheidung aus wirtschaftlichen Gründen getroffen worden.[2] Der Kohleliefervertrag für das Heizkraftwerk mit der LEAG endet am 31. Dezember 2019.[3]

Im Mai 2019 wurde mit dem Bau des neuen Blockheizkraftwerks begonnen. Am 24. November 2022 wurde das Kraftwerk inkl. Druckwärmespeicheranlage nach dreieinhalb Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Vorher wurde der Druckwirbelschichtkessel auf Braunkohlebasis stillgelegt.

Technik Bearbeiten

 
Behälter der Druckwärmespeicheranlage

Das Kraftwerk arbeitet mit einem druckaufgeladenen Wirbelschichtkessel, der Dampf für eine Hoch- und eine Niederdruckdampfturbine liefert. Diese verfügt über eine Mittel- und eine Niederdruckstufe und ist für die Auskopplung von thermischer Energie für das Fernwärmenetz in Cottbus ausgelegt. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung liegt der Gesamtwirkungsgrad des Kraftwerkes höher als bei Kraftwerken, die nur der Stromerzeugung dienen. Inklusive Fernwärmeauskopplung können bis zu 70 % der im Brennstoff enthaltenen Energie genutzt werden. Inklusive der Spitzenlastkessel für die Fernwärmeversorgung verfügt das Kraftwerk über 74 MW elektrischer Leistung und 120 MW thermischer Leistung.

 
Detailansicht

Pro Stunde können in dem Wirbelschichtkessel 39 Tonnen Braunkohle verfeuert werden; hierbei fallen ca. 3 Tonnen Asche an. Zudem werden pro Stunde 0,6 Tonnen Kalkstein für die Rauchgasentschwefelung und 0,4 Tonnen Quarzsand für die Sicherung des Wirbelbetts verbraucht. Insgesamt verbrannte das Kraftwerk pro Jahr ca. 200.000 Tonnen Braunkohle.[2] Der Kohlekessel hatte eine maximale Dampfmenge von 240 Tonnen pro Stunde bei 142 Bar Frischdampfdruck. Das Heizkraftwerk verfügt auch über zwei Naturumlauf-Spitzenlastdampferzeuger, die wahlweise mit Erdgas oder Heizöl befeuert werden können. Diese können ebenfalls auf die 35-Bar-Dampfsammelschiene einspeisen und somit auch die 50-MW-Niederdruckdampfturbine mit Dampf versorgen. Die Dampfparameter pro Kessel betragen 120 t/h bei maximal 36 Bar Druck.

Die 2022 in Betrieb genommene BHKW-Anlage verfügt über fünf Gasmotoren des Herstellers INNIO Jenbacher die je 10,4 MW elektrisch und thermisch erzeugen können. Zusätzlich wurde eine aus 16 Behältern bestehende Druckwärmespeicheranlage mit einer Kapazität von 300 MWh gebaut.[4]

Besonderheiten Bearbeiten

Das Cottbuser Heizkraftwerk war das weltweit einzige Kraftwerk auf Braunkohle-Basis, welches eine Druckaufgeladene Wirbelschichtverbrennung in Verbindung mit einer Rauchgasturbine zur kommerziellen Strom- und Wärmeerzeugung nutze.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Heizkraftwerk Cottbus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Simone Wendler: Heizkraftwerk kostet Cottbus mehr Geld als bisher bekannt. Lausitzer Rundschau, 17. Juni 2005, archiviert vom Original am 22. Juli 2018; abgerufen am 2. Juni 2023.
  2. a b Lausitz: Ohne Kohle in Cottbus. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 22. Juli 2018]).
  3. SPD will Pläne für Cottbuser Gaskraftwerk ausbremsen. Niederlausitz Aktuell, 23. Januar 2018, abgerufen am 22. Juli 2018.
  4. Modernisierung zum Gasbetrieb. Heizkraftwerk Cottbus, abgerufen am 2. Juni 2023.