Hölle (Geroldsee)

heute eine Wüstung, war ein Ortsteil der Gemeinde Geroldsee im Oberpfälzer Landkreis Parsberg

Hölle, heute eine Wüstung, war ein Ortsteil der Gemeinde Geroldsee im ehemaligen Landkreis Parsberg in der Oberpfalz. Die Ansiedelung wurde mit der Gemeinde Geroldsee 1951 wegen des zu errichtenden amerikanischen Truppenübungsplatzes Hohenfels abgesiedelt.

Hölle
Gemeinde Geroldsee
Koordinaten: 49° 15′ N, 11° 43′ OKoordinaten: 49° 14′ 39″ N, 11° 42′ 45″ O
Höhe: 510 m
Einwohner: (1950)

Geographische Lage Bearbeiten

Die Wüstung liegt auf ca. 510 m über NHN etwa 500 m von der südlichen Begrenzung des Truppenübungsplatzes entfernt am Hang des Bruderberges (607 m über NHN) und gegenüber dem Berg Himmel.

Geschichte Bearbeiten

Die Einöde Höll(e) ist erstmals 1867 amtlich als Ortsteil der Gemeinde Geroldsee genannt. Sie bestand zu dieser Zeit aus 2 Gebäuden, in denen 4 Einwohner lebten. Kirchlich gehörte das Anwesen zur Pfarrei Velburg im Bistum Eichstätt.[1] Es handelte sich um einen bäuerlichen Betrieb; bei der Viehzählung in Bayern 1873 wurden von den 1871 gezählten 5 Einwohnern an Großvieh 5 Stück Rindvieh gehalten. Laut den weiteren amtlichen Verzeichnissen lebten in dem einzigen Wohngebäude der Einöde im Jahr 1900 3, 1925 11, 1938 und 1950 jeweils 7 Bewohner.[2][3][4][5][6]

Im Zuge der Bildung eines Truppenübungsplatzes für US- und NATO-Truppen wurde die Gemeinde Geroldsee mit Ausnahme des außerhalb des Truppenübungsplatzes liegenden Gemeindeteils Dantersdorf bis zum 1. Oktober 1951 geräumt und ihre Bewohner umgesiedelt; am 25. Januar 1952 beschloss die Regierung von Oberpfalz, Dantersdorf zum 25. März 1952 zur Gemeinde Velburg zu legen. Am 6. Oktober 1958 wies das Bayerische Staatsministerium des Innern an, die restlich verbliebene Gemeinde Geroldsee aufzulösen.[7] Damit erlosch auch die Einöde Hölle und wurde im Truppenübungsplatz zur Wüstung.

Sage Bearbeiten

Im 1857/59 erschienenen Werk „Sitten und Sagen aus der Oberpfalz“ von Franz Schönwerth heißt es, dass westlich von Geroldsee vom Berg „Himmel“ ein kesselförmiges Tal, genannt „Hölle“, hinabgeht; dort wohne eine einzige Familie, deren Äußeres „fremdartig“ sei.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jehle, S. 549; Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 795
  2. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  3. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
  4. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 908 (Digitalisat).
  5. Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. II. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1938, S. 698
  6. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
  7. Jehle, S. 519, 549
  8. Franz Schönwerth: Sitten und Sagen aus der Oberpfalz. Augsburg 1857–1859, Neuausgabe Berlin 2017, S. 431