Fritz Tejessy

deutsch-österreichischer Journalist und Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen

Fritz Tejessy (* 6. Dezember 1895 in Brünn, Österreich-Ungarn; † 6. Mai 1964 in Bonn) war ein deutsch-österreichischer, sozialdemokratischer Journalist, Ministerialbeamter und Verfassungsschützer in Preußen sowie in Nordrhein-Westfalen.

Tejessy war der Sohn eines jüdischen Kaufmanns und diente im Ersten Weltkrieg als Offizier in der k.u.k. Armee. In der Weimarer Republik war er ein Redakteur des Kasseler Volksblatts, in dem er den späteren NS-Juristen Roland Freisler bekämpfte. Von 1926 bis zum Preußenschlag 1932 leitete er als Ministerialdirektor unter dem Innenminister Albert Grzesinski (SPD) das Personalreferat der Politischen Polizei in Preußen, wurde dann aber durch Reichskanzler Franz von Papen in den Ruhestand versetzt. Seine Aufgabe war es bis dahin, die Unterwanderung der Polizei in Preußen durch die Nationalsozialisten zu verhindern. 1933 emigrierte er in die Tschechoslowakei, wo er von 1936 bis 1938 der DSAP-Referent für die Slowakei wurde, 1938 nach Schweden, 1941 weiter über die UdSSR in die USA, wo er in New Hampshire als Wollweber arbeitete. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück.

Unter NRW-Innenminister Walter Menzel leitete Tejessy ab Dezember 1949 die Informationsstelle in Düsseldorf, die einen bundesdeutschen Geheimdienst vorbereiten sollte, wenn die SPD die Bundestagswahl 1949 gewonnen hätte. Wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft warf er den Abwehrmann Richard Gerken heraus, der trotzdem im bundesdeutschen Verfassungsschutz eine hohe Position erreichte. Aus dem Informationsamt wurde das Landesamt für Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen, das Tejessy als Ministerialdirigent bis Ende 1960 leitete. Er war ein Gegner aller Zentralisierungsversuche im bundesdeutschen Geheimdienst, worin er eine Gefahr für die junge Demokratie sah. Damit war er in Distanz zum Bundesverfassungsschutz. Auch sah er die Gefahr von rechts nicht weniger als die von links, was der Mentalität auf Bundesebene widersprach.

Literatur

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  • Wolfgang Buschfort: Fritz Tejessy (1895–1964). Verfassungsschützer aus Überzeugung. In: Armin Wagner, Dieter Krüger (Hrsg.): Konspiration als Beruf: Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg. Ch. Links, Berlin 2003, S. 111–131.
  • Wolfgang Buschfort: Fritz Tejessy. In: Die Verschworenen. Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg. Berolina, Berlin 2013.
  • Verfassungsschutz: Wer die schwarzen Listen hat. In: Der Spiegel. 9. März 1950.
  • Tejessy, Fritz, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 757
  • Tejessy, Fritz, in: Leopold Grünwald: In der Fremde für die Heimat: sudetendeutsches Exil in Ost und West. München : Fides, 1982, S. 173
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