Faruk Šehić

bosnischer Schriftsteller und Journalist

Faruk Šehić (geboren am 14. April 1970 in Bihać, SR Bosnien und Herzegowina, Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) ist ein Schriftsteller und Journalist. Sein literarisches Werk umfasst Lyrik, Prosa und Essays. Er erhielt 2013 den Literaturpreis der Europäischen Union für seinen Roman Knjiga o Uni. Šehić lebt in Sarajevo.

Leben und Werk

Bearbeiten

Faruk Šehić wurde am 14. April 1970 in Bihać geboren und wuchs in Bosanska Krupa auf.

Bis 1992 studierte er Veterinärmedizin in Zagreb. Dann schloss er sich der Armee von Bosnien und Herzegowina an und kämpfte im Bosnienkrieg. 1997 begann er ein Studium der Literaturwissenschaften in Sarajevo und verfasst seit 1998 literarische Texte, hauptsächlich Lyrik und Prosa.

Er debütierte im Jahr 2000 mit dem Gedichtband Pjesme u nastajanju (zu Deutsch „Gedichte im Entstehen“). Seine Kurzprosa erschien 2004, in Buchform, erstmals im Band Pod pritiskom (zu Deutsch „Unter Druck“).

Für seinen vielbeachteten Debütroman Knjiga o Uni (zu Deutsch „Buch über die Una“) von 2011 erhielt Šehić 2013 den Literaturpreis der Europäischen Union. Der Roman handelt vom ehemaligen Soldaten Mustafa Huzar, der versucht, das Trauma des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 zu überwinden. Erzählerisch umspannt der Roman die Kindheit der Hauptfigur vor dem Krieg, ihre Erlebnisse auf den Kampfplätzen während des Krieges sowie die Versuche, in einer danach zerstörten Stadt ein normales Leben zu führen. Der Fluss Una erscheint im Roman mythisch und traumhaft. An den Ufern der Una erlebte der Protagonist seine glückliche Kindheit. Der Fluss bildet damit ein Gegengewicht zu den „dreckigen und abstoßenden“ Erinnerungen an den Krieg und zur Trostlosigkeit nach dessen Ende. Was den ehemaligen Soldaten Mustafa Huzar rettet, ist das Schreiben. Der Roman Knjiga o Uni liegt noch nicht in deutscher Übersetzung vor (Stand 1/2020).

Im Gedichtband Moje rijeke (zu Deutsch „Meine Flüsse“) von 2014 widmet Šehić neben der Loire und der Drina einen Gedichtzyklus der Spree und Berlin.[1]

Im Herbst 2017 war der Autor Stipendiat am Literarischen Colloquium Berlin[2] und besingt in seinem von ihm als „Reportagegesang“ untertitelten lyrischen Text Auslenderska berlinologija (zu Deutsch „Ausländer-Berlinologie“) die Stadt.[3]

Šehićs Werk wurde ins Englische, Französische, Italienische, Deutsche, Ungarische, Niederländische, Slowenische, Ukrainische, Polnische und Makedonische übersetzt.[4] Der Autor ist Mitglied des Schriftstellerverbandes und des PEN-Zentrums in Bosnien und Herzegowina. Šehić ist Unterzeichner der 2017 veröffentlichten Deklaration zur gemeinsamen Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner.

Šehić lebt als freier Schriftsteller und Journalist in Sarajevo. Seine journalistischen Arbeiten erscheinen hauptsächlich im Nachrichtenmagazin BH Dani und der Tageszeitung Oslobođenje aus Sarajevo.

In Originalsprache

Bearbeiten

Deutsche Übersetzungen

Bearbeiten
  • Abzeichen aus Fleisch, Lyrik, zweisprachige Auswahl, Edition Korrespondenzen, Wien, 2011, ISBN 978-3-902113-87-0
  • Unter Druck, Erzählung, in: Stojić, Hana (Hrsg.): Neue Literatur aus Bosnien und Herzegowina, Sarajevski otvoreni centar, Sarajevo, 2011, S. 165–171, ISBN 978-9958-9959-2-7
  • Blinde Flecken, Erzählung, Goethe-Institut, 2014
  • Uhrwerksgeschichten, übersetzt von Elvira Veselinović, Mimesis Verlag, Mailand, 2020, ISBN 978-88-94801-07-1

Literatur

Bearbeiten
  • Davor Beganović: Trauma des Kriegers, in: Borissova, Natalija, Susi Frank und Andreas Kraft (Hrsg.): Zwischen Apokalypse und Alltag. Kriegsnarrative des 20. und 21. Jahrhundert, Transcript, Bielefeld, 2009, S. 201–220, ISBN 978-3-8394-1045-5

Ehrungen

Bearbeiten
  • Preis des Zagreber Verlages Zoro für den Kurzgeschichtenband Pod pritiskom, 2003
  • Preis des Belgrader Lyrikfestivals Trgni se! Poezija!, 2008[5]
  • Meša Selimović-Preis für den Roman Knjiga o Uni, 2011[6]
  • Literaturpreis der Europäischen Union für den Roman Knjiga o Uni, 2013[7]
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Emigrantski soul. In: lyrikline.org. 2017, abgerufen am 17. Januar 2020 (bosnisch, deutsch).
  2. Faruk Šehić. In: Literarisches Colloquium Berlin. November 2017, abgerufen am 17. Januar 2020.
  3. Faruk Šehić, jedna pjesma. Portal für Literatur und Kultur Strane, 4. Juli 2018, abgerufen am 17. Januar 2020 (bosnisch).
  4. Faruk Šehić. In: Traduki, Übersetzungen aus, nach und in Südosteuropa. Februar 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Januar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/german.traduki.eu (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Faruk Šehić osvojio Beograd. In: booksa.hr. 16. September 2008, abgerufen am 13. Januar 2020 (kroatisch).
  6. Šehiću nagrada Meša Selimović. In: SEEcult.org. 10. September 2012, abgerufen am 13. Januar 2020 (serbisch).
  7. European Union Prize for Literature. 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2020; abgerufen am 13. Januar 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.euprizeliterature.eu