Fachinformationsdienst Pharmazie

Fachinformationsdienst in Braunschweig, der von der Universitätsbibliothek und dem Institut für Informationssysteme der Technischen Universität betrieben wird

Der Fachinformationsdienst Pharmazie (PubPharm) ist ein Fachinformationsdienst für die Wissenschaft, der von der Universitätsbibliothek Braunschweig und dem Institut für Informationssysteme der Technischen Universität Braunschweig gemeinsam betrieben wird.[1][2][3] Ziel ist es, die Informationsinfrastruktur für die universitäre pharmazeutische Forschung zu verbessern. Hierzu gehören die Optimierung der Recherche- und Volltextzugriffsmöglichkeiten, die Entwicklung von innovativen Recherchetools und eine bessere Literaturversorgung.[2][4][5] Der Fachinformationsdienst (FID) Pharmazie wird seit 2015 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.[6][2] 2021 startete die 3. Förderphase.[7][8]

PubPharm Rechercheplattform Bearbeiten

Die PubPharm-Rechercheplattform ist eine vom FID Pharmazie entwickelte Suchmaschine für die Pharmazie und andere Lebenswissenschaften. Sie bietet eine Recherche nach wissenschaftlichen Publikationen sowie fachspezifischen Informationsressourcen und ist frei zugänglich. Eine neu entwickelte, standortabhängige Verfügbarkeitsprüfung zeigt direkt an, welche Literatur am eigenen Universitätsstandort verfügbar ist (abonniert ist).[1][9] Basierend auf Deep-Learning-Technologien werden bei der Arzneistoffsuche und bei der Suche nach einer Erkrankung Vorschlagslisten kontextähnlicher, verwandter Substanzen, Erkrankungen/Symptome und Gene generiert.[1][4][10][11][12] Die PubPharm-Tools Narrativer Service und Drug Overviews bieten strukturierte Literatur- und Wirkstoffübersichten.[5][13] Die Struktursuche mit Ähnlichkeits- und Substruktursuche ermöglicht es, Verbindungen anhand ihrer molekularen Struktur zu suchen. Mit der erweiterten Suche können komplexe Suchanfragen eingegeben werden.[2]

PubPharm enthält mehr als 60 Mio. Publikationen (Stand 10/2023):

  • Artikel aus Medline (PubMed) (ca. 36 Mio.)
  • Artikel aus Preprint-Archiven
  • Weitere Artikel aus pharmazeutischen und chemischen Zeitschriften
  • Bücher (E-Books und internationale Dissertationen)
  • Informationen zu klinischen Studien
  • Patente

Projektpartner Bearbeiten

Teilbereiche des Projekts Bearbeiten

  • Lizenzierung von elektronischen Zeitschriften: FID-Lizenzen ermöglichen den direkten, standortunabhängigen Volltextzugriff auf Zeitschriftenartikel unabhängig von der Lizenzierung durch Universitätsbibliotheken.
  • Entwicklung und Erweiterung der PubPharm Rechercheplattform: Dieses Discovery-System bietet als Kombination aus Suchmaschine und Bibliothekskatalog die Möglichkeit, gleichzeitig verschiedene Datenbanken und Informationsressourcen zu durchsuchen. So können z. B. mit einer Suchanfrage Daten aus Medline, dem Bibliothekskatalog, Patente und Informationen zu klinischen Studien durchsucht werden. In Zukunft werden Suchanfragen automatisch erweitert werden, z. B. werden bei Suche nach dem Handelsnamen eines Arzneistoffs auch Treffer gefunden, die den Wirkstoffnamen enthalten (Einbindung von Normdaten). Auch die Struktursuche wird inhaltlich und funktional weiterentwickelt.
  • Entwicklung innovativer Recherchetools, die neue Zugriffsmöglichkeiten auf Informationsressourcen bieten.[4][5][10]
  • Langzeitarchivierung und Retrodigitalisierung: Um Daten dauerhaft zu erhalten und zu sichern, werden Publikationen einer Langzeitarchivierung zugeführt und pharmazeutische Zeitschriften, überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert, digitalisiert.
  • Fachspezifisches Repositorium: Das Repositorium pharmRxiv stellt verschiedenste Open-Access-Zweitveröffentlichungen bereit und bietet die Möglichkeit kostenfrei zu publizieren.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Katrin Stump, Wolf-Tilo Balke, Kristof Keßler, Anke Tina Krüger, Janus Wawrzinek, Stefan Wulle: PubPharm – Der Fachinformationsdienst Pharmazie. In: PHARMAKON. Band 6, Nr. 4, S. 260–267.
  2. a b c d Christina Draheim, Kristof Keßler, Stefan Wulle: PubPharm - die Rechercheplattform. Nr. 2, 2019.
  3. Wolf-Tilo Balke, Kristof Keßler, Anke Tina Krüger, Katrin Stump, Janus Wawrzinek: Fachinformationsdienst Pharmazie. Zwischen Spitzenforschung und verlässlicher Infrastruktur. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Band 65, Nr. 2-3, 2018, S. 114–117.
  4. a b c Kristof Keßler, Hermann Kroll, Janus Wawrzinek, Christina Draheim, Stefan Wulle: PubPharm – Gemeinsam von der informationswissenschaftlichen Grundlagenforschung zum nachhaltigen Service. In: ABI Technik. Band 39, Nr. 4, 1. November 2019, ISSN 2191-4664, S. 282–294, doi:10.1515/abitech-2019-4005 (degruyter.com [abgerufen am 2. Juni 2020]).
  5. a b c Hermann Kroll, Christina Draheim: Narrative Information Access for a Precise and Structured Literature Search. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / Herausgeber VDB. Band 8, Nr. 4, 30. November 2021, ISSN 2363-9814, S. 1–13, doi:10.5282/o-bib/5730 (o-bib.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  6. Information für die Wissenschaft Nr. 75, DFG fördert fünf Fachinformationsdienste an wissenschaftlichen Bibliotheken. In: dfg.de. Abgerufen am 14. Januar 2016.
  7. 2,2 Mio. Euro für den Fachinformationsdienst Pharmazie. In: Presseinformationen TU Braunschweig. Abgerufen am 5. Januar 2018.
  8. Fachinformationsdienst Pharmazie – deutschlandweiter Service für die universitäre pharmazeutische Forschung. Presseinformationen TU Braunschweig, abgerufen am 30. Juli 2021.
  9. Standortabhängige Verfügbarkeitsprüfung und Verwendung von fachspezifischen Normdaten in der Rechercheplattform PubPharm (Fachinformationsdienst Pharmazie). In: 106. Deutscher Bibliothekartag in Frankfurt am Main 2017. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  10. a b Janus Wawrzinek, Wolf-Tilo Balke: Semantic Facettation in Pharmaceutical Collections Using Deep Learning for Active Substance Contextualization. In: Digital Libraries: Data, Information, and Knowledge for Digital Lives (= Lecture Notes in Computer Science). Springer International Publishing, Cham 2017, ISBN 978-3-319-70232-2, S. 41–53, doi:10.1007/978-3-319-70232-2_4 (springer.com [abgerufen am 12. November 2020]).
  11. Janus Wawrzinek, Wolf-Tilo Balke: Measuring the Semantic World – How to Map Meaning to High-Dimensional Entity Clusters in PubMed? In: Maturity and Innovation in Digital Libraries (= Lecture Notes in Computer Science). Springer International Publishing, Cham 2018, ISBN 978-3-03004257-8, S. 15–27, doi:10.1007/978-3-030-04257-8_2 (springer.com [abgerufen am 12. November 2020]).
  12. Janus Wawrzinek, Wolf-Tilo Balke: Semantic Facettation in Pharmaceutical Collections Using Deep Learning for Active Substance Contextualization. In: Digital Libraries: Data, Information, and Knowledge for Digital Lives (= Lecture Notes in Computer Science). Springer International Publishing, Cham 2017, ISBN 978-3-319-70232-2, S. 41–53, doi:10.1007/978-3-319-70232-2_4 (springer.com [abgerufen am 12. November 2020]).
  13. Christina Draheim, Hermann Kroll, Stefan Wulle: Neue PubPharm-Tools - Gezielter suchen, Überblick gewinnen. In: Krankenhauspharmazie. Band 44. Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker, S. 17–24.