grml

Linux-Distribution zur Systemrettung

grml (sprich: grummel) ist eine seit Januar 2005 existierende, auf Debian basierende Linux-Distribution und läuft vorrangig als Live-System. Grml wurde als kleines Rettungssystem mit flexiblem Startprozess entworfen. Ursprünglich auf Knoppix basierend,[3] hat sich grml inzwischen zu einem eigenen Debian-GNU/Linux-Derivat weiterentwickelt, das "als Rettungssystem für Systemadminstrationen" bestimmt ist. Bis zur Version 2014.11, basierte Grml auf Debian Wheezy.[4] Mit Erscheinen von Version 2017.05 erfolgte ein Wechsel zu systemd und Debian Stretch als Basis.[5] Maintainer ist Michael Prokop, ein Debian-Entwickler aus Österreich.[6]

grml
Entwickler Michael Prokop u. a.[1]
Lizenz(en) GPL
Akt. Version 2022.11[2] vom 30. November 2022
Abstammung GNU/Linux
↳ Debian GNU/Linux
↳ grml
Architektur(en) x86, amd64
www.grml.org

Fähigkeiten Bearbeiten

Grml ist als Live-System ausgelegt.[7] Die Möglichkeit, es mit eigenen Partitionen auf die Festplatte zu installieren, haben die Entwickler mittlerweile verworfen. Grml kann aber dauerhaft in eine Debianinstallation übernommen werden. Mit dem Tool grml-debootstrap kann dieses von Grml aus auf der Festplatte installiert werden.[8] Mittels grml2usb kann man Grml aber auf einem Flashspeicher (z. B. USB-Stick) installieren und dann von dort aus booten.[7] Ursprünglich war grml nur für 32-Bit-x86 IA-32 verfügbar. Seit das Projekt die Version 1.0 erreicht hat, gibt es grml auch für die 64-Bit-x86-Architektur AMD64.

Bemerkenswert ist zudem der flexible Startprozess, in den durch Steuerdateien auf dem Startmedium schon frühzeitig eingegriffen werden kann. Das ermöglicht die Erstellung spezialisierter Rettungssysteme mit geringem Aufwand. Startparameter als Vorgabe für die Netzwerkkonfiguration, die Installation weiterer Pakete und die Ausführung eigener Skripts lassen sich speichern. WLAN mit WPA wird ebenfalls unterstützt.

Grml ist für Systemadministratoren und Benutzer von textbasierten Werkzeugen prädestiniert. Die Fähigkeiten von grml als Rettungssystem für den Einsatz durch ebendiese Nutzergruppen zeigen sich insbesondere bei der Datenwiederherstellung unter ext3-Dateisystemen, da keine Änderungen am Dateisystem vorgenommen werden. So kann beispielsweise mit dem Programm ext3rminator[9], das Teil der Live-CD ist, ein Großteil aller Dateien geringerer Dateigröße wiederhergestellt werden. Neben dem mitgelieferten ext3rminator können auch externe Tools wie extundelete[10] und ext3grep[11] zur Datenwiederherstellung von ext3-Dateisystemen unter grml eingesetzt werden. Diese Tools arbeiten auf Basis des Grep-Befehls, mit Hilfe dessen Dateifragmente kopiert und wieder zusammengesetzt werden. Sie bieten sich daher insbesondere zur Rettung von textbasierten Anwendungsdateien wie Textdateien und Datenbanken an. Problematisch ist hierbei jedoch, dass die Fragmente im Anschluss an den Kopiervorgang wieder in das korrekte Dateiformat umgewandelt werden müssen.[12]

Ausstattung Bearbeiten

Um das System kompakt zu halten, wird auf die großen WIMP-Desktop-Umgebungen KDE und Gnome verzichtet. Stattdessen kommen kleine, schnelle Fenstermanager wie fluxbox, openbox und wmii zum Einsatz.

Aus Platzgründen verzichtet grml auf anspruchsvolle Pakete wie Apache OpenOffice oder GIMP und stellt dafür eine Vielzahl flexibler Programme bereit, darunter auch solche, die einige andere Live-CDs nicht mitliefern.[13] Als interaktive Shell kommt die zsh zum Einsatz, alternativ stehen aber auch Bash,[14] ksh und Dash zur Verfügung.

Varianten Bearbeiten

Ehemalige Varianten Bearbeiten

grml-medium Bearbeiten

Von Februar 2008 (Grml 1.1)[15] bis 2011.05 existierte grml-medium, was zwischen der Standardversion und grml-small angesiedelt war. Zwar wird ein X-Server und der Fenstermanager Fluxbox mitgeliefert, aber der Umfang war immer noch kleiner als bei Grml-full. Grml Medium war als ISO-Abbild in der ersten Version kleiner als 200 MB[15] und später ungefähr 210 MB groß.

Aktuelle Varianten Bearbeiten

grml-small Bearbeiten

Grml-small ist ein minimalistisches Rettungssystem, das als ISO-Datei etwa 150 MB groß ist.[7] Es ist gedacht für die Reparatur beschädigter Systeme. Während auf anwendungsorientierte Pakete wie grafische Benutzeroberfläche, Manpages etc. verzichtet wird, enthält grml-small die wichtigsten Dienstprogramme zur Diagnose und Behebung von Netz- und Massenspeicherproblemen. Durch Schnelldekompression steht Software mit ca. 300 MB Originalgröße bei circa 150 MB komprimierter Image-Größe zur Verfügung. Damit passt das System beispielsweise auf kleine 256 MB USB-Speicher (USB-Stick) oder Visitenkarten-CD-ROMs.

grml-full Bearbeiten

Das Standard-Grml hat ab der Version 2012.05 das erste Mal eine eigene Bezeichnung grml-full erhalten. Es ist als ISO-Datei etwa 350 MB groß.[7] Es besitzt alle Features. Es ist eine grafische Oberfläche (Fluxbox) und beispielsweise Firefox (bzw. Iceweasel) installiert.[7] Anstatt drei sind sechs ttys aktiviert.[14] Außerdem sind einige weitere Programme für die Konsole installiert, die auf der abgespeckten Version keinen Platz mehr hatten.[14] Bis zur Version 2011.05 war diese Version noch etwa 700 MB groß; aufgrund der dann eingeführten „grml-96“-Variante, die sowohl die 32- als auch die 64-Bit-Version enthält (32 + 64 = 96), steht für jede der beiden Architekturen nur noch die Hälfte einer CD-ROM zur Verfügung.

Architekturen Bearbeiten

Sowohl grml-small als auch grml-full werden für die Architekturen i686 (32-Bit, IA-32, P6 und neuer sowie einige i586-Prozessoren, etwa Geode) und x86_64 (64-Bit, x64, ab dem Opteron) angeboten.[14] Außerdem gibt es beide Varianten in einer kombinierten (und damit doppelt so großen) Version, die aus beiden Architekturen besteht und beim Booten automatisch erkennt, ob die CPU den 64-Bit-Modus beherrscht und dann das passende System startet.[16] Diese Variante hieß früher "Out for both" und heute grml-96 und wurde zum ersten Mal mit der Version 2011.12 veröffentlicht.[17]

Versionsgeschichte Bearbeiten

Version Datum der Veröffentlichung Bezeichnung
0.1 22. Oktober 2004 OS 04
0.2 10. Januar 2005 Satura
0.3 4. März 2005 Hustenstopper
0.4 15. Mai 2005 Eierspass
0.1-small 5. Juli 2005 Zugschlus
0.5 24. Oktober 2005 Tokolytika
0.6 22. Januar 2006 Winterschlapfn
0.2-small 22. Januar 2006 Corry
0.7 10. April 2006 Bootenschnitzl
0.8 13. August 2006 Funkenzutzler
0.9 6. Dezember 2006 Dioptrienotto
0.3-small 6. Dezember 2006 Zwergenaufstand
1.0 18. Mai 2007 Meilenschwein
0.1-64 18. Mai 2007 LiveShell
0.4-small 18. Mai 2007 Springinkerl
1.1 25. Februar 2008 Skunk
0.2-64 25. Februar 2008 Schwammerlklauber
0.1-medium 25. Februar 2008 Pfuh
0.1-medium-64 25. Februar 2008 Pfuh
2008.11 1. Dezember 2008 Schluchtenscheisser
2009.05 31. Mai 2009 Lackdose-Allergie
2009.10 31. Oktober 2009 Hello-Wien
2010.04 29. April 2010 Grmlmonster
2010.12 31. Dezember 2010 Gebrüder Grml
2011.05 30. Mai 2011 Just Mari[18]
2011.12 23. Dezember 2011 Knecht Rootrecht[19]
2012.05 29. Mai 2012 Ponyhof[20]
2013.02 27. Februar 2013 Grumpy Grinch
2013.09 29. September 2013 Hefeknuddler
2014.03 31. März 2014 Ponywagon
2014.11 18. November 2014 Gschistigschasti
2017.05 31. Mai 2017 Freedatensuppe
2018.12 31. Dezember 2018 Gnackwatschn
2020.06 24. Juni 2020 Ausgehfuahangl
2021.07 26. Juli 2021 JauKerl
2022.11 30. November 2022 MalGuckes
2024.02 28. Februar 2024 Glumpad

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. The Grml Team, auf grml.org, abgerufen am 25. August 2015
  2. Grml - new stable release 2022.11 available. 30. November 2022 (abgerufen am 30. November 2022).
  3. grml – Knoppix-Variante für Sysadmins: Linux-Live-CD setzt auf textbasierte Werkzeuge, golem.de, 11. Januar 2005.
  4. grml.org: Release Notes for Grml 2014.11 – codename Gschistigschasti
  5. grml.org: Release Notes for Grml 2017.05 – codename Freedatensuppe
  6. grml auf DistroWatch
  7. a b c d e Falko Benthin: Software:Distributionen:Debian: Grml 2013.02: Spielverderber als Systemretter, Pro Linux, 28. Februar 2013.
  8. grml-debootstrap Manpage auf grml.org, abgerufen am 31. August 2015
  9. ext3rminator im grml repository (englisch), abgerufen am 25. Juni 2014
  10. extundelete auf sourceforge.net (englisch), abgerufen am 25. Juni 2014
  11. ext3grep auf Google Code (englisch), abgerufen am 25. Juni 2014
  12. Merkblatt Datenrettung unter Ubuntu Datenrettung auf ext3, abgerufen am 25. Juni 2014
  13. Package Repository auf grml.org, abgerufen am 25. August 2015
  14. a b c d Linux Grundlagen: GRML 2013.02, pcwelt.de, 11. Oktober 2013.
  15. a b Software::Distributionen – grml 1.1. Pro Linux, 26. Februar 2008.
  16. Es ist aber auch möglich, auf einer x86_64-CPU explizit das 32-Bit-System zu starten
  17. Rettungs-Linux Grml 2011.12 "Knecht Rootrecht" freigegeben, heise.de, 24. Dezember 2011.
  18. Sebastian Grüner: Rettungssystem: Grml 2011.05 veröffentlicht, golem.de, 30. Mai 2011.
  19. Jens Ihlenfeld: Rettungssystem Grml 2011.12 alias Knecht Rootrecht veröffentlicht, golem.de, 23. Dezember 2011.
  20. Sebastian Grüner: Rettungssystem Grml 2012.05 alias Ponyhof veröffentlicht, golem.de, 30. Mai 2012.