Günter zur Nieden

Architekt und Künstler

Günter zur Nieden (* 1944) ist ein deutscher Architekt und Künstler. Seine Arbeitsbereiche sind ökologische Architektur und Lehmbau. Er trug zur Rehabilitation des Lehmbaus in Deutschland bei, war Mitgründer des Dachverbandes Lehm 1992, Mitverfasser der neuen Lehmbaunormen und publizierte zu ökologischer Architektur. Er ist tätig mit gesellschaftlichen Beiträgen zur Stadtentwicklung und Kunst im öffentlichen Raum.

Familie Bearbeiten

Günter zur Nieden wurde 1944 geboren als Sohn von Annemarie zur Nieden geb. Lange und Helmut zur Nieden, Bundesbahnbaudirektor in Lübeck, ist Enkel von Alfred zur Niedenund Großneffe des Wilhelm zur Nieden. Er wuchs in den kriegszerstörten Städten Kassel und Köln auf.

Er ist verheiratet mit der Architektin Monika Remann und hat drei Kinder.

Werdegang Bearbeiten

Nach Abitur 1965 an der Großen Schule Wolfenbüttel begann er 1967das Architekturstudium an der Technischen Universität Berlin, die Diplomarbeit 1972 verfasste er über Flexible Fertigungssysteme. 1972 folgte ein Studienaufenthalt in Japan bei Ōbayashi-gumi.

Von 1977 bis 1979 absolvierte er eine Ausbildung zum Betonbauer und Zimmermann. 1998–1999 studierte er an der Free International University in Hamburg.

Arbeiten als Architekt Bearbeiten

Zur Nieden war 1972 angestellt im Architekturbüro von Dietrich Garski und war dort als Mitglied der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden Betriebsrat und Bauleiter beim Bau der Mittelstufenzentren. Er engagierte sich gegen die Fehlplanung. Es folgte eine Arbeit am ICC Brückenbauwerk als freier Mitarbeiter bei den Berliner Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte (ICC Brückenbauwerk). 1980 arbeitete er als Zimmermann in der Fachwerksanierung und im Holzskelettbau bei der Zimmerei Josef Feser, Rieden. Von 1980 bis 1985 gab er Unterricht für Bauhandwerker an der Berufsfachschule in Lübeck.

Ab 1981 arbeitete er drei Jahrzehnte als freier Architekt mit dem Architekturbüros AwerK[1] in Lübeck im Arbeitsfeld ökologisches Bauen.

Von 1983 bis 1989 war er Dozent für Lehmbau am Forschungslabor für experimentelles Bauen[2] an der Universität Kassel. Zwischen 1987 und 1995 folgten weitere Dozenturen für Baustoffkunde an der Fachhochschule Lübeck und für Lehmbau an der Handwerkskammer Lüneburg und der Fachschule für Denkmalpflege auf Schloss Raesfeld.

1995 entwickelte er den Schüttstoffs Holzleichtlehm, diese Arbeit wurde prämiert mit dem Preis für Ökologisches Bauen Schleswig-Holstein.

2002 veröffentlichte er das Buchs „Neue Lehm-Häuser international“ zusammen mit Christof Ziegert.[3][4]

Bauten Bearbeiten

  • Ganghauszeile Adlergang, Ostseite, in der Lübecker Altstadt, Sanierung zusammen mit Architektin Monika Remann
  • artefact in Glücksburg (Ostsee) – Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit[5] Kuppel- und Schalenkonstruktion in Lehmbauweise
  • Naturbauhaus Bliesdorf – erstes Haus in Schleswig-Holstein aus Naturbaustoffen
  • Lehmturm Kampnagel – Experimentalbau aus Stampflehm[6][7]
  • Backhaus Grönwohld – Rekonstruktion in historischer Bauweise[8]
  • Lehmhaus Garten Wangelin – Stampflehm- und Ständerbauweise[9][10]
  • Sozialer Wohnungsbau Blessensahl in Lübeck-Kücknitz - Holztafelbauweise, Lehmbauteile, Solardächer[11][12][13][14]
  • Ökologische Siedlung Braamwisch[15] in Hamburg - Typenbauweise in Holz, Kfw 60 Standard (1997), Solardächer
  • Ofenskulptur Haus Hiss[16]

Entwürfe Bearbeiten

Preise Bearbeiten

  • Förderpreis für Ökologisches Bauen[18] und für die Entwicklung des Baustoffs Holzleichtlehm[19]
  • Holzbaupreis Norddeutschland 1998 (Projekt Blessensahl)[11][14]
  • BDA-Preis Nord 1999
  • European award for Earth-Architecture (Lehmhaus Garten Wangelin)[20]

Verbandsarbeit Bearbeiten

  • Maßgeblicher Mitgründer des Dachverbands Lehm 1992
  • Mitautor der neuen Lehmbaunormen
  • Mitgliedschaften im Dachverband Lehm DVL (1972), im Bund Architektur und Umwelt BAU (1974), im Bund Deutscher Architekten BDA (1998), im Brandenburgischen Kunstverein BKV (2015)

Arbeiten als Künstler Bearbeiten

Malerei Bearbeiten

Arbeiten in figurativer Malerei[21][22]; Ausstellungsliste

Arbeiten im öffentlichen Raum Bearbeiten

Skulpturen Bearbeiten

  • Skulpturengruppe »Familienaufstellung« 2016[27]

Gesellschaftliche Arbeiten Bearbeiten

  • Stadtforum Potsdam : 'Zum Ort der Garnisonkirche Potsdam' Zur Stadtentwicklung in Potsdam 'Potsdamer Mitte neu denken' 2016[28][29]

Literatur, Schriften, Veröffentlichungen Bearbeiten

  • mit C. Ziegert, 'Neue Lehmhäuser International'- Projektbeispiele, Konstruktion, Details ; Bauwerk-Verlag, Berlin 2002, ISBN 978-3-934369-11-5
  • Aufsätze über Stampflehm, Lehmputz, Lehmfußböden, Prüfmethoden in Zeitschrift 'Bauen mit Lehm : aktuelle Berichte aus Praxis und Forschung', Hrsg. G. Minke, Heft 1-6, Ökobuch-Verl., Staufen, Heft 1 - 6., 1984–1987
  • Artikel in Arch+ 80 'Ökologische Baustoffwahl[30]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. AwerK Markierungsarbeiten,Stadtsichten,figuerliche Malerei,Guenter zur Nieden Berlin. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  2. Von Kassel um die Welt: Experimentelles Bauen. Abgerufen am 23. Februar 2023 (deutsch).
  3. Verleihung der Honorarprofessur „Bauen und Erhalten mit Lehm“ an Dr. Christof Ziegert! - Nutzerforum – Dachverband Lehm e.V. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
  4. Günter zur Nieden, Christof Ziegert: Neue Lehm-Häuser international. 1. Auflage. Bauwerk, Berlin 2002, ISBN 978-3-934369-11-5.
  5. Artefact Glücksburg. awerk.com, abgerufen am 19. September 2022.
  6. Lehmbauaustellung Kampnagel 1986. awerk.com, abgerufen am 14. März 2022.
  7. Wolfgang Wagener: Lehmbau: Mehr Heilerde als Baustoff. Lehmbausstellung Kampnagel Hamburg 1986. In: Nikolaus Kuhnert (Hrsg.): Archi+-Baumarkt. Nr. 87. ARCH+ Verlag GmbH, Aachen 1. November 1986 (Online).
  8. Backhaus Grönwohld - Rekonstruktion. backhaus-groenwohld.de, abgerufen am 14. März 2022.
  9. Lehmhaus Garten Wangelin. dachverband-lehm.de, abgerufen am 15. März 2022.
  10. Günter zur Nieden: Lehmhaus Wangelin - Projektblatt. awerk.com, abgerufen am 15. März 2022.
  11. a b Pilotprojekt Ökologischer Wohnungsbau Lübeck-Blessensahl. In: Webdatenbank nachhaltiger Siedlungen und Quartiere. sdg21.eu, 21. August 2016, abgerufen am 17. März 2022.
  12. Wohnanlage Blessensahl Lübeck. sdg21.eu, abgerufen am 15. März 2022.
  13. Ökologischer Wohnungsbau Lübeck. In: Dachverband Lehm Bauwerke. dachverband-lehm.de, abgerufen am 15. März 2022.
  14. a b Pilotprojekt: Ökologischer Wohnungsbau in Schleswig-Holstein (Memento vom 7. November 2013 im Internet Archive), auf bayou-holz.de
  15. Braamwisch eG | sdg21. Abgerufen am 10. Oktober 2022 (deutsch).
  16. Ofenskulptur Haus Hiss. awerk.com, abgerufen am 15. März 2022.
  17. Günter zur Nieden: Mahnzeichen | Ein Vorschlag für den Ort der Garnisonkirche. In: Zeitschrift Friedrich. Nr. 10, 2016, S. 21 (Online).
  18. Urkunde, Bild auf upload.wikimedia.org
  19. Urkunde, Bild auf upload.wikimedia.org
  20. Wangeliner Garden’s House in Buchberg (Mecklenburg - Vorpommern). (PDF) blog.sy-sy.cz, abgerufen am 19. September 2022., in Outstanding Earthen Architecture in Europe Award 2011, S. 31
  21. awerk - BILDER. awerk.com, abgerufen am 17. März 2022.
  22. Günter zur Nieden. Galerie Bildmitte, abgerufen am 19. September 2022.
  23. 'Markierungsarbeiten'. awerk.com, abgerufen am 17. März 2022.
  24. 'ZEITSPRÜNGE'. awerk.com, abgerufen am 19. September 2022.
  25. Flucht 1945 / 2014. awerk.com, abgerufen am 17. März 2022.
  26. FLUCHT → 12 Portraits → Europa 2014→ Deutschland 1945. 2014.48-stunden-neukoelln.de, abgerufen am 19. September 2022.
  27. Skulpturengruppe FAMILIENAUFSTELLUNG. awerk.com, abgerufen am 15. März 2022.
  28. Günter zur Nieden: Beitrag Günter zur Nieden (Architekt/Künstler, Potsdam/Berlin) | Den Ort neu denken! Beispiele für einen Umdenkungsprozess beim Thema Garnisonkirche. In: Günter Schlusche (Hrsg.): Stadtforum Potsdam. 2014 (potsdam.de [PDF]).
  29. Sarah Kugler: Diskussion um Potsdams Mitte: Für ein Stadtbild mit Kontrasten. tagesspiegel.de, 22. Juni 2015, abgerufen am 19. September 2022.
  30. Günter zur Nieden: Ökologische Baustoffwahl. Arch+, abgerufen am 19. September 2022.