Das Fernmeldebataillon 801 (FmBtl801) entstand aus dem Nachrichtenregiment 5 der NVA. Am 8. Oktober 1990 übernahm OTL Gerd Lips die Führung des Nachrichtenregiments 5. Es war in der Kaserne Fünfeichen in Neubrandenburg stationiert und der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ unterstellt.

Fernmeldebataillon 801
II


Bataillonswappen
Aktiv 8. Oktober 1990 bis 31. März 2016
Staat Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Heeresfernmeldetruppe
Typ Führungsunterstützungskräfte
Unterstellung Verbandsabzeichen der Panzergrenadierbrigade 41 Panzergrenadierbrigade 41
Stationierung Kaserne Fünfeichen, Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
Motto Alles - Klar
Letzter Bataillonskommandeur
Kommandeur Oberstleutnant Frank Töpfer

Auftrag Bearbeiten

Das Fernmeldebataillon 801 hatte den Auftrag, die Führungsfähigkeit der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ mit fernmeldetechnischen Führungsmitteln sicherzustellen. Hierzu richtete es neben den Gefechtsständen der Brigade ein Kommunikationsnetz zur Übertragung von Telefongesprächen, Fernschreiben, Faxen und Daten ein und betrieb dieses. Als Übertragungswege wurden hierzu Draht- beziehungsweise Kabel-, Funk- und Richtfunkverbindungen sowie unter anderen Satellitenkommunikation genutzt.

Geschichte Bearbeiten

Im Jahr 1939 wurde das damalige Wehrmachtsgelände zu zwei Kriegsgefangenenlagern umgestellt. In den folgenden fünf Jahren waren in Fünfeichen ca. 60000 Kriegsgefangene untergebracht, es kamen in dieser Zeit aber auch über 5000 Menschen unter dem NS-Regime zu Tode. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Fünfeichen dann ein Internierungslager unter russischer Führung errichtet, wieder waren in den folgenden drei Jahren ca. 4000–9000 Tote unter den Internierten zu verzeichnen. Der endgültige Abbruch der Lager im Jahre 1950 schaffte Platz für die zwei Jahre später gegründete kasernierte Volkspolizei. Erst sechs Jahre später, im Jahre 1958, waren in Fünfeichen dann das erste Mal Fernmeldekräfte der Nationalen Volksarmee (NVA) stationiert. Ab 1990 wurde dann mit Beendigung des Ost-West-Konflikts die Kaserne Fünfeichen der Bundeswehr unterstellt und das Divisionsfernmeldebataillon 801 aufgestellt. Im Laufe der Jahre gab es mehrere Strukturveränderungen, Umgliederungen und Namensänderungen. Im Kern blieb der Verband über die Jahre aber bestehen. Im Rahmen der neuen Heeresstruktur der Bundeswehr geht mit der Auflösung des Fernmeldebataillons 801 zum 31. März 2016 die langjährige Fernmeldetradition in Fünfeichen zu Ende[1].

Nach dem Auflösungsappell am 5. September 2015 bekam das Fernmeldebataillon 801 am 7. September 2015 einen letzten Sonderauftrag im Rahmen der Flüchtlingshilfe erteilt. In kürzester Zeit sollte auf dem Kasernengelände ein Gebäude zur Unterbringung von 300 Flüchtlingen bereitgestellt werden. Innerhalb von 24 Stunden wurde der Auftrag erfolgreich umgesetzt und ein nicht mehr genutztes Kompaniegebäude wieder bewohnbar gemacht. Teilweise waren in diesen 24 Stunden bis zu 150 Soldaten im Einsatz. Im Anschluss daran übernahm das Fernmeldebatataillon 801, in der Nacht vom 8. September 2015 zum 9. September 2015, die Aufnahme und Unterbringung von 148 Flüchtlingen.[2] Personelle und materielle Unterstützung in der Flüchtlingshilfe[3][4] blieb ein Auftrag des Fernmeldebataillons 801 bis zur endgültigen Auflösung. Die Stabs- und Fernmeldekompanie der Panzergrenadierbrigade übernahm am 1. April 2016 den Fernmeldeauftrag des ehemaligen Bataillons.

Einsätze Bearbeiten

An folgenden Einsätzen im In- und Ausland nahm das Bataillon teil:

Zeitraum Einsatzland Bezeichnung Tätigkeit
1994 Deutschland Oderhochwasser Hilfeleistung
1997 Deutschland Oderhochwasser Hilfeleistung
1997 Bosnien und Herzegowina SFOR Stabilisierung
1999 Kosovo KFOR Stabilisierung
2001 Kosovo KFOR Stabilisierung
2002 Deutschland Elbehochwasser Hilfeleistung
2003/04 Kosovo KFOR Stabilisierung
2006 Kosovo KFOR Stabilisierung
2007/08 Kosovo KFOR Stabilisierung
2009/10 Kosovo KFOR Stabilisierung
2012 Afghanistan ISAF Sicherheit / Wiederaufbau
2013 Deutschland Elbehochwasser[5] Hilfeleistung
2015 Deutschland Flüchtlingshilfe[6] 7. September 2015 – 31. März 2016 Unterbringung von Flüchtlingen

Kommandeure Bearbeiten

Folgende Kommandeure führten das Bataillon (Dienstgrad bei Kommandoübernahme):

Nr. Name Kommandeur von Kommandeur bis
01 Oberstleutnant Lips 08. Oktober 1990 30. September 1994
02 Oberstleutnant Polter 30. September 1994 25. Oktober 1996
03 Oberstleutnant Bermes 25. Oktober 1996 17. September 1998
04 Oberstleutnant Kasbohm 17. September 1998 18. Januar 2002
05 Oberstleutnant Gleißner 18. Januar 2002 04. Juni 2004
06 Oberstleutnant Hübel 04. Juni 2004 14. Juli 2006
07 Oberstleutnant Heinz 14. Juli 2006 19. August 2008
08 Oberstleutnant Meermann 19. August 2008 27. Januar 2011
09 Oberstleutnant Messner 27. Januar 2011 16. Januar 2013
10 Oberstleutnant Frank Töpfer 16. Januar 2013 30. September 2015
11 Oberstleutnant Ingo Zander (BtlFhr) 01. Oktober 2015 29. Februar 2016
12 Hauptmann Jörn Keller (BtlFhr) 01. März 2016 31. März 2016

Gliederung Bearbeiten

 
Gliederung des Fernmeldebataillons 801

Das Fernmeldebataillon 801 in Neubrandenburg war wie folgt gliedert:

  • 1. Kompanie (Versorgungs- und Unterstützungskompanie)
  • 2. Kompanie (Gefechtstandkompanie)
  • 3. Kompanie (gemischte Fernmeldekompanie)
  • 4. Kompanie (gemischte Fernmeldekompanie)
  • 5. Kompanie (Einsatz- und Unterstützungskompanie)

Patenschaften und Traditionspflege Bearbeiten

Das Bataillon sowie die Kompanien unterhielten langjährige Patenschaften zu Städten und Gemeinden des Kreises Mecklenburgische-Seenplatte. Die einzelnen Patengemeinden sind:

  • Für das Fernmeldebataillon die Stadt Neubrandenburg,
  • für die 1./FmBtl 801 die Gemeinde Friedland,
  • für die 2./FmBtl 801 die Gemeinde Burg Stargard,
  • für die 3./FmBtl 801 die Gemeinde Dargun,
  • bis zum 1. April 2014 für die 5./FmBtl 801 die Gemeinde Dargun[7].

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. NDR: Bundeswehrreform: Abschied von Fünfeichen. In: www.ndr.de. Archiviert vom Original am 6. September 2015; abgerufen am 5. April 2016.
  2. Von München nach Fünfeichen: 200 Flüchtlinge in Bundeswehrkaserne angekommen | Nordkurier.de. In: www.nordkurier.de. Abgerufen am 5. April 2016.
  3. Flüchtlingskrise: : Das letzte Gefecht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 20. Februar 2017]).
  4. FOCUS Online: Kaserne Fünfeichen wird Notunterkunft für Flüchtlinge. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 20. Februar 2017]).
  5. Franca Niendorf: Es kann jederzeit losgehen | svz.de. In: svz. Abgerufen am 4. April 2016 (deutsch).
  6. NDR: Flüchtlinge beziehen Notunterkunft in Kaserne. In: www.ndr.de. Archiviert vom Original am 9. September 2015; abgerufen am 4. April 2016.
  7. Dargun: Bundeswehr sucht mit Gelöbnis Öffentlichkeit | Nordkurier.de. Abgerufen am 20. Februar 2017.