Grundlagen der Geopolitik

Sachbuch von Alexander Geljewitsch Dugin

Grundlagen der Geopolitik: Die geopolitische Zukunft Russlands (russisch: Основы геополитики (геополитическое будущее России)) ist ein Buch des nationalistischen bzw. nationalbolschewistischen russischen Politikers und Politikwissenschaftlers Alexander Dugin aus dem Jahr 1997. Dugin entwickelt darin die geopolitischen Theorien Halford Mackinders und Karl Haushofers fort und beschreibt Ansätze, den Einfluss der Vereinigten Staaten zurückzudrängen und Russland als Großreich zur Weltmacht zu entwickeln.[1]

Das Werk wurde auf staatlicher russischer Ebene umfangreich rezipiert und wird als Lehrbuch an der Militärakademie des Generalstabes der Streitkräfte der Russischen Föderation und anderen Militärakademien verwendet. Mit Stand 2016 ist die vierte russische Auflage vergriffen.[2][3] Für die Verbreitung dieses Werkes hat Dugin im Jahr 2000 die Website »www.geopolitika.ru« gegründet.[4] Aktuell wird diese Webpräsenz von Leonid Savin (Chefredakteur)[5] verwaltet und sie dient hauptsächlich der Vermarktung von Dugins Veröffentlichungen (Videos, Texte und Bücher).

Das Buch könnte Einfluss auf die Außenpolitik von Wladimir Putin gehabt haben, die schließlich zur russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 führte.[6]

Inhalt Bearbeiten

Für Dugin, Ideengeber der russischen Neuen Rechten und Verfechter eines Neo-Eurasismus, sollte das Ziel der russischen Außenpolitik darin bestehen, die kulturelle und militärische Dominanz der USA zu beenden. Hierzu beschreibt er für unterschiedliche Staaten und Regionen entsprechende Zielvorgaben.[7]

  • Deutschland soll in eine Achse Berlin-Moskau eingebunden werden. Hierbei soll Deutschland die Dominanz in den katholischen und protestantischen Ländern Mittel- und Osteuropas zugebilligt werden. Als „Belohnung“ für eine Kooperation soll Deutschland außerdem die Oblast Kaliningrad zurückerhalten.
  • Die Ukraine sollte von Russland annektiert werden, weil „die Ukraine als Staat weder eine geopolitische, noch besondere kulturelle oder universelle Bedeutung, keine geografische Einzigartigkeit, keine ethnische Exklusivität hat, ihre bestimmten territorialen Ambitionen eine enorme Gefahr für ganz Eurasien darstellen und ohne Lösung des ukrainischen Problems, es im Allgemeinen sinnlos ist, über kontinentale Politik zu sprechen“. Die Ukraine darf nicht unabhängig bleiben, es sei denn, sie ist ein Cordon sanitaire, was unzulässig wäre.[8]
  • Frankreich soll in einen deutsch-französischen Block eingebunden, die antiatlantischen Strömungen sollen unterstützt werden.
  • Das Vereinigte Königreich soll vom restlichen Europa isoliert werden.
  • Die USA sollen mithilfe der russischen Geheimdienste destabilisiert werden, beispielsweise indem ethnische, soziale und religiöse Spannungen angefacht werden.
  • In Japan soll der Antiamerikanismus gestärkt werden. Als Dank für eine „Kooperation“ soll Japan die Kurilen erhalten.
  • Dugin schlägt die Errichtung eines Pufferstaates aus chinesischen und mongolischen Gebieten zu China vor. Als Ausgleich soll Russland China dabei helfen, in Südostasien Dominanz zu erlangen.
  • Russland und die islamische Welt teilen „traditionelle Werte“, so soll der Iran eng an Russland angebunden werden.
  • Polen, Litauen und Lettland sollen der russischen Einflusssphäre zugeordnet werden und einen politischen Sonderstatus erhalten.
  • Belarus, Georgien und Moldawien sollen als Bestandteile Russlands erachtet werden. Auch Finnland soll in Russland aufgehen. Die Mongolei soll Teil eines größeren „Eurasia-Russlands“ werden.
  • Die christlich-orthodoxen Länder Europas wie Griechenland, Rumänien und Serbien werden als Bestandteil eines neuen dritten Roms gesehen und sollen Russland angegliedert werden.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Aleksandr Dugin's Foundations of Geopolitics; Artikel von John B. Dunlop auf »stanford.edu«, Memento des Artikels vom 10. März 2018 im Internet-Archiv; abgerufen am 14. Juni 2022. Der Artikel selbst wurde bereits im Jahr 2004 veröffentlicht: »First published in Demokratizatsiya 12.1 (Jan 31, 2004): 41.«
  2. Casey Michael: Black Wind, White Snow: Imagining Eurasia thediplomat.com, 15. September 2016.
  3. Charles Clover: The Unlikely Origins of Russia’s Manifest Destiny Foreign Policy, 27. Juli 2016.
  4. Dugins Website geopolitika.ru, online seit dem Jahr 2000, Memento vom 20. Juli 2001 im Internet-Archiv verfügbar.
  5. Leonid Savin auf »www.geopolitika.ru«, abgerufen am 2. Juni 2022.
  6. Brit McCandless Farmer: Aleksandr Dugin: The far-right theorist behind Putin's plan In: 60 Minutes, 12. April 2022 
  7. John B. Dunlop (Hoover Institution): Aleksandr Dugin’s Foundations of Geopolitics Buchbesprechung, www.4pt.su.
  8. John Dunlop: Aleksandr Dugin's Foundations of Geopolitics. In: Demokratizatsiya: The Journal of Post-Soviet Democratization. 12. Jahrgang, Nr. 1. Institute for European, Russian and Eurasian Studies (George Washington University), 31. Januar 2004, ISSN 1074-6846, S. 41 (englisch, .gwu.edu (Memento des Originals vom 7. Juni 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 18. Januar 2023]).