Frauenkirche (Amberg)

dreischiffiger Hallenbau mit abgewalmtem Satteldach, teilweise verputzt, mit Werksteingliederungen, spätgotisch, Anfang 15. Jahrhundert, Dachreiter 1860; mit Ausstattung

Die Frauenkirche in Amberg ist eine gotische Hallenkirche, die um 1400 an der Stelle der abgebrochenen mittelalterlichen Synagoge erbaut wurde.

Frauenkirche Amberg, Außenansicht

Geschichte

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Nach der Ausweisung der Amberger Juden zwischen 1390 und 1391 wurde an Stelle der abgebrochenen Synagoge eine Kirche mit einem Marienpatrozinium errichtet, ein Vorgehen, das auch in anderen Städten praktiziert wurde (wie etwa in Nürnberg, Würzburg oder Regensburg). Urkundlich nachweisen lässt sich die Kirche erstmals für das Jahr 1401[1] (nach anderen Angaben 1398[2]), als ein Amberger Bürger ein Benefizium für die Frauenkirche stiftete. Deren Bau hatte König Ruprecht besonders gefördert. Die Kirche umgab ein kleiner Friedhof, der beim Bau der kurfürstlichen Kanzlei weichen musste.

Die Nähe zu Kanzlei und Schloss führte dazu, dass die eigentlich städtische Kirche im Laufe des 16. Jahrhunderts zu herrschaftlichen Zwecken genutzt und sie zur „Hofkapelle“ wurde. Im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz ab 1629 wurde die Hofkapelle 1630 der Kongregation „Maria unter dem Kreuz“ zugewiesen, die sie unterhielt und neu ausstattete. Im 20. Jahrhundert, bis in die 1950er Jahre, nutzten zudem in Amberg lebende Ungarn die Kirche für ihre Feiern. Heute ist die zur Stadtpfarrei St. Martin gehörende Kirche baufällig, aufgrund der Bauschäden gesperrt und ungenutzt; eine Profanierung und Umnutzung wird diskutiert.[3][4]

Architektur

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Frauenkirche Amberg, Gewölbe

Die gotische Frauenkirche ist als dreischiffige Hallenkirche mit gemeinsamem Dach errichtet. Diese Gestaltung ist bei kleineren Bauten eher selten. Bei nur drei Jochen wirkt der Hallencharakter besonders eindringlich und hat eine hervorragende Akustik zur Folge. Die auffallende Schrägstellung der Westwand rührt daher, dass der Bau auf die noch vorhandene alte Stadtmauer des ersten Mauerrings Rücksicht nehmen musste. Die Kirche hat keinen eigenständigen Turmbau, sondern besitzt nur einen Dachreiter. Nachdem ein Sturm 1877 diesen zerstört hatte, wurde der heutige spitz aufragende Dachreiter aufgesetzt.

Ausstattung

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Die ursprüngliche Einrichtung wurde in calvinistischer Zeit zerstört. Nur eine Verkündigungsgruppe am südlichen Seitenportal zeugt noch von der Qualität der gotischen Ausstattung. Nach der Rekatholisierung sorgte die Kongregation „Maria unter dem Kreuz“ im 17. und 18. Jahrhundert für eine wertvolle Barock- und Rokokoausstattung. Als erste Kirche Ambergs wurde die Frauenkirche ab 1864 neugotisch umgestaltet. Lediglich die Stuhlwangen blieben von der Ausstattung des 18. Jahrhunderts erhalten.

Schon im 16. Jahrhundert besaß die Kirche ein Positiv, das „Maister Paulsen“ 1531 mehrmals stimmte. 1734 lieferte der Amberger Orgelbauer Johann Baptist Funtsch ein Instrument, das 1858 von einem aus der Werkstatt des einheimischen Friedrich Specht (6/I/P) ersetzt wurde. Später folgte die Steinmeyer-Orgel op. 493, erbaut 1893 für das Elisabethen-Kloster Neuburg an der Donau (5/I/P, mechanische Kegelladen), Gehäuse in neugotischem Stil. Das 1927 nach Amberg transferierte Werk ist 2024 leider nicht mehr spielbar.

Disposition der Specht-Orgel 1858, die Dominicus Mettenleiter 1867[5] als „ein sehr gelungenes Werk“ charakterisierte:

Manual
1. Principal 8′
2. Copel 8′
3. Solicinal 8′
4. Octav 4′
5. Mixtur 3fach
Pedal
6. Subbass 16′
  • Pedalkoppel

Disposition der Steinmeyer-Orgel op. 493:

 
Steinmeyer-Orgel op. 493
Manual
1. Geigenprincipal 8′
2. Gedackt 8′
3. Salicional 8′
4. Fugara 4′
Pedal
5. Bourdonbass 16′
  • Pedalkoppel

Literatur

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Commons: Frauenkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Georg Dehio (Begr.), Jolanda Drexler, Achim Hubel et al. (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern ; 5: Regensburg und die Oberpfalz. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München [u. a.] 2008, ISBN 978-3-42203118-0, S. 34.
  2. Frauenkirche (Memento des Originals vom 10. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tourismus.amberg.de auf den Seiten der Stadt Amberg, abgerufen am 13. Juni 2022
  3. Max Ferstl: Die Amberger Frauenkirche verfällt. In: sueddeutsche.de. 5. November 2018, abgerufen am 8. Juni 2022.
  4. Umnutzung Frauenkirche. Konzept-Studie der OTH Regensburg
  5. Dominicus Mettenleiter: Musikgeschichte der Oberpfalz. Pohl, Amberg 1867, S. 252; digitale-sammlungen.de

Koordinaten: 49° 26′ 38,4″ N, 11° 51′ 18,9″ O