Hartmut Teuber

Pädagoge, Philosoph und Aktivist

Hartmut Teuber (* 6. September 1940 in Maierhof bei Kulmbach in Oberfranken)[1] ist ein deutscher Pädagoge, Philosoph und Aktivist.

Hartmut Teuber wurde als eines von sechs Kindern geboren und ertaubte 1942 nach einer Hirnhautentzündung.[2]

Ab 1946 ging er in Bamberg für acht Jahre auf eine Gehörlosenschule mit Internat. Danach machte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer und lebte bis 1964 in Bamberg.[3]

Er eignete sich im Selbststudium Englisch, Mathe und Latein an um mit 24 Jahren 1964 nach Washington an die Gallaudet-Universität zu gehen und hier ein Pädagogik-Studium zu beginnen. Dieses schloss er zusammen mit einem Mathematik-Studium 1971 ab. ASL, DGS, IntSL, Englisch und Deutsch beherrscht er deshalb fließend. In Amerika lernte er auch die Gehörlosenkultur kennen.

1971 kam er nach Deutschland zurück und versuchte erfolglos eine Anstellung zu finden. Nach einem Angebot aus Amerika ging er dorthin wieder zurück. Er unterrichtete Schüler in Claremont und im Bezirk New Hampshire bis 2012.

Er heiratete 1977 Janice Cagan-Teuber[4] und begann 1983 ein Studium der Linguistik an der Brandeis University in Boston. Dieses schloss er 1985 ab. Danach unterrichtete er gehörlose Kinder an verschiedenen Schulen.

Zum Thema hierarchischer Satzstrukturen in ASL veröffentlichte er 1981 eine wissenschaftliche Arbeit. Am NTID erzählte er dann im Sign Language Proficiency Interview über seine Jugend in Deutschland.

Seit 1980 arbeitet er freiberuflich als Lektor, Tutor und Berater. Seit 1972 war er bereits als selbständiger Gebärdensprachdolmetscher tätig. Er gab auch Nachhilfe für gehörlose Studenten und war in mehreren Verbänden (wie z. B. dem Research Standing Committee (RSC)) aktiv.

Er hat einen Sohn und lebt in Arlington.[5][6]

Gehörlosengemeinschaft

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1957 gründet er im Gehörlosenzentrum Bamberg die erste Jugendgruppe.

1992 fordert er auf einer Pädagogentagung in Deutschland die Anerkennung der Gebärdensprache und deren Verwendung im Unterricht im Rahmen einer bikulturellen Erziehung. Dies wird heute eher als bimodal-bilingual bezeichnet.

Er setzte sich auch für die Selbstbezeichnung „taub“ als Übersetzung zum englischen „deaf“ ein. Heute wird die Selbstbezeichnung nicht einheitlich, sondern eher individuell verschieden, gewählt.

Mit Erfahrungen aus den USA berichtete er 2007 erstmals über Audismus im deutschsprachigen Raum auf der 4. Jahrestagung und Kulturkonferenz des Vereins zur Kultur und Geschichte Gehörloser.[7]

Politische Arbeit

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Hartmut Teuber war in zahlreichen Verbänden aktiv. Er war in der Registry Intepreters of the Deaf, Inc. (RID)[8] und wurde diesbezüglich auch im Vorwort des Buches Deaf Professionals and Designated Interpreters[9] erwähnt.

In der Telecommunications for the Deaf and Hard of Hearing, Inc. (TDI)[10] war er auch. Ebenso war er von 1985 bis 2005 bei der DEAF, Inc.[11] in Boston.

In einigen Gehörlosenverbänden war er auch aktiv. 1975 reorganisierte er zusammen mit Norman Lafond die New Hampshire Association of the Deaf (NHAD).[12] 2019–2021 war er Vorstandsmitglied in der Massachusetts State Association for the Deaf (MSAD).[13] 2020 war er auch als OGG-Delegierter des NAD nominiert.[14][15]

  • The invariance of sentence performance structures across language modality[16]
  • A Computerized Lexicon of American Sign Language: The DASL 1965 in FORTRAN[17]

Zeitschriften[18]:

  • Otto Friedrich Wilhelm Kruse – Eine große taube Persönlichkeit (in: Selbstbewußt werden 42, S. 15–25, 1997)
  • Grundsätze zur Durchführung einer zweisprachigen und bikulturellen Erziehung tauber Kinder (in: das Zeichen 26, S. 471–481, 1993)
  • Hörgeschädigt, hörbehindert, gehörlos oder taub? (in: das Zeichen 31, S. 40–43, 1995)
  • Ethische Aspekte der Cochlea-Implantation bei Kleinkindern – was wir dazu sagen (in: das Zeichen 38, S. 528–535, 1996)

Einzelnachweise

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  1. PDF zum Interview der 1421. Sendung Sehen Statt Hören vom 4. Juli 2009
  2. Simon Kollien: Ich bin taub, ergo bin ich! - Interview mit Hartmut Teuber. In: Das Zeichen. Band 77. Signum Verlag, Hamburg 2007, S. 392–401.
  3. Vibelle - Hartmut Teuber - Pädagoge. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  4. Janice Cagan-Teuber | Disability & Access Services. Abgerufen am 4. Februar 2024.
  5. Du jetzt was mach: Hartmut Teuber. In: Deutscher Gehörlosen-Verlag e.K. (Hrsg.): Deutsche Gehörlosenzeitung. Band 144. Deutscher Gehörlosen-Verlag e.K., St. Georgen 20. Mai 2016, S. 44.
  6. Hartmut Teuber. Abgerufen am 21. Februar 2024.
  7. KuGG - Kultur und Geschichte Gehoerloser. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  8. Home - Registry of Interpreters for the Deaf, Inc. Abgerufen am 7. Juli 2024 (amerikanisches Englisch).
  9. Deaf Professionals and Designated Interpreters: A New Paradigm, Gallaudet University Press, 2008, ISBN 978-1-56368-368-8, URL https://www.jstor.org/stable/j.ctv2rcnnxg, Abruf 2024-07-07
  10. Telecommunications for the Deaf and Hard of Hearing. Abgerufen am 7. Juli 2024 (amerikanisches Englisch).
  11. Homepage. Abgerufen am 7. Juli 2024.
  12. Mission and History – New Hampshire Association of the Deaf. Abgerufen am 7. Juli 2024.
  13. Homepage - Not Logged In. Abgerufen am 22. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  14. NAD - Vote for OGG Delegates for #VirtualCOR2020. Abgerufen am 22. Februar 2024.
  15. NAD - OGG Delegate Interest for #NAD2022. Abgerufen am 22. Februar 2024.
  16. The invariance of sentence performance structures across language modality. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  17. A Computerized Lexicon of American Sign Language: The DASL 1965 in FORTRAN. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  18. DAS ZEICHEN | Teuber, Hartmut. Abgerufen am 31. Januar 2024 (deutsch).