Glossus

Muschel-Gattung und Typusgattung der Familie der Zungenmuscheln

Glossus ist eine Muschel-Gattung und Typusgattung der Familie der Zungenmuscheln (Glossidae). Es gibt derzeit (2016) nur noch eine rezente Art, das Ochsenherz. Die große Mehrzahl der Glossus-Arten sind ausgestorben. Die ältesten Arten stammen aus dem Aptium (Unterkreide).[1]

Glossus

Ochsenherz (Glossus humanus), Blick von vorn auf das Gehäuse

Systematik
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Venerida
Überfamilie: Glossoidea
Familie: Zungenmuscheln (Glossidae)
Gattung: Glossus
Wissenschaftlicher Name
Glossus
Poli, 1795

Merkmale

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Die großen, gleichklappigen Gehäuse erreichen eine Größe bis zu 10 cm. Sie sind ungleichseitig, die Wirbel sind etwas zum Vorderende hin versetzt. Der Gesamthabitus ist kugelig, der Querschnitt herzförmig. Die Wirbel sind stark nach eingerollt (orthogyr oder prosogyr), und sehr prominent.

Im heterodonten Schloss sind zwei Kardinalzähne vorhanden sowie ein hinterer Lateralzahn: Gelegentlich sind auch noch rudimentäre vordere Lateralzähne vorhanden. Das Ligament befindet sich extern hinter den Wirbeln und sitzt auf Nymphen. Die Lunula ist eingesenkt.

Die aragonitische Schale ist sehr dickwandig und stabil. Der innere Gehäuserand ist glatt. Die äußere Schalenschicht ist homogen oder besteht aus Kreuzlamellen, die innere Schicht ist komplex-kreuzlamellar. Die zwei Schließmuskeln sind annähernd gleich groß. Die Mantellinie ist ganzrandig und nicht eingebuchtet. Es sind keine Siphonen ausgebildet. Der Fuß ist beilförmig und besitzt einen Byssus.

Geographische Verbreitung und Lebensraum

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Die Arten der Gattung Glossus sind bzw. waren weltweit verbreitet. Die ältesten Formen stammen aus dem Aptium (Unterkreide).

Taxonomie

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Die Gattung Glossus wurde 1795 von Giuseppe Saverio Poli aufgestellt.[2] Es ist die Typusgattung der Familie der Zungenmuscheln (Glossidae). Im Gegensatz zu den Aussagen von manchen Autoren ist die Gattung nicht monotypisch. Derzeit wird aber nur eine rezente Art als gültiges Taxon anerkannt. Isocardia ist ein jüngeres Synonym von Glossus. Die Worldwide Mollusc Species Database listet, neben der einzigen rezenten Art folgende ausgestorbene Arten auf:[3]

Die Gattung wird im Treatise (von 1969) in sieben Untergattungen aufgeteilt:

  • Glossus (Glossus) Poli, 1795 (die Nominatuntergattung)
  • Glossus (Aralocardia) Vyalov, 1937 (Typusart: Isocardia eichwaldiana Romanovsky, 1890) (wird weiterhin als Untergattung von Glossus angesehen[6])
  • Glossus (Cytherocardia) Sacco, 1900 (Typusart: Isocardia cytheroides Mayer, 1868) (wird heute als eigenständige Gattung zur Familie Vesicomyidae gestellt[7])
  • Glossus (Meiocardia) H. Adams & A. Adams, 1857 (ist heute eine selbständige Gattung in der Familie Glossidae)
  • Glossus (Miocardiella) Sacco, 1904 (Typusart: Miocardiella taurinensis Sacco, 1904) (systematische Stellung unklar, ist seit 1969 nicht mehr beschrieben worden)
  • Glossus (Miocardiopsis) Glibert, 1936 (Typusart: Anisocardia eocaenica Bayan, 1873) (ist heute eine eigenständige Gattung innerhalb der Glossidae[8]) und
  • Glossus (Sulcocardia) Rovereto, 1898 (Typusart: Isocardia justinensis Mayer, 1893) (gehört nicht zur Familie Glossidae[7]).

Literatur

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  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997, ISBN 3-8001-7332-8 (S. 132)
  • Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Mollusca, 6, Part N, Bivalvia 2. XXXVIII S., S.N491-951, New York, 1969 (S.N657/8).
  • Fritz Nordsieck: Die europäischen Meeresmuscheln (Bivalvia). Vom Eismeer bis Kapverden, Mittelmeer und Schwarzes Meer. 256 S., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1969 (S. 75)
  • Guido Poppe und Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3-925919-10-4 (S. 119)

Einzelnachweise

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  1. Yasuo Kondo, Shin-ichi Sano: Origination of extant heteroconch families: Ecological and environmental patterns in post-Paleozoic bivalve diversification. Palaeontological Research, 13: 39–44, Tokyo 2009 doi:10.2517/1342-8144-13.1.039
  2. Giuseppe Saverio Poli: Testacea vtrivsqve Siciliae eorvmqve historia et anatome tabvlis aeneis illvstrata. Tomvs secvndvs. S. 75–264, I-XLIX (1-49), Taf. XIX-XXXIX (= 19-39). Parmae/Parma, Regio Typographeia, 1795 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 112).
  3. World wide Mollusc Species Database: Family Glossidae
  4. a b Jacques Herman, Robert Marquet: Le Miocène du Deurganckdok à Doel. Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique/Koninklijk Belgisch Instituut voor Natuurwetenschappen, Memoirs, 54: 1-55, Brüssel 2007 PDF
  5. Natural History Museum Rotterdam: Glossus lunulatus (Nyst, 1835)
  6. Roderic Bosboom, Oleg Mandic, Guillaume Dupont-Nivet, Jean-Noe L. Proust, Cholponek Ormukov, Jovid Aminov: Late Eocene palaeogeography of the proto-Paratethys Sea in Central Asia (NW China, southern Kyrgyzstan and SW Tajikistan). In: Brunet, M.-F., McCann, T. & Sobel, E. R. (Hrsg.): Geological Evolution of Central Asian Basins and the Western Tien Shan Range. . Geological Society, London, Special Publications, 427, 2015 PDF (ResearchGate)
  7. a b Ronald Janssen, Elena M. Krylova: Bivalves of the family Vesicomyidae from the Neogene Mediterranean basin (Bivalvia: Vesicomyidae). Archiv für Molluskenkunde: International Journal of Malacology, 141 (1): 87-113, 2012 Kurzfassung
  8. A. A. Berezovsky: The representatives of the genus Miocardiopsis (Bivalvia) in the Middle Eocene of the Kryvyi Rih basin. Geologo - mineralogičnij visnik, 2007: 12-19, 2007 (In Ukrainisch) PDF (Memento des Originals vom 26. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/knu.edu.ua