Juri Borissowitsch Rumer

russischer Physiker
(Weitergeleitet von Georg Rumer)

Juri Borissowitsch Rumer (russisch Юрий Борисович Румер, im Westen auch als Georg Rumer bekannt; * 28. April 1901 in Moskau; † 1. Februar 1985) war ein sowjetischer theoretischer Physiker.

Rumer studierte an der Lomonossow-Universität. Er war 1927 bis 1932 bei Max Born an der Universität Göttingen, wo er unter anderem mit Edward Teller, Hermann Weyl und Walter Heitler und Born zusammenarbeitete (hauptsächlich über die Quantentheorie chemischer Bindungen). In dieser Zeit traf er auch mehrfach Albert Einstein in Berlin. Ab 1934 arbeitete er unter Igor Tamm am Physikalischen Institut der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften (FIAN) in Moskau. Er war danach am Institut für Physik und Technologie in Charkow, wo er mit Lew Landau zusammenarbeitete, mit dem er befreundet war. 1938 wurde er im Rahmen der „Großen Säuberungen“ wie auch Landau und dessen Freund Korets verhaftet (nachdem die drei ein antistalinistisches Flugblatt verfassten), war lange im Gefängnis, arbeitete ab 1944 am sowjetischen Atombombenprojekt (in einem geheimen Spezialgefängnis, einer Scharaschka, bei Suchumi[1]) und musste dann fünf Jahre ins Exil im sibirischen Distrikt Jenisseisk, wo er an einem Lehrerseminar unterrichtete. In der Chruschtschow-Ära wurde er rehabilitiert.

Er war Direktor des 1962 gegründeten Instituts für Radiophysik und Elektronik in Nowosibirsk, wo damals Laserforschung betrieben wurde.[2] Außerdem war er Professor an der Staatlichen Universität Nowosibirsk. Später war er Forscher am Budker-Institut für Kernphysik in Nowosibirsk.[3]

In seinen Anfangsjahren in Westeuropa befasste er sich unter anderem mit Allgemeiner Relativitätstheorie[4], Anwendungen der Quantentheorie in der Chemie[5], Kosmischer Höhenstrahlung[6], Schallabsorption in Festkörpern[7], Theorie des Hilbertraums[8] und Quantenelektrodynamik[9].

Mit Landau verfasste er ein populärwissenschaftliches Buch über Relativitätstheorie, das auch unter anderem ins Deutsche und Englische (1960) übersetzt wurde. Er arbeitete auch über Allgemeine Relativitätstheorie und schrieb Aufsätze und ein russisches Buch über die fünfdimensionale Kaluza-Klein-Theorie (erschienen 1956), als er noch im Exil in Sibirien war.

In Nowosibirsk zählte Edward Shuryak zu seinen Schülern.

Schriften

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  • mit Landau: Was ist die Relativitätstheorie. 13. Auflage. Teubner, 1989.

Literatur

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  • Witali Ginsburg u. a.: Nachruf in Sov. Phys. Uspekhi. Band 29. 1986, S. 212.
  • Ilja Ginsburg, Michail Michailow (Rumer), Pokrowski: Yurii Borisovich Rumer (on the 100th anniversary of its birthday). In: Phys. Uspekhi. Band 44. 2001, S. 1075–1081 (im Anhang berichtet Rumer über seine Begegnung mit Einstein, S. 1082, aus Bandaufzeichnungen von Interviews 1962 von Livanova).
  • Anna Livanova: Physiker über Physiker. (russisch). Moskau 1968 (Rumer berichtet über seine Begegnung mit Einstein).
  • Margarita Ryutova-Kemoklidze: The quantum generation – highlights and tragedies of the golden age of physics. Springer 1994 (Biographie von Rumer).
  • People and things (Yurii Borisovich Rumer). CERN courier, Band 21. 1981, Nr. 5, S. 210.
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Einzelnachweise

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  1. Thomas Bührke: Die Verfolgten - Geniale und geächtete Wissenschaftler von Giordano Bruno bis Alan Turing. Klett-Cotta, 2022, ISBN 978-3-608-11936-7, S. 108, 112 (im Gegensatz zum Text hier Arbeit an der Flugzeugentwicklung).
  2. Geschichte des Instituts für Laserphysik, Nowosibirsk (Memento vom 30. September 2017 im Internet Archive)
  3. Kurzbiografie in McLerran The life and times of Edward Shuryak
  4. Rumer Über eine Erweiterung der allgemeinen Relativitätstheorie, Nachr.Akad. Wiss. Göttingen 1929, S. 92–99 (über die fündimensionale Erweiterung von Theodor Kaluza), Rumer Zur allgemeinen Relativitätstheorie, Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1931, S. 148–165
  5. Rumer, Heitler Quantenchemie mehratomiger Moleküle, Nachr.Akad. Wiss. Göttingen 1931, S. 277–284, Rumer, Heitler Quantentheorie der chemischen Bindung für mehratomige Moleküle, Zeitschrift für Physik, Band 68, 1931, S. 12–41, Rumer, Teller, Weyl Eine für die Valenztheorie geeignete Basis binärer Vektorinvarianten, Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1931, S. 498–504, Rumer Zur Theorie der Spinvalenz, Nachr. Akad. Wiss. Göttingen 1932, S. 337–341
  6. Lew Landau, Rumer, Production of showers by heavy particles, Nature, Band 140, 1937, S. 682 und The cascade theory of electronic showers, Proc. of the Royal Soc. London. Ser. A. Band 166, 1938, S. 213–228
  7. Landau, Rumer Uber Schallabsorption in festen Körpern, Physikalische Zeitschrift der Sowjetunion, 1937, Bd. 11, S. 18–25
  8. Rumer General transformation in hilbertian space, Nature, Bd. 130, 1932, S. 967, Rumer On the invariance in Hilbert Space, Physikalische Zeitschrift der Sowjetunion, Band 2, 1932, S. 281
  9. Rumer Zur Wellentheorie des Lichtquants, Z. Phys., Bd. 65, 1930, S. 244–252, Rumer, Max Born Ansätze zur Quantenelektrodynamik, Z. Phys., Bd. 69, 1931, S. 141–152, Rumer Der gegenwärtigen Stand der Diracschen Theorie des Elektrons, Z. Phys., Bd. 32, 1931, S. 601–622, Rumer Über die Nullpunktsenergie des Hohlraums, Z. Phys., Bd. 69, 1931, S. 664–665.