Die Überlandstrassenbahn Gland–Begnins (GB) (französisch Chemin de fer électrique Gland–Begnins) war eine elektrische Strassenbahn im Schweizer Kanton Waadt. Die Bahn verband Gland am Nordwestufer des Genfersees über Vich mit Begnins. Die 3,7 km lange Strecke war eine der kürzesten Meterspurbahnen im öffentlichen Personenverkehr in der Schweiz.[1]

Gland–Begnins
Triebwagen Nr. 1 in Vich VD
Triebwagen Nr. 1 in Vich VD
Strecke der Gland–Begnins
Streckenlänge:3,727 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 60 
Minimaler Radius:40 m
Höchstgeschwindigkeit:30 km/h
Betreiber: Chemin de fer électrique
Gland–Begnins
Eröffnung: 13. Juni 1906
Stilllegung: 22. Mai 1954
von Lausanne
Gland SBB nach Genf
0.000 Gland 415 m ü. M.
Güterschuppen
Depot 420 m ü. M.
0.73 Gland-Village 428 m ü. M.
2.03 Vich 458 m ü. M.
2.60 Moulin-du-Creux
3.05 Chemin de Martheray
Remise
10.528 Begnins 541 m ü. M.

Geschichte Bearbeiten

Zahlreiche Strassen- und Lokalbahnen entstanden am Ufer des Genfersees, nachdem 1858 die Hauptstrecke der Jura-Simplon-Bahn zwischen Lausanne und Genf in Betrieb genommen worden war. Damit sollten die Ortschaften am Fusse des Juragebirges abseits des Ufers durch den Schienenverkehr erschlossen werden. So beispielsweise die Nyon-Saint-Cergue-Morez-Bahn (NStCM), Überlandstrassenbahn Rolle–Gimel (RG), die Überlandstrassenbahn Allaman–Aubonne–Gimel (AAG) und die Bière-Apples-Morges-Bahn (BAM).

Die elektrische Strassenbahn Gland–Begnins wurde am 18. Juni 1906 eröffnet. Sie verband das Weinbaudorf Begnins mit dem Bahnhof Gland an der SBB-Hauptstrecke.

Das meterspurige Trassee war überwiegend auf der Landstrasse angelegt worden. Es begann am Bahnhof Gland an der Hauptstrecke und führte durch das Dorf, dann in einer beachtlichen Steigung über Vich hinauf zum Städtchen Begnins, wo es nach 3,7 Kilometern mitten im Ort auf der Place de l’Écu Vaudois endete. Die Strecke war mit Gleichstrom von 750 Volt Spannung elektrifiziert.

Obwohl auch ein bescheidener Güterverkehr bedient wurde, diente die Bahn eher als Strassenbahn. Sie stellte fast auf jeden SBB-Zug einen Anschluss her. Mit der Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg lohnte sich die Erneuerung der Bahn nicht mehr, sodass sie am 23. Mai 1954 eingestellt und durch einen Busbetrieb ersetzt wurde.[2]

Rollmaterial Bearbeiten

Die Bahn hatte zwei Triebwagen, die von MAN in Augsburg gebaut worden waren und eine elektrische Ausrüstung von Rieter aus Winterthur hatten. Dazu kamen ein Anhänger von ACMV aus Vevey und zwei Güterwagen, ebenfalls von MAN. Der Postwagen stammte von der Wagon-Fabrik Schlieren. Nach Betriebseinstellung wurden alle Fahrzeuge abgebrochen.[3]

 
Motorwagen Nr. 1 in Gland


Typ Baujahr Hersteller Nummern Länge Gewicht Leistung Plätze Fahrzeugtyp
Ce 2/2 1906 MAN, Rieter 1 und 2 10,10 m 11 t 120 PS 24 Strassenbahntriebwagen
C 1892 ACMV 11 8,7 m 5 t 15 Strassenbahnanhänger
K 1906 MAN 3 5,8 m 5 t Gedeckter Güterwagen
L 1906 MAN 4 5,8 m 4 t Offener Güterwagen
Z 1912 SWS 21 3,5 m 2 t Postwagen

Literatur Bearbeiten

  • Gustav Röhr, Hans Schweers, Henning Wall: Schmalspurparadies Schweiz. Band 1, Aachen 1986, ISBN 3-921679-38-9.
  • Michel Grandguillaume, Jean Paillard, Jean-Louis Rochaix, Gérald Hadorn: Les Tramways vaudois. BVA (Bureau vaudois d’adresses), Lausanne 1979, ISBN 2-88125-001-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gland–Begnins – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Les Chemins de fer suisses. In: Schweizer Hotel-Revue. Band 18, Nr. 35, 1909.
  2. Jürg Ehrbar: Chemin de fer électrique Gland–Begnins. In: Eingestellte Bahnen der Schweiz. Abgerufen am 27. Januar 2020.
  3. Sie fragen – wir antworten. In: Eisenbahn Amateur. Nr. 3, 1956, S. 88.