Glucin ist ein künstlicher Süßstoff, der bereits 1893 von Emilio Noelting entdeckt wurde. Chemisch ist es ein Natriumsalz, das aus Steinkohleteer gewonnen wurde, und setzt sich aus verschiedenen Mono- und Disulfonsäuren zusammen, die sich von einem Triazin der Summenformel C19H16N4 ableiten.[1] Die Synthese ist durch Erhitzen von Chrysoidin mit Benzaldehyd, Reinigung und Sulfierung des gewonnenen Triazins mit rauchender Schwefelsäure möglich.[1]

Ähnlich wie bei Saccharin, Cyclamat und Acesulfam ist die Sulfo-Gruppe geschmacksentscheidend.[1] Glucin ist ein leicht bräunliches Pulver mit guter Wasserlöslichkeit. Die Löslichkeit in lipophil-hydrophoben Substanzen wie Äther oder Chloroform ist niedrig. Der Schmelzpunkt liegt bei 223 °C. Oberhalb von 250 °C zersetzt sich Glucin.[2][3] Es existieren verschiedene Nachweismethoden durch Ansäuerung mit Salzsäure, Abkühlung mit Natriumnitritlösung und Versetzen mit alkalischer alpha-Naphthol-Lösung, Resorcin oder Salicylsäure, die jeweils zu rotem oder hellgelbem Farbumschlag führen.[4]

Die Süßkraft liegt bei etwa 100–300 (verglichen zu Saccharose).[4][1] Es besteht geschmackliche Nähe zu Glycyrrhizin.[1]

Noch in den 1930er Jahren wurde selbst mehrwöchiger Genuss als unbedenklich angesehen.[1] Aufgrund der Toxizität wird Glucin bereits seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr eingesetzt.[3][5]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Josef Tillmans: Lehrbuch der Lebensmittel-Chemie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-29961-6, S. 217 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Juli 2019]).
  2. Hilger, Späth, Fischer, Stockmeier, Metzger: Vereinbarungen zur einheitlichen Untersuchung und Beurtheilung von Nahrungs- und Genussmitteln sowie Gebrauchsgegenständen für das Deutsche Reich: Ein Entwurf festgestellt nach den Beschlüssen der auf Anregung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes einberufenen Kommission deutscher Nahrungsmittel-Chemiker. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-99741-9, S. 136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Juli 2019]).
  3. a b J. König: Die Nahrungsmittel, Genußmittel und Gebrauchsgegenstände, ihre Gewinnung, Beschaffenheit und Zusammensetzung. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-49818-3, S. 432 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Juli 2019]).
  4. a b Berl Lunge, D. Aufhäuser, P. Aulich, W. Bachmann, F. Barnstein: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-90839-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Juli 2019]).
  5. A. Beythien, A. Bömer, P. Hasenkamp, A. Juckenack, A. Neufeld: Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Gebrauchsgegenständen: 2. Teil: Die tierischen und pflanzlichen Nahrungsmittel. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-99637-5, S. 815 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Juli 2019]).