Giovanni Antonio Lecchi

italienischer Mathematiker und Jesuit

Giovanni Antonio Lecchi (* 17. November 1702 in Mailand; † 24. August 1776 ebenda) war ein Mathematiker, Physiker und Jesuit.

Giovanni Antonio Lecchi

Leben Bearbeiten

Lecchi trat, nachdem er am Collegium der Brera, dessen Leitung der Gesellschaft Jesu anvertraut war, die Humanitätsklassen beendet hatte, in den Orden der genannten Gesellschaft und widmete sich fast ausschließlich dem Studium der exakten Wissenschaften. Nachdem er im Orden seinen eigenen Bildungsgang vollendet, trat er im Lehramte in Verwendung und trug schöne Wissenschaften zuerst zu Vercelli, dann zu Pavia, später die Rhetorik und Philosophie in Mailand vor, bis endlich sein langgenährter Wunsch in Erfüllung ging und er als Professor der Mathematik an die Universität Pavia geschickt wurde. Die Lehre von der Wasserkraft (technisch die Hydrodynamik) war Lecchi’s Lieblingsgegenstand und kaum wurde irgendwo eine in dieses Gebiet einschlägige Frage aufgeworfen oder ihre praktische Anwendbarkeit berathen, ohne dass Lecchi zu den Verhandlungen zugezogen worden wäre. Als es sich z. B. um die Regulierung des Reno handelte, eines in Toskana durchfließenden Nebenflusses des Po, der namentlich in den Gegenden von Bologna und Ferrara große Verwüstungen anstellte, da verlangte Papst Clemens XIII. ausdrücklich den Padre Lecchi und übertrug ihm eine Arbeit, welche jeder andere Wasserbaukünstler zu übernehmen abgelehnt hatte. Sechs Jahre leitete Lecchi persönlich diese Arbeiten, die auch nach seinem Tode, aber nach seinen Plänen und Zeichnungen fortgesetzt wurden. Zu anderen ähnlichen Arbeiten beriefen ihn auch Francesco III. d’Este, Herzog von Modena, Erzherzog Ferdinand, der damalige Statthalter in der Lombardei, und selbst nach Wien die Kaiserin Maria Theresia, die ihn zum kaiserlichen Mathematiker und Hidraulicus ernannte und ihm einen besonderen Jahrgehalt aussetzte. Nachdem die Gesellschaft Jesu aufgehoben worden war, zog sich Lecchi ins Privatleben zurück und lebte im eigenen Hause seinen wissenschaftlichen Arbeiten, denen ihn im Alter von 74 Jahren der Tod entriss.

Werke Bearbeiten

Seine Abhandlung über die schiffbaren Kanäle und seine Hydrostatik sind zwei von der Wissenschaft als Musterwerke bezeichnete Arbeiten. Seine Schriften sind in chronologischer Folge, teils in lateinischer, teils in italienischer Sprache:

  • „Theoria lucis, opticam, perspectivam, dioptricam complectens“ (Mediolani 1739);
  • „Descriptio apparatus quem in funere Caroli VI. Imper. instituendum curavit R. Canonicorum a Scala collegium. Accedit laudatio funebris habita in universitate etc. etc.“ (ebd. 1741, Fol.);
  • „Avvertenze contraposte alla storia del probabilismo“ (Einsedleni 1744);
  • „Arithmetica universalis Isaaci Newtoni, sive de compositione et resolutione Arithmeticae perpetuis commentariis illustrata et aucta“ (Mediolani 1753);
  • „Elementa geometriae theoricae et practicae“, Volumi duo (ebd. 1754);
  • „Elementa trigonometriae teorico-practicae planae et sphericae“ (ebd. 1756);
  • „De sectionibus conicis“ (ebd. 1758);
  • „Idrostatica esaminata ne’ suoi principii ecc. ecc.“ (ebd. 1765, 4°.);
  • „Relazione della visita alle terre danneggiate dall’ acque di Bologna“ (Roma 1764, 4°.);
  • „Memorie idrostatiche, istoriche“, Volumi duo (Modena 1773, 4°.);
  • „Trattato dei canali navigabili“ (Milano 1776, 4°.). Von diesem Hauptwerke Lecchi’s, das er mit einer Geschichte der Schiffahrtscanäle einleitet, erschien 1824 eine zweite Auflage in der von Silvestri in Mailand herausgegebenen „Biblioteca scelta d’opere italiane antiche e moderne“, in welcher es den 140. Band bildet.

Literatur Bearbeiten

  • Tipaldo (Emilio), Biografia degli Italiani illustri nelle scienze ecc. ecc. (Venezia 1837, gr. 8°.) Tomo V, p. 160.
  • Ferrari (Guido), Opere, im 6. Bande.
  • Caballero (J. d.), Supplementum Bibliothecae Soc. Jesu.
  • Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1858, J. A. Barth, gr. 8°.) Sp. 1400.
  • Leidenfrost (Karl Florentin Dr.), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, Voigt, 8°.) Bd. III, S. 391.
  • Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXX, p. 183.
  • Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, Abthlg. 1, S. 1287 [nennt ihn fälschlich Angiolo Antonio statt Johann Anton (Gianantonio), wie er in der That hieß].
  • Elena Brambilla: Lecchi, Giovanni Antonio. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 64: Latilla–Levi Montalcini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2005.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Giovanni Antonio Lecchi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien