Friedhelm Beiner

deutscher Erziehungswissenschaftler

Friedhelm Beiner (* 25. Januar 1939 in Lemgo) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und emeritierter Professor der Bergischen Universität Wuppertal.

Biografie Bearbeiten

Beiner absolvierte nach einer Berufsausbildung, einem Ingenieurstudium und kurzer Tätigkeit in der Industrie ein Studium zum Lehramt für berufsbildende Schulen an der Technischen Hochschule Aachen (1969: Erste Staatsprüfung), promovierte anschließend in den Fächern Pädagogik, Psychologie und Soziologie (Dissertation in Pädagogik).[1] Dort war er als Assistent und Akademischer Oberrat[2] am Pädagogischen Institut tätig. Wegen mehrerer – auch fachübergreifender – Publikationen erhielt er an der TH Aachen 1974 den Ruf zur professoralen Leitung eines hochschuldidaktischen Zentrums,[3] den er 1975 zugunsten einer ordentlichen Professur für Erziehungswissenschaft an der damaligen Gesamthochschule Wuppertal ausschlug.[4] In Wuppertal lehrte und forschte er von 1975 bis zu seiner Emeritierung 2004. Er war Dekan seines Fachbereiches,[5] stellvertretender Leiter des Staatlichen Prüfungsamtes für die Lehrämter,[6] Beiratsvorsitzender des Medienzentrums, Leiter des Arbeitskreises Lehrerbildung und Gutachter für zwei Studienstiftungen.

Seine Arbeitsschwerpunkte sind Allgemeine Didaktik/Unterrichtswissenschaft, die Erinnerungskultur 3. Reich: Holocaust, Adolf Reichwein,[7] Leben und Werk Janusz Korczaks sowie die Rekonstruktion der Pädagogik Korczaks.

Für viele Jahre war er erster Vorsitzender der Deutschen und Vizepräsident der Internationalen Korczak-Gesellschaft. Im Sinne von oral history arbeitete er mit noch lebenden Zeitzeugen und den Nachlassforschern Korczaks – vor allem in Polen – zusammen. „Prof. Beiner ist international anerkannter Experte für Leben und Werk des polnisch-jüdischen Kinderarztes, Erziehers und Poeten Janusz Korczak“, hieß es 2011 in einer Pressemitteilung der Universität Wuppertal.[8]

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Individualisierung im Programmierten Unterricht (PU) und Computer-Unterstützten Unterricht (CUU). Pädagogischer Verlag Schwann Düsseldorf 1972 ISBN 3-7895-0167-0.
  • Heterogene Gleichgewichte. Ein Studienprogramm zur Einführung in die Konstitutionslehre der Metallkunde, mit Jörn Hansen. De Gruyter Berlin 1974 ISBN 9783110048292.
  • Janusz Korczak – Zeugnisse einer lebendigen Pädagogik. Korczak-Kolloquium. Vierzig Jahre nach seinem Tod (Hg.) (Erstes Wuppertaler Korczak-Kolloquium). Agentur Dieck Heinsberg 1982 ISBN 3-88852-106-8.
  • Der Holocaust – Familie und gesellschaftliche Folgen – Aufarbeitung in Wissenschaft und Erziehung? mit Dan Bar-On / Manfred Brusten. Uni-Druck Wuppertal 1988.
  • Was Kindern zusteht. Janusz Korczaks Pädagogik der Achtung. Inhalt – Methoden – Chancen. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2008 ISBN 978-3-579-08041-3.
  • Janusz Korczak. Themen seines Lebens. Eine Werkbiographie. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2011 ISBN 978-3-579-06561-8. Auch als E-Book: http://d-nb.info/119108406X
  • Korczas demokratische Erziehungsreform: Partizipation, Konstitution, Achtung. Versuch einer werkbiographischen Rekonstruktion. In Pädagogische Rundschau, H. 1, S. 77–101, ISSN 0030-9273 online 2365-8.
  • Janusz Korczak: Sämtliche Werke, mit Erich Dauzenroth herausgg. Gütersloher Verlagshaus,
    • Band 1: Kinder der Straße. Kind des Salons. Gütersloh 1996 ISBN 3-579-02340-3.
    • Band 2: Humoresken. Satiren. Albernes Zeug. Gütersloh 2002 ISBN 3-579-02341-1.
    • Band 3: Bobo. Die verhängnisvolle Woche. Wenn ich wieder klein bin. Lebensregeln. Über die Einsamkeit. Gütersloh 2000 ISBN 3-579-02342-X.
    • Band 4: Wie liebt man ein Kind. Erziehungsmomente. Das Recht des Kindes auf Achtung. Fröhliche Pädagogik. Gütersloh 1999 ISBN 3-579-02343-8.
    • Band 5: Der Frühling und das Kind. Allein mit Gott. Unverschämt kurz. Senat der Verrückten. Die Menschen sind gut. Drei Reisen Herscheks. Kinder der Bibel: Mose. Gütersloh 1997 ISBN 3-579-02344-6.
    • Band 6: Geschichten und Erzählungen. Belehrungen und Betrachtungen. Die Schweizreise. Gütersloh 2000 ISBN 3-579-02345-4.
    • Band 7: Sozialkritische Publizistik. Die Schule des Lebens. Gütersloh 2002 ISBN 3-579-02346-2.
    • Band 8: Sozialmedizinische Schriften. Gütersloh 1999 ISBN 3-579-02347-0.
    • Band 9: Theorie und Praxis der Erziehung. Pädagogische Essays 1898-1942. Gütersloh 2004 ISBN 3-579-02348-9.
    • Band 10: Eindrücke und Notizen aus Sommerkoloniedn. Die Morsches, Joscheks und Sruleks. Die Józeks, Jasieks und Franeks. Ruhm. Gütersloh 1999, ISBN 3-579-02349-7.
    • Band 11: König Maciuś der Erste. König Maciuś auf der einsamen Insel. Gütersloh 2002 ISBN 3-579-02350-0.
    • Band 12: Der Bankrott des kleinen Jack. Kajtuś, der Zauberer. Gütersloh 1998 ISBN 3-579-02351-9.
    • Band 13: Ein hartnäckiger Junge. Publizistik für Kinder und Jugendliche. Berichte und Geschichten aus den Waisenhäusern. Gütersloh 2003 ISBN 3-579-02352-7.
    • Band 14: Kleine Rundschau. Chanukka- und Purim-Szenen. Gütersloh 2005 ISBN 3-579-02353-5.
    • Band 15: Briefe und Palästina-Reisen. Dokumente aus den Kriegs- und Ghetto-Jahren. Tagebuch – Erinnerungen. Varia. Gütersloh 2005 ISBN 3-579-02354-3.
    • Band 16: Themen seines Lebens. Kalendarium: Werk-Biographie. Gütersloh 2010, ISBN 978-3-579-02355-7.
    • Ergänzungsband: Janusz Korczak in der Erinnerung von Zeitzeugen. Mitarbeiter, Kinder und Freunde berichten, mit Silvia Ungermann herausgg. und bearbeitet. Gütersloh 1999 ISBN 3-579-02357-8.

Ehrungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zur Individualisierung des Lernprozesses. Von der Philosophischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen genehmigte Dissertation. Tag der mündlichen Prüfung: 7. Juni 1972
  2. Ernennungsurkunde zum Akademischen Oberrat: Der Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 15. November 1973
  3. Ruf auf eine Professur (H 3) zur Leitung eines hochschuldidaktischen Zentrums durch den Rektor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im SS 1974
  4. Berufung zum Ordentlichen Professor für Erziehungswissenschaft an der Gesamthochschule Wuppertal durch den Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, 17. März 1975
  5. Dekane der Bergischen Universität Wuppertal
  6. In einem Schreiben des Staatlichen Prüfungsamtes für Erste Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen, Essen, dankt sein Leiter, D. H. R. Demtröder am 2. März 2004 für 35-jährige aktive Mitgliedschaft im Prüfungsamt.
  7. Im Rahmen von Seminaren über Adolf Reichwein wurde mit Studierenden in der Uni-Bibliothek eine Ausstellung über den Pädagogen und Widerstandskämpfer A. R. durchgeführt; eröffnet am 18. Januar 1994 von Rektor Prof. Höld, Oberbürgermeisterin Ursula Kraus und der Witwe Rosemarie Reichwein
  8. Michael Kroemer: Janusz Korczak - Themen seines Lebens. In: Informationsdienst Wissenschaft. Nachrichten, Themen, Experten. Pressestelle Bergische Universität Wuppertal, 15. November 2011, abgerufen am 16. Mai 2022.